Die Polizei erfasst in Thüringen immer mehr antisemitische Straftaten. Zwischen 2019 und 2023 ist die Zahl der Delikte von 93 auf 264 gestiegen, wie aus Daten des Thüringer Innenministeriums hervorgeht. Dabei kam es gerade im vergangenen Jahr zu einem sprunghaften Anstieg: Während im Jahr 2022 noch 175 antisemitische Straftaten erfasst wurden, waren es 2023 insgesamt 264 Fälle.
Ob der starke Anstieg mit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zu tun hat, war zunächst unklar. Bei den antisemitischen Straftaten handele es sich vorwiegend um Volksverhetzungen, gefolgt von Sachbeschädigungsdelikten und wenigen Propagandadelikten.
Explosionsartiger Anstieg bei israelbezogenem Antisemitismus
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Thüringen (Rias) hatte im August bei der Vorstellung ihrer Daten für 2023 von einem explosionsartigen Anstieg bei Vorfällen von israelbezogenem Antisemitismus gesprochen. Die Meldestelle erfasste 103 solcher Vorfälle, im Jahr 2022 waren es noch drei Vorfälle gewesen.
Als möglichen Grund nannte Rias die Folgen des Terrorangriffs der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023. Unter israelbezogenem Antisemitismus versteht Rias die Dämonisierung und Delegitimierung Israels als Staat - im Gegensatz zu einer konstruktiven und sachlichen Kritik an der israelischen Regierung.
Die Meldestelle Rias erfasst und dokumentiert nicht nur antisemitische Straftaten, sondern nimmt auch Fälle unterhalb dieser Schwelle auf.