Zwei Jahrzehnte nach dem mysteriösen Tod der jungen deutschen Backpackerin Simone Strobel in Australien warten ihre Angehörigen weiter auf Antworten. Bei einer neuen Anhörung im Lidcombe Coroner’s Court in Sydney wurden seit Montag bisher nicht verfügbare Beweise geprüft, um vielleicht doch noch Licht ins Dunkel zu bringen und den Mordfall an der Erzieherin aus Unterfranken zu lösen. Am Ende der fünftägigen Untersuchung äußerte sich Strobels Schwester unter Tränen.
Der Mord habe das Leben der Familie für immer «auf radikalste Weise» verändert, zitierte der australische Sender ABC Christina Strobel, die zusammen mit ihrem Bruder Alexander angereist war. «Meine Eltern … wurden zu bloßen Schatten ihrer selbst und versanken immer tiefer in Verzweiflung.» Sie erzählte auch von der extrem engen Bindung, die sie zu ihrer Schwester gehabt habe. «Diese Einsamkeit wird nie aufhören», betonte sie und fügte hinzu, sie wisse jetzt, dass «das Undenkbare, das Schlimmste, was passieren kann, über Nacht Wirklichkeit werden kann.»
Was war damals passiert?
Die damals 25-jährige Backpackerin aus dem Landkreis Würzburg war Anfang 2005 mit ihrem 24-jährigen Freund mit einem Wohnmobil in Australien unterwegs. Anfang 2005 kam ein weiteres Paar aus Deutschland dazu. Die vier waren auf einem Campingplatz in Lismore im Nordosten des Bundesstaates New South Wales, als Strobel plötzlich verschwand. Zuvor soll es Streit gegeben haben.
Wenige Tage später wurde ihre nackte Leiche in der Nähe des Campingplatzes unter Palmwedeln versteckt gefunden. Schnell war klar, dass die Frau Opfer eines Verbrechens geworden war. Schon kurze Zeit nach der Tat gab es erstmals Ermittlungen gegen Strobels Freund.
Ihm wurde vorgeworfen, bei seinen Vernehmungen in Deutschland und in Australien gezielt falsche Angaben gemacht zu haben. 2022 war der inzwischen 42-Jährige überraschend festgenommen und des Mordes an Strobel beschuldigt worden. Im Juni 2023 wurde die Anklage wieder fallengelassen, weil die Beweise nicht ausreichten.
Verdeckte Ermittlungen blieben erfolglos
Der seit 2012 für die Ermittlungen zuständige Beamte Dave Mackie sagte bei der neuen Anhörung aus, dass es trotz fehlender Beweise «wahrscheinlich» sei, dass Simone Strobel damals von ihrem Freund im Wohnmobil getötet wurde. Allerdings räumte er ein, dass mehrere Versuche, den Mann bei verdeckten Polizeieinsätzen zu einem Geständnis zu bewegen, erfolglos blieben.
Strobels damaliger Partner hat eine Beteiligung an der Tat stets abgestritten. Er lebt seit Jahren in Australien und ist dort verheiratet. Zusammen mit seiner Frau nahm er auch an der neuerlichen Untersuchung teil.
Es sei aber auch möglich, dass der Täter aus der Gegend von Lismore stammte, hieß es in den vergangenen Tagen. «Es besteht kein Zweifel, dass in der Nacht von Simones Verschwinden Männer mit schwerer krimineller Vergangenheit in der Nähe herumlungerten», sagte ein Anwalt bei der Anhörung. Die zuständige Untersuchungsbeamtin Teresa O'Sullivan will alle vorgelegten neuen Beweise prüfen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden.