Überschattet von Russlands Krieg gegen die Ukraine hat Litauen am Sonntag in einer Direktwahl ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Als klarer Favorit ging der 59 Jahre alte Amtsinhaber Gitanas Nauseda in das Rennen um das höchste Staatsamt des baltischen EU- und Nato-Landes, das an die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad und an Russlands Verbündeten Belarus grenzt. Gegen den parteilosen Politiker traten sieben Kandidaten an. Mit aussagekräftigen Ergebnissen wurde in der Nacht zum Montag gerechnet. Erreicht kein Kandidat die absolute Mehrheit, gehen die beiden Bestplatzierten am 26. Mai in eine Stichwahl.
Bis zur Schließung der Wahllokale hatten nach Angaben der Wahlkommission in Vilnius über 59 Prozent der fast 2,4 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Dies sei die höchste Beteiligung in der ersten Runde der Präsidentenwahl seit 1997.
Nauseda: Entschlossener Unterstützer der Ukraine
Nauseda ist ein entschlossener Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine. International profilierte er sich zudem als engagierter Vertreter der Interessen seines Heimatlandes, das durch seine Lage an der Nato-Ostflanke in der geopolitischen Konfrontation mit Russland besonders exponiert ist. Deutschland will deshalb eine gefechtsbereite Brigade mit bis zu 5000 deutsche Soldaten dauerhaft in dem Baltenstaat zu stationieren.
Nach seiner Stimmabgabe in der Hauptstadt Vilnius sagte Nauseda, er habe «für Stabilität, Verlässlichkeit und Kontinuität» gestimmt. Bei Umfragen vor der Wahl lag der parteilose Politiker klar vor seinen Mitbewerbern, unter denen mit Regierungschefin Ingrida Simonyte nur eine Frau ist. Dennoch dürfte er voraussichtlich nicht bereits im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erzielen.
Nach Ansicht von Nausedas Amtsvorgängerin Dalia Grybauskaite werden die gegenwärtigen geopolitischen Herausforderungen das Leitmotiv für die fünfjährige Amtszeit des kommenden Präsidenten bleiben: Sicherheit für Litauen, die Region und Europa sowie Schutz und Verteidigung der Demokratie. Zeitgleich mit der Präsidentenwahl fand ein Referendum zur Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft statt.