Ein Mann, der in der nordfranzösischen Stadt Rouen eine Synagoge anzündete, ist von der Polizei erschossen worden. Es handle sich um einen antisemitischen Akt an einem heiligen Ort, der alle tief berühre, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitag in Rouen und bedauerte die «inakzeptablen, schändlichen» Gewalttaten gegen Juden. Verletzte gab es nicht.
Bei dem Täter handelt es sich laut Darmanin um einen 26-jährigen Algerier, der seit einigen Wochen ausreisepflichtig war. Seine Motive sind noch unklar. Frankreich ist mit rund einer halben Million Juden das Land mit der höchsten Zahl von jüdischen Einwohnern in Europa.
Nach Angaben des Innenministers hatte der Täter den Angaben zufolge 2022 einen Aufenthaltstitel beantragt und angegeben, krank zu sein. Die Behörden lehnten den Aufenthaltstitel jedoch ab. Er sei seit einigen Wochen ausreisepflichtig gewesen und in einer Fahndungsakte registriert, sagte Darmanin.
Am frühen Morgen war die Polizei alarmiert worden, weil Rauch aus der Synagoge stieg. Vor Ort kam ein Mann den Angaben zufolge mit einem Messer und einer Eisenstange auf die Polizisten zu; weil Warnungen zwecklos blieben, schoss einer der Polizisten fünfmal auf den Mann, wie es hieß.
Das Feuer habe enormen Schaden angerichtet, sagte die Präsidentin der jüdischen Gemeinde von Rouen, Natacha Ben Haïm, dem Sender BFMTV. Viele Möbel seien beschädigt, die Wände seien schwarz. Allerdings seien die Bücher der Thora glücklicherweise nicht beschädigt worden.
Gesamte Stadt unter Schock
Von der Tat sei nicht nur die jüdische Gemeinde betroffen, sondern die gesamte Stadt Rouen sei verletzt und stehe unter Schock, sagte Bürgermeister Nicolas Mayer- Rossignol. Der Täter kletterte nach Angaben des Bürgermeisters über eine Mülltonne in den ersten Stock der Synagoge und warf dort einen Brandsatz.
Am Freitag wurden zwei Untersuchungen eingeleitet, eine wegen Brandstiftung aus religiösen Gründen und vorsätzlicher Gewalt gegen Autoritätspersonen. Das zweite Verfahren wird in Frankreich standardmäßig eingeleitet, wenn ein Polizist seine Waffe gebraucht. Der 25-jährige Polizist wurde in Gewahrsam genommen. Es sei jedoch festgestellt worden, dass er zurecht die Waffe gebraucht habe, sagte Darmanin. Dem Polizisten wurde ein Orden verliehen.
In Deutschland gehören rund 95.000 Menschen einer jüdischen Gemeinde an. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist heute die drittgrößte in Europa.