Bei einem islamistischen Terroranschlag auf ein Strandhotel in Mogadischu sind mindestens 32 Menschen getötet und mehr als 60 zum Teil schwer verletzt worden. Auch fünf der Angreifer starben bei einem Schusswechsel mit den Sicherheitskräften, sagte Polizeisprecher Abdifitah Aden. Er fügte zu dem Anschlag in der somalischen Hauptstadt hinzu: «Es war ein gnadenloser Angriff.»
Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab hat sich zu der Tat bekannt. Erst sprengte sich dabei am Freitagabend den Angaben zufolge ein Selbstmordattentäter am Eingang eines beliebten Hotels in die Luft, dann eröffneten Terroristen das Feuer auf Gäste und Spaziergänger am Strand. Panik und Chaos brachen aus: Menschen flohen vom Strand, andere warfen sich in den Sand, um den Schüssen zu entgehen. Erst in den frühen Morgenstunden endete der Schusswechsel zwischen Sicherheitskräften und Terroristen.
Einer der schlimmsten Angriffe seit langem
In den Krankenhäusern wurden mehr als 60 zum Teil Schwerverletzte behandelt. Überlebende berichteten von Horrorszenen. «Alle rannten um ihr Leben», sagte Shamso Abdi, die im Strandhotel eine Schrapnellverletzung erlitt. «Plötzlich war überall Rauch, ich hörte Menschen um Hilfe schreien, auch viele kleine Kinder und ihre Mütter», berichtete Habiibo Abdullahi, die mit ihrer Tochter am Strand gewesen war.
Der 20-jährige Awil Sebriye konnte aufgrund der Detonation zunächst einmal nichts mehr hören. «Ich war zu geschockt, um mich überhaupt zu bewegen», sagte der junge Mann, der den Abend im Hotel mit seinen Geschwistern verbrachte. Mehrere von ihnen erlitten schwere Verletzungen. «Das ist ein Angriff auf unschuldige Zivilisten jenseits meiner Vorstellungskraft», sagte Abdikadir Abdirahmman, ärztlicher Leiter eines Rettungsdienstes, der Deutschen Presse-Agentur.
In der somalischen Hauptstadt sind Anschläge keine Seltenheit, das Blutbad am Strand ist aber einer der schlimmsten Terrorangriffe seit langem. Es kam dazu, obwohl die Sicherheitskräfte in den vergangenen Jahren militärische Erfolge gegen Al-Shabaab erzielt hatten und die islamistischen Kämpfer zumindest aus Mogadischu verdrängen konnten.
Zwischen Normalität und Terror
Ein Stück Normalität kehrte nach Mogadischu zurück: Die Wiedereröffnung des Lido Beach, der jahrelang ein No-Go-Gebiet war, wurde vor einigen Jahren gefeiert, seitdem flanieren gerade am Wochenende Gruppen von Freunden dort oder Familien genießen die Zeit am Strand. Cafés und Restaurants in Mogadischu ziehen vor allem junge Menschen an. Und im Fußballstadion, das in der Vergangenheit an der Frontlinie zwischen Regierungstruppen und Islamisten lag, wurde im Januar zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren ein Fußballturnier organisiert.
Doch immer wieder plant Al-Shabaab Anschläge - oder schlägt zu. Ein Selbstmordattentäter konnte während des Fußballturniers gerade noch vor dem Stadion gestoppt werden. Im März griffen Terrorkämpfer ein Hotel in unmittelbarer Nähe des Wohnsitzes des Präsidenten an.
Während des EM-Finales explodierte eine Autobombe vor einem Café, in dem zahlreiche Fußballfans das Spiel verfolgten. Gerade die Angriffe auf solche «weichen» Ziele versetzen die Einwohner Mogadischu in Angst und Schrecken. Alle, die sich an solchen beliebten Orten aufhalten, wissen: Es könnte auch sie treffen.
Wer ist Al-Shabaab?
Seit bald 20 Jahren versucht Al-Shabaab in Somalia einen islamistischen Gottesstaat zu errichten. In den Gebieten, die die Miliz vor allem im Zentrum des Landes unter Kontrolle hat, herrscht eine radikale Auslegung der Scharia, also der islamischen Gesetzgebung. UN-Experten schätzten die Zahl der Kämpfer der Miliz im Januar auf rund 7.000 bis 12.000.
Zu den Zielen von Al-Shabaab gehört nicht nur der Sturz der Regierung in Mogadischu, sondern auch der Aufbau eines Groß-Somalia unter Einschluss der ethnischen Somalier in den Nachbarstaaten. Die Miliz lehnt alles ab, was mit dem zu tun hat, was sie als westliche Werte ansieht: Musik oder Sport, Theater und Unterhaltung. Die Miliz ist lose mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden, ein Flügel der dezentral organisierten Gruppe hat sich dagegen dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen. Gemeinsam ist ihnen der Kampf gegen die Regierung, aber auch gegen Vertreter der Zivilgesellschaft, die sich beispielsweise für Frauenrechte einsetzen. Auch Journalisten wurden wiederholt gezielt ermordet.
Schon lange begrenzt sich Al-Shabaab nicht auf Somalia. Vor allem die Nachbarstaaten, die sich auch militärisch im Kampf gegen die Miliz engagieren oder engagiert haben, wurden Ziel von Angriffen.