Der deutsche Film «Ungeduld des Herzens» ist der Gewinner des 46. Filmfestivals Max Ophüls Preis. Das Werk des Münchner Regisseurs Lauro Cress (41) gewann den mit 36.000 Euro dotierten Hauptpreis für den besten Spielfilm. Darüber hinaus wurden bei der Preisverleihung in Saarbrücken die beiden Darsteller Giulio Brizzi und Ladina von Frisching jeweils als bester Schauspielnachwuchs geehrt.
Der erste lange Spielfilm von Cress erzählt von dem jungen Soldaten Isaac, der auf einer Bowlingbahn mit Edith flirtet und in seinem Übermut nicht bemerkt, dass sie im Rollstuhl sitzt und nicht eigenständig aufstehen kann. Zwischen beiden entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft. Doch dann verliebt sich Edith in Isaac.
Jury: «Stille Hoffnung, die Kräfte freisetzt»
«Mit klassenbewusstem Blick, großer Sensibilität und einem elektrisierenden Schauspielensemble erzählt dieser Film vom Zustand rastloser Sehnsucht, vom Verlust der eigenen Identität und der Angst, nie wirklich eine gehabt zu haben. Gleichzeitig entfaltet er eine stille Hoffnung, die Kräfte freisetzt - auch in uns», begründete die Jury, der unter anderem die Schauspielerin Sibel Kekilli angehörte.
Die Preissumme für «Ungeduld des Herzens» (Buch Lauro Cress, Florian Plumeyer) wird an den Regisseur, den Produzenten und den Verleih ausgezahlt, der einen Kinostart des Films innerhalb eines Jahres in Deutschland realisiert.
Der Preis der Filmkritik für den besten Spielfilm ging an «Rote Sterne überm Feld» (DE 2025) von Laura Laabs (Buch und Regie). Er erzählt von Tine, die abtaucht, weil die letzte Aktion ihrer politischen Gruppe droht, als terroristischer Akt eingestuft zu werden. Doch die Ruhe in der ostdeutschen Provinz endet abrupt, als ein Skelett aus dem Moor gezogen wird und die Vermisstenfälle der letzten 100 Jahre neu aufgerollt werden. «Ein enorm reiches buntgeschecktes Kaleidoskop deutscher Zeitgeschichte exemplifiziert am Mikrokosmos eines kleinen Bäderdorfes in der ostdeutschen Provinz», kommentierte die Jury.
57 Filme, 19 Auszeichnungen, 130.000 Euro
Das einwöchige Filmfestival steht für die Entdeckung von Talenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. 57 Filme aus allen drei Ländern waren im Wettbewerb in den Kategorien Spielfilm, Dokumentarfilm, Mittellanger Film und Kurzfilm ins Rennen gegangen. Dafür wurden insgesamt 19 Auszeichnungen im Wert von knapp 130.000 Euro vergeben.
Gleich zwei Preise sicherte sich der Schweizer Autor und Regisseur Piet Baumgartner (Jahrgang 1984): Für «Bagger Drama» (CH 2024) wurde er sowohl für die beste Regie als auch für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Doppelehrung für «Ich sterbe, kommst du?»
Auch Benjamin Kramme, der neben seiner Arbeit als Schauspieler und Regisseur Soziale Arbeit studiert und zuletzt in einem Hospiz in Schwerin arbeitete, wurde doppelt geehrt: Für seinen Film «Ich sterbe, kommst du?» (Buch: Benjamin Kramme, Jennifer Sabel) erhielt er neben dem Publikumspreis auch den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film. «Mit Feingefühl und Klarheit zeigt uns dieser Film, dass wir auch am Ende Bedeutung in das Leben anderer tragen können», begründete die Jury.
Zwei Auszeichnungen gab es zudem für den Dokumentarfilm «To close your eyes and see fire» (AT 2024) von Nicola von Leffern und Jakob Carl Sauer, die drei Jahre lang Menschen nach der gewaltigen Explosion im Hafen von Beirut begleiteten: den Preis der Filmkritik und den Preis für die beste Musik in einem Dokumentarfilm für das Produzenten-Duo HVOB.
Viele Premieren - und ein Preis für gebürtige Saarbrückerin
Als bester Dokumentarfilm wurde «The life of Sean DeLear» (AT 2024) von Markus Zizenbacher ausgezeichnet. In der Collage aus Archivmaterial, Interviews und Tagebuchauszügen erwacht Sean DeLear, die Drag-Ikone aus den 90er Jahren, wieder zum Leben.
Bester mittellanger Film wurde «Garnelius» (DE 2025) von Julia Ketelhut (Regie, Buch) und bester Kurzfilm «God is Grey» (DE 2024) von Jennifer Drake. Die gebürtige Saarbrückerin wuchs in Ghana auf, zog nach ihrem Bachelor-Abschluss in BWL zurück nach Deutschland und studiert derzeit Produktion und Medienwirtschaft an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. «God ist grey» ist ihre erste Regiearbeit.
Eine Premiere gab es auch unter den Auszeichnungen: Zum ersten Mal wurde ein mit 10.000 Euro dotierter Preis zum «Treatment Development» verliehen, der in Zusammenarbeit mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel ins Leben gerufen wurde und die Stoffentwicklung für einen abendfüllenden Debütfilm fördert. Darüber freuen konnte sich Raoul Bruck mit Lorenz Uhl für das Projekt «Superorganismus».
Filme noch vor Ort und als Stream zu sehen
Andere Preisträger kann man sich aber jetzt schon anschauen: Eine Auswahl der Filme ist am Sonntag noch in saarländischen Kinos zu sehen und steht noch eine Woche lang als Stream über die Filmfestival-Website zur Verfügung.
Insgesamt standen in den neun Spielstätten in Saarbrücken und im Saarland in dieser Woche 151 Filme in 234 Vorstellungen auf dem Programm. Zudem bot ein Branchenprogramm viele Gelegenheiten zur Vernetzung und zum fachlichen Austausch.
«Die Festivalwoche war erfüllt von inspirierenden Gesprächen, bereicherndem Austausch und unvergesslichen Begegnungen», bilanzierte die künstlerische Leiterin Svenja Böttger, «und auch von vielen bewegenden Momenten, die uns in den Sälen und schließlich bei der heutigen Preisverleihung begleitet haben.»