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Sean «Diddy» Combs entschuldigt sich für Angriff

Rapper Sean «Diddy» Combs bittet für einen Angriff um Entschuldigung, offensichtlich auf seine frühere Freundin - wenige Tage zuvor war ein Video mit schockierenden Gewaltszenen aufgetaucht.
Sean «Diddy» Combs
Sean Combs und Cassie

Mit leicht gesenktem Kopf spricht Sean «Diddy» Combs direkt in die Kamera. «Es tut mir wirklich leid», sagt der 54-Jährige am Ende seiner gut einminütigen Videobotschaft, in der er um Entschuldigung für einen tätlichen Angriff bittet, offensichtlich auf eine Ex-Freundin. Der US-Rapper reagierte damit auf ein Überwachungsvideo aus einem Hotel, das aus dem Jahr 2016 stammen soll und am Freitag aufgetaucht war.

Der US-Sender CNN hatte das Videomaterial mit schockierenden Gewaltszenen auf einem Hotelflur veröffentlicht. Strafrechtlich belangt werden kann der Rapper wegen des Videos allerdings nicht: Das darin gezeigte Verhalten ist laut Staatsanwaltschaft bereits verjährt.

Die Erklärung von Combs löste eine Flut von Kommentaren im Netz aus, viele stellten seine Worte infrage. Er würde sich jetzt nur reumütig zeigen, weil er als Täter erwischt worden sei, schrieben Menschen auf Instagram.

Er sei an einem absoluten Tiefpunkt gewesen

Die Aufnahmen aus dem Hotel zeigen offensichtlich, wie Combs auf einem Flur seine damalige Freundin Casandra Ventura misshandelte. In dem Video ist zu sehen, wie er die Frau schlägt, zu Boden wirft, mehrfach auf sie eintritt und das Opfer über den Boden zieht. Die Frau, auf dem Weg zu einem Aufzug, ist voll bekleidet und hat zwei Taschen bei sich. Combs läuft ihr hinterher, nur auf Socken, mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt.

«Mein Verhalten in dem Video ist unentschuldbar», sagte Combs in seiner Aufzeichnung auf Instagram. Er übernehme «volle Verantwortung» für sein Verhalten, er sei damals wie heute davon angewidert. Dies sei eine der «dunkelsten» Zeiten in seinem Leben gewesen. Er sei an einem absoluten Tiefpunkt gewesen, doch danach habe er Hilfe gesucht und sich in Therapie und in eine Entziehungskur begeben.

In einer Erklärung des Bezirksstaatsanwalts von Los Angeles, George Gascón, zu dem Video hieß es: «Wir finden die Bilder äußerst verstörend und schwer anzusehen.» Wenn der dargestellte Vorfall aber aus dem Jahr 2016 stamme, sei er inzwischen verjährt und es könne leider keine Anklage mehr erhoben werden. Auch seien vonseiten der Strafverfolgungsbehörden im Zusammenhang mit dem Video keine Ermittlungen gegen Combs eingeleitet worden.

Es gibt auch Vorwürfe von anderen Frauen

Die Sängerin Ventura mit dem Künstlernamen Cassie reagierte selbst nicht auf Combs Äußerung, aber ihre Anwältin meldete sich zu Wort. Das Statement des Rappers drehe sich mehr um ihn als um die vielen Menschen, die er verletzt habe, schrieb Anwältin Meredith Firetog in einer Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Vorher habe er die Vorwürfe mehrerer Frauen bestritten und es so dargestellt, als wären diese Frauen nur auf sein Geld aus. Mit seinen «unaufrichtigen» Worten würde er jetzt niemanden umstimmen.

Cassie und Combs waren ab 2007 gut zehn Jahre mit Unterbrechungen miteinander liiert und arbeiteten während dieser Zeit auch zusammen. Im vorigen November warf die Sängerin dem Musiker in einer Zivilklage unter anderem sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Einschüchterung und körperliche Gewalt während ihrer langjährigen Beziehung vor. In der Klageschrift erwähnte sie auch den tätlichen Vorfall in dem Hotel, bei dem sie Verletzungen erlitten habe. Es kam nicht zu einem Prozess, sondern schnell zu einem Vergleich. Einzelheiten ihrer Absprache wurden nicht bekannt. Sie hätten die Angelegenheit «gütlich» gelöst, hieß es. Vorwürfe von Gewalt hatte der Musiker vehement zurückgewiesen.

Cassies Anwalt Douglas Wigdor hatte nach der Veröffentlichung des Videos am Freitag mit einer Stellungnahme reagiert. Darin schrieb er, dass das «herzzerreißende Video» ein weiterer Beweis für das «verstörende» Verhalten von Combs sei. Wigdor verwies auf den «Mut» und die «Stärke» seiner Mandantin, dieses Verhalten ans Licht zu bringen.

Mehrere Frauen hatten in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe gegen den Rapper vorgebracht. Combs, einer der erfolgreichsten Vertreter der Hip-Hop-Branche, der zudem auch als Plattenproduzent, Schauspieler und in anderen Geschäftsfeldern tätig ist, hatte entsprechende Vorwürfe immer zurückgewiesen. «Genug ist genug», schrieb er im vorigen Dezember auf Instagram. Mit «abscheulichen» Vorwürfen würden Leute versuchen, seinen Ruf zu zerstören. Er habe keine dieser «schrecklichen Dinge» getan und er werde für seinen Namen, seine Familie und für die Wahrheit kämpfen.

Noch im vorigen September war Combs («Bad Boy for Life», «I'll Be Missing You») bei der Vergabe der MTV Video Music Awards groß gefeiert worden. Für seine Karriere und seinen Einfluss auf die Musikwelt erhielt er den «Global Icon Award». Doch dann sah sich der Hip-Hop-Star mit mehreren Zivilklagen wegen Vergewaltigung und Missbrauchs konfrontiert.

Im Dezember 2023 reichte eine nicht namentlich genannte Frau Klage ein. Sie warf Combs und zwei weiteren Männern vor, sie als 17-Jährige im Jahr 2003 in dem New Yorker Studio des Rappers unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben.

Im Februar reichte der Produzent Rodney «Lil Rod» Jones, der mit Combs an dessen Grammy-nominierter Platte «The Love Album: Off the Grid» arbeitete, Klage vor einem Bundesgericht in New York ein. Demnach wirft er Combs vor, ihn in einem Zeitraum von über einem Jahr sexuell belästigt, unter Drogen gesetzt und bedroht zu haben. Jones habe auch mehrfach miterlebt, wie der Rapper, seine Mitarbeiter und andere Menschen «ernsthaft illegalen Aktivitäten» nachgegangen seien, zitierte der Sender NBC aus der Klage.

Im März sorgten dann Razzien in Los Angeles und in Miami für Schlagzeilen. US-Ermittler durchsuchten dort Häuser des Rappers. Zu den Hintergründen teilte die Behörde Homeland Security Investigations (HSI) zunächst aber nichts mit. Combs Anwälte reagierten prompt und sprachen von einer «Hexenjagd» als Folge «unbegründeter Anschuldigungen», die in Zivilklagen gegen Combs erhoben worden seien. Der Musiker sei unschuldig und werde weiter dafür kämpfen, seinen Namen reinzuwaschen.

© dpa ⁄ Barbara Munker, dpa
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