Wer hat was mit wem, wer hat sich getrennt, wer sorgt für einen Skandal und wer hatte den großen Auftritt? Neuigkeiten aus der Welt der Schönen und Reichen lieferten früher Illustrierte und Boulevard-Zeitungen. Heute informieren Stars und Sternchen ihre Fans selbst, über Plattformen wie Instagram oder Tiktok.
Für Patricia Riekel, langjährige Chefredakteurin des Magazins «Bunte», «eine Art persönliche Hofberichterstattung». «Das sind Image-Kampagnen, die eigentlich als Werbung gekennzeichnet werden müssten», sagt die Münchnerin der Deutschen Presse-Agentur anlässlich ihres 75. Geburtstages an diesem Mittwoch (19. Juni).
«Die sozialen Medien haben den Boulevard-Journalismus verändert, die Print-Auflagen kennen nur noch einen Trend: abwärts», konstatiert Riekel, die als Königin der Klatschpresse galt. Doch wer hinter die Hochglanz-Fassaden der Posts blicken will, kommt ihrer Ansicht nach um gut recherchierte Berichte nicht herum.
«Es geht um die Kluft zwischen Schein und Sein»
Seriöse People-Magazine hätten eine Chance, wenn sie mit Fakten und Hintergrund-Informationen die Wirklichkeit dieser Prominenz beschreiben. «Es geht um die Kluft zwischen Schein und Sein», legt die Journalistin dar. «Viele Celebrities sind Vorbilder, an denen sich das Publikum orientiert. Deswegen ist es so wichtig, die Realität zu zeigen.»
Den Kampf um Auflagen muss Riekel allerdings nicht mehr führen - seit rund acht Jahren ist sie im Ruhestand. Im April 2016 wurde bekannt, dass sie nach fast 20 Jahren und mehr als 1000 «Bunte»-Ausgaben nicht länger Chefredakteurin sein wird. Ein ziemlicher Schritt. «Der Ruhestand ist immer auch der Anfang vom Ende, weil am Ende nicht eine Karriere wartet, sondern der Tod», sagte Riekel 2021 anlässlich des Erscheinens ihrer Autobiografie «Wer bin ich, wenn ich nichts mehr bin?».
«Das ist eine Melancholie, mit der man immer rechnen muss, vor allem, wenn man sich selbst beobachtet und plötzlich merkt, dass es so ein paar Dinge gibt, die man nicht mehr so gut kann», sagte Riekel weiter. Aber sie verwies auch auf die positiven Seiten: «Das wird alles aufgewogen durch eine große Freiheit. Frei von Terminen, von Druck, von Verpflichtungen. Und es ist auch eine innere Unabhängigkeit.»
Zeit für wichtige Dinge
Drei Jahre später genießt Riekel genau diese Unabhängigkeit. «Die beste Zeit meines Lebens ist jetzt. Kein Wettbewerb mehr. Freiheit in jeder Beziehung. Das Wissen, niemandem mehr etwas beweisen, oder Rechenschaft ablegen zu müssen», erläutert Riekel. «Wenn ich arbeite, dann muss es sich nicht rentieren, sondern mich glücklich machen. Ich habe Zeit für meinen Lieblingsmenschen, für meine Freundinnen, ja, und auch für meinen Hund und meine Katzen. Und ich kann mich für Dinge engagieren, die mir wichtig sind, und für die ich früher wenig Zeit hatte.» Als Beispiel nennt sie die Stiftung Tribute to Bambi für Kinder in Not und Kommunalpolitik für die FDP, der auch ihr Ehemann Helmut Markwort angehört.
Mit Familie und Freunden will sie auch ihren runden Geburtstag feiern - «mit Musik, Wein, Spaghetti und Tanz». Ihr größter Wunsch: «Gesundheit für alle meine Liebsten und für mich». Klingt zufrieden. Und doch: Könnte sie ihrem 25-jährigen Ich aus heutiger Sicht einen Rat geben, wäre das ganz klar: «Hau öfters auf den Tisch».