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Popikone, Sängerin, Aktivistin: Annie Lennox wird 70

Der Megahit «Sweet Dreams (Are Made Of This)» machte Annie Lennox zum Popstar. Neben der Musik gilt sie als Stilikone und hat sich als engagierte Aktivistin einen Namen gemacht.
Annie Lennox wird 70
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Ihre Stimme prägte die Musik der 80er Jahre. Als eine Hälfte der Eurythmics wurde Annie Lennox mit Welthits wie «Sweet Dreams (Are Made Of This)» zum Weltstar und zur Stilikone. Danach feierte sie als Solokünstlerin große Erfolge. Musikalisch macht sich Lennox heute eher rar, dafür setzt sie sich umso intensiver für politische und gesellschaftliche Themen ein. Vor ihrem heutigen 70. Geburtstag haderte die engagierte Feministin mit der globalen Situation für Frauenrechte.

«Ich weiß gar nicht, ob ich das feiern sollte!», sagte sie der Zeitung «The Standard» mit Blick auf ihren Ehrentag. «Ich bin wirklich zutiefst besorgt, wie ich es schon immer war, über Frauen und Mädchen. Es scheint einfach so schnell von den Titelseiten der Zeitungen und aus den Medien zu verschwinden, und wir müssen das im Blick behalten. Wir brauchen diese Gespräche überall, um zu verstehen, warum es einen Bedarf an globalem Feminismus gibt.»

Seit den 80er Jahren eine Leitfigur

Eine feministische Leitfigur ist sie seit Beginn ihrer Karriere. Das lag unter anderem an ihrem androgynen Look, der traditionelle Geschlechterrollen im damaligen Popgeschäft ignorierte. Während andere weibliche Popstars Klischees bedienten und auf sexuelle Reize setzten, trug Lennox maskuline Anzüge und Kurzhaarschnitt.

Lennox präsentierte sich in jeglicher Hinsicht als starke, unabhängige Frau und drückte das auch in den Texten aus - am deutlichsten wohl in der Feminismus-Hymne «Sisters Are Doin' It for Themselves» von 1985, einem mitreißenden Pop-Duett mit Soullegende Aretha Franklin. «Mit diesem Lied feiern wir die selbstbewusste Befreiung der Frauen», heißt es in einer Strophe.

Weltruhm mit den Eurythmics

Ihren Bandkollegen Dave Stewart hatte die 1954 im schottischen Aberdeen geborene Sängerin in London kennengelernt, als sie als Kellnerin in einem Restaurant arbeitete. Zuvor hatte sie an der Royal Academy of Music klassische Musik studiert. Zunächst trat Lennox Stewarts Band The Tourists bei. Nach deren Trennung erfand sich das Duo, das damals privat ein Paar war, ab 1980 als Eurythmics neu. «Wir waren pleite und hatten nichts zu verlieren», sagte Lennox im BBC-Interview.

Der internationale Durchbruch gelang 1983 mit dem Album «Sweet Dreams (Are Made of This)» und der gleichnamigen Hitsingle. Der Synthiepop-Kracher machte die Eurythmics auch dank seines surrealistischen Musikvideos berühmt, das beim Musiksender MTV rauf und runter lief. Gedreht worden war in einem Keller mit einer echten Kuh. «Die Plattenfirma hatte Zweifel, dass es gespielt wird, weil sie es so merkwürdig fanden», erzählte Stewart der Deutschen Presse-Agentur in London. «Aber MTV hat es einfach gesendet und die Leute sind durchgedreht.»

Die Kombination aus Lennox' unverwechselbarer Altstimme und Stewarts minimalistischer, aber innovativer Produktion mit der coolen visuellen Ästhetik wurde zum Markenzeichen. Ihre private Beziehung hielt zwar nicht lang, aber beruflich feierten sie einen Erfolg nach dem anderen mit Hits wie «Here Comes The Rain Again», «Love Is A Stranger» oder «There Must Be An Angel (Playing With My Heart)».

Erfolgreiche Solokarriere, keine Eurythmics-Zukunft

Nach acht intensiven Jahren, in denen sie acht Alben veröffentlichten, gingen die Eurythmics in den frühen 1990er Jahren erstmals getrennte Wege. Lennox begann eine erfolgreiche Solokarriere. Ihr Debütalbum «Diva» von 1992 mit den Singles «Why» und «Walking On Broken Glass» etablierte sie als eigenständige Künstlerin.

Bis heute hat die mehrfache Grammy-Gewinnerin sechs Soloalben veröffentlicht und war an zahlreichen musikalischen Projekten beteiligt. 2004 brachte der Song «Into The West» für den Film «Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs» Annie Lennox sogar einen Oscar ein.

Die Eurythmics veröffentlichten 1999 ein weiteres Album («Peace»), das allerdings ihr letztes war, und absolvierten noch eine Tournee. Seitdem standen Stewart und Lennox nur noch vereinzelt zusammen auf der Bühne - privat sind sie noch immer befreundet. 

«In den letzten 20 Jahren hat man Annie und mir so ziemlich jede Tournee angeboten, die man sich vorstellen kann», erzählte Stewart vergangenes Jahr der dpa, «aber Annie will nicht auf Tournee gehen.» Der Produzent und Gitarrist tourt mittlerweile mit dem «Eurythmics Songbook». Statt Lennox singen dabei drei Sängerinnen.

Gesellschaftliches Engagement

Neben ihrer Musikkarriere setzt sich Lennox seit Jahrzehnten für humanitäre und soziale Projekte ein, insbesondere im Kampf gegen HIV und Aids - und für Frauenrechte. 2011 zeichnete sie Königin Elizabeth II. für ihre Verdienste mit dem Order of the British Empire (OBE) aus. «Es ist unsere Verantwortung, etwas Positives zu bewirken, wenn wir die Möglichkeit dazu haben», sagte Lennox, die Mutter von zwei Töchtern ist, dem «Guardian».

Zwar geht sie nicht mehr auf Tournee. Vereinzelte musikalische Auftritte gibt Annie Lennox aber weiterhin. So trat sie dieses Jahr unter anderem bei der Grammy-Verleihung auf. Zur Erinnerung an gestorbene Künstler und Künstlerinnen sang sie eine mitreißende Version des Prince-Songs «Nothing Compares 2 You», den Sinead O'Connor einst berühmt gemacht hatte.

Am 6. März 2025 steht Annie Lennox in London auf der Bühne. In der Royal Albert Hall bringt sie unter dem Motto «Sisters: Annie Lennox and Friends» Musik und Aktivismus zusammen. Das Benefizkonzert kommt der von ihr ins Leben gerufenen Organisation The Circle zugute, die sich weltweit für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzt.

© dpa ⁄ Philip Dethlefs, dpa

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