Der Hauptpreis des 58. internationalen Filmfestivals von Karlsbad geht an den neuesten Dokumentarfilm des britischen Regisseurs Mark Cousins. Der 59-Jährige nahm den Kristallglobus bei der Abschlussgala in dem tschechischen Kurort persönlich entgegen. In seinem Film erzählt er von einem entscheidenden Wendepunkt im Leben der britischen abstrakten Malerin Wilhelmina Barns-Graham (1912-2004).
Die Künstlerin besuchte 1949 die Berge im schweizerischen Grindelwald, was zu einer ganzen Serie von abstrakten Gletscherbildern führte. Heute ist die Eislandschaft längst massiv geschrumpft, was als Beispiel der Folgen der globalen Erwärmung gilt. Die Doku trägt den Titel «A Sudden Glimpse to Deeper Things» - übersetzt etwa: ein plötzlicher Blick auf tiefere Dinge. Der Hauptpreis ist mit umgerechnet rund 23.000 Euro dotiert.
Der Preis für die beste Regie geht an die Filmemacherin Nelicia Low aus Singapur für ihren Spielfilm «Pierce» (Stechen) über einen jungen Fechter und seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Als beste Schauspielerin wurde die Norwegerin Helga Guren gewürdigt, als beste Schauspieler die Niederländer Ton Kas und Guido Pollemans. Der britische Filmstar Clive Owen - bekannt aus «Hautnah - Closer» (2004) und «Gosford Park» (2001) - erhielt bei der Galafeier den Ehrenpreis des Festivalpräsidenten. Er habe viel in Prag und Umgebung gedreht und in Tschechien einige Freunde gefunden, sagte Owen.
Insgesamt standen in Karlsbad (Karlovy Vary) in diesem Jahr mehr als 130 abendfüllende Spiel- und Dokumentarfilme auf dem Programm. Das 1946 gegründete Filmfestival, das anfangs im Wechsel mit seinem Moskauer Pendant stattfand, ist eines der ältesten der Welt. Es verwandelt den malerischen Bäderort im Westen Tschechiens jeden Sommer in eine Partyhochburg und lockt Besucher aus dem In- und Ausland an. In diesem Jahr wurden mehr als 127 000 Eintrittskarten für Filmvorführungen verkauft.