Archäologen sprechen von einer spektakulären Entdeckung: Bei Ausgrabungen haben sie unweit der mächtigen Wallanlagen der Heuneburg bei Riedlingen in Baden-Württemberg eine Grabkammer aus frühkeltischer Zeit entdeckt. Sie ist 2.600 Jahre alt, vollständig erhalten und liegt im Zentrum eines riesigen Grabhügels mit einem Durchmesser von 65 Metern, wie Landesarchäologe Dirk Krausse mitteilte. Er ist langjähriger Leiter der Forschungen an der Heuneburg, die eine der bedeutendsten und am besten erforschten Fundstellen keltischer Zeit in Mitteleuropa darstellt.
Noch unklar ist, ob ein Mann oder eine Frau in dem Grab bestattet wurde. Die Archäologen fanden in dem Grab einige gut erhaltene Knochen eines menschlichen Skeletts, vermutlich eines 15 bis 20 Jahre alten Mannes. Das Grab sei allerdings «relativ schnell nach dem Bau» geplündert worden, teilte Krausse mit.
Die Grabkammer soll nun weiter untersucht werden. Erst muss die Feuchtigkeit aus den Holzzellen verdrängt werden. Dann wird das Holz gefriergetrocknet. Diese Prozedur wird laut Krausse um die drei Jahre dauern. Die Grabkammer soll dann in einem neuen Besucherzentrum an der Heuneburg wieder aufgebaut und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Grabkammer nur 70 Zentimeter unter der Oberfläche entdeckt
Die Archäologen stießen nur knapp 70 Zentimeter unter der Oberfläche auf die sehr massiven Eichenhölzer der Grabkammer. Das sei einmalig, weil sich Holz im Boden unter normalen Bedingungen nur wenige Jahre bis Jahrzehnte halte.
Laut Krausse ist eine komplett erhaltene keltische Grabkammer bisher erst einmal in Deutschland entdeckt worden: im Jahr 1890 bei Villingen im Schwarzwald. Sie sei jedoch unzureichend dokumentiert und erst später teilweise konserviert worden.
Die Kelten sind eine Gruppe von Völkern, die vor mehr als 2.000 Jahren weite Teile Europas besiedelten. Über ihre Kultur und ihr Alltagsleben ist wenig bekannt. Sie hinterließen keine Schriftzeugnisse. Die ersten Zeugnisse für eine keltische Kultur stammen aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. Verschwunden sind die Kelten um Christi Geburt. Ihr Kernsiedlungsgebiet war in Süddeutschland und Ostfrankreich.