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Rekord zum Abschied: Kroos geht als Real-Legende

Kein Zidane, kein Ronaldo, kein Raúl: Einen so triumphalen Abschied wie Toni Kroos hat bei Real Madrid noch kaum ein Superstar erlebt. Das Champions-League-Finale gegen Dortmund war auch sein Abend.
Toni Kroos
Kroos gehört nun zu den fünf Rekordsiegern des wichtigsten europäischen Vereinstitels. © Robert Michael/dpa

Eine der größten Legenden von Real Madrid fiel Toni Kroos noch vor der Übergabe des Champions-League-Pokals in die Arme. Die Gratulation, eine Würdigung des deutschen Nationalspielers - all das wollte Zinédine Zidane noch direkt auf dem Rasen des Wembley-Stadions erledigen.

15 Mal hat Real den wichtigsten Titel des europäischen Vereinsfußballs jetzt gewonnen. Und von Zidane über Gareth Bale bis zu Roberto Carlos waren beim 2:0-Endspiel-Erfolg gegen Borussia Dortmund viele von denen in London live dabei, die zu dieser glorreichen Historie etwas beigetragen haben. Doch keinem von diesen großen Namen war bei Real je so ein triumphaler Abschied vergönnt, wie ihn Toni Kroos am Samstagabend erlebte.

Auf ihren Schultern trugen ihn seine Mitspieler vor knapp 30.000 Madridistas auf der Westtribüne von Wembley. In seinem letzten Spiel für den Club gewann der 34-Jährige zum sechsten Mal die Champions League. Nach zehn Jahren bei Real verabschiedet sich Kroos als einer der Rekordsieger der wichtigsten europäischen Vereinstrophäe. Niemand bekam den berühmten Henkelpott häufiger in die Hände gedrückt als er, seine Teamkollegen Luka Modric, Nacho Fernandez und Dani Carvajal sowie der frühere Real-Star Francisco Gento.

Trainer Ancelotti: «Wir warten auf ihn»

«Natürlich wollte ich mich mit diesem Champions-League-Sieg verabschieden», sagte Kroos. «Das ist das perfekte Ende. Genau das Ende, von dem ich immer geträumt habe». Bei Sky sagte er mit etwas Abstand noch: «Wenn es jetzt nicht so schnell zur Nationalmannschaft gehen würde, dann würde ich mir das einrahmen und mich erst mal vier Wochen an den Strand setzen. Das bleibt für immer!»

Voraussichtlich am Dienstag werden er, sein Real-Kollege Antonio Rüdiger sowie die Dortmunder Final-Verlierer Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck ins Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft nachreisen. Nach der Europameisterschaft im eigenen Land wird Kroos' Karriere dann endgültig enden.

Sein Madrider Trainer Carlo Ancelotti machte ihm zum Abschied ein besonderes Kompliment. Er diente Kroos in blumigen Worten einen Rücktritt vom Rücktritt an: «Wir warten auf ihn. Wenn er seine Meinung ändert, ist er immer willkommen.»

Was wäre aus Kroos und Ancelotti beim FC Bayern geworden?

Doch der Italiener kennt den Deutschen lange genug, um zu wissen: Darauf wird er lange warten. Denn auf dem höchsten Niveau abzutreten, ist genau das, was Kroos immer wollte. «Er hätte nicht besser aufhören können», sagte Ancelotti deshalb auch. «Er ist eine Legende in diesem Verein.»

Wenn man so will, gab es an diesem historischen Abend in Wembley nicht nur einen deutschen Verlierer. Dass der BVB in einem großen Finale Real Madrid unterliegt - damit hatte jeder gerechnet. Aber dass der FC Bayern München einst ziemlich selbstgewiss den Champions-League-Rekordspieler Kroos (2014) und den Champions-League-Rekordtrainer Ancelotti (2017) ziehen ließ, sieht in der Rückschau immer schlechter aus.

Den jungen Kroos sah man in München nie in einer Kategorie mit Spielern wie Mario Götze oder Arjen Robben. Und Ancelotti wurde nach nicht einmal 18 Monaten gefeuert, weil man beim FC Bayern genau das gegen ihn verwendete, was man in Madrid seit Jahren an ihm schätzt: seine Gelassenheit, die lange Leine.

Kroos ist das längst egal. Mehr Titel als in Madrid hätte er in München kaum gewinnen können. Und auch vor dem letzten großen Ereignis seiner Karriere ist er immer noch nicht satt. «Es wäre falsch, nicht mit dem Ziel EM-Titel anzutreten», sagte er mit Blick auf die Europameisterschaft. Man sei zwar «weit weg davon, ein Favorit zu sein. Aber es ist ein Selbstverständnis in mir: Wenn ich ein Turnier spiele, dann will ich natürlich gewinnen!»

© dpa ⁄ Sebastian Stiekel und Carsten Lappe, dpa
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