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Umweltsenator Kerstan zieht sich aus der Politik zurück

Hamburgs Umweltsenator Kerstan tritt bei der nächsten Bürgerschaftswahl nicht mehr an und will auch nicht als Senator weitermachen. Der Grund: gesundheitliche Probleme.
Umweltsenator Jens Kerstan
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan zieht sich aus der Politik zurück. Der Grünen-Politiker will nach eigenen Angaben bei der nächsten Bürgerschaftswahl nicht mehr antreten und danach auch nicht mehr als Senator zur Verfügung stehen. © Georg Wendt/dpa

Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan zieht sich aus der Politik zurück. «Nach langer und gründlicher Überlegung habe ich mich entschieden, zur nächsten Bürgerschaftswahl im März 2025 nicht wieder anzutreten und nach dem Ende dieser Legislaturperiode nicht mehr für das Amt als Umweltsenator zur Verfügung zu stehen», sagte der Grünen-Politiker dem «Hamburger Abendblatt». Diese Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen. Grund für seinen Entschluss seien gesundheitliche Probleme.

«Meine Krebserkrankung vor knapp drei Jahren, die ich Gott sei Dank überwunden habe, hat viel Kraft gekostet und mich in den vergangenen Monaten mehr und mehr darüber nachdenken lassen, wo ich stehe, was ich bisher erreicht habe und ob und wie ich weitermachen will», so Kerstan. 

Er habe vieles erreicht und umgesetzt von den Themen und Projekten, deretwegen er vor mehr als 25 Jahren in die Politik gegangen sei. Die Frage, ob er für die nächsten fünf Jahre neue Ziele mit der gleichen Leidenschaft, Kraft und dem erforderlichen unbedingten Willen verfolgen könne, «muss ich realistischer- und ehrlicherweise mit Nein beantworten», sagte der 58-Jährige. 

Gesundheitliche Gründe für den Rückzug

Zwar habe er den Krebs besiegt und andere gesundheitliche Rückschläge überwunden. «Aber ich bin nicht ganz ohne gesundheitliche Sorgen. Und die langen Jahre der Verantwortung, insbesondere die zehn Jahre im Senat, haben Spuren hinterlassen.» Bis zum Ende der Wahlperiode wolle er aber mit voller Kraft weiterarbeiten und die Grünen im anstehenden Bürgerschaftswahlkampf unterstützen, sagte der Bergedorfer.

Kerstan wurde nach seinem Parteieintritt 1998 im Jahr 2001 Parteivize und 2008 einer der Architekten des ersten schwarz-grünen Bündnisses auf Landesebene. Bis 2015 führte er danach die Bürgerschaftsfraktionen, wechselte dann an die Spitze der Umweltbehörde. Zu seinen größten Erfolgen zählt Kerstan den 2013 im Volksentscheid beschlossenen Rückkauf der Energienetze für Strom, Gas und Fernwärme, die er als Senator umsetzte. Entscheidend in seiner Arbeit seien unter anderem auch die Deckel über die A7 und die Ausweitung von Naturschutzgebieten gewesen.

Fegebank: Grüne ohne Kerstan schwer vorstellbar

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) sagte, die Hamburger Grünen seien ohne Kerstan schwer vorstellbar. «Jens Kerstan war stets kämpferisch, manchmal streitlustig und immer 100 Prozent für die grüne Sache engagiert.» 

Als starker Verhandler habe er gerade auf Parteitagen ein ums andere Mal die Kastanien aus dem Feuer geholt und mit überzeugender Rede die Stimmung gedreht. «Mit einer sehr klaren Haltung, aber auch dem nötigen Pragmatismus hat er die Verbindung von Ökonomie und Ökologie schon gelebt, als andere noch nicht mal darüber gesprochen haben», betonte Fegebank. Kerstan sei immer bei sich geblieben, mit aller Konsequenz. «Und mit dieser schafft er es auch, zum Ende dieser Legislatur selbstbestimmt zu gehen.»

Hamburgs Grünen-Vorsitzende Maryam Blumenthal und Leon Alam nannten Kerstan eine «echte Bank» für die Grünen. «Ob Rekommunalisierung der Energienetze, Klimagesetz und Klimaplan oder die Erweiterung von Planten un Blomen: Die Arbeit unseres Senators ist überall in der Stadt sicht- und spürbar.» Sie bedauerten Kerstans Entscheidung, nannten sie aber nach zehn Jahren in einem so herausfordernden Amt nachvollziehbar und verständlich.

© dpa
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