Um aus der Vergangenheit zu lernen, ist es wichtig, dass wir sie nicht vergessen. Dazu möchte das Projekt „Stolpersteine NRW“ beitragen. Via App und Website macht ein Team des Westdeutschen Rundfunks (WDR) mehr als 15.000 Stolpersteine digital zugänglich und erzählt die Geschichten von Menschen, die Opfer des nationalsozialistischen Terror-Regimes wurden.
In den Jahren von 1933 bis 1945 wurden Millionen Menschen von den Nationalsozialisten ermordet. Allein der Holocaust an europäischen Jud:innen zählt rund sechs Millionen Opfer. Wo und wie haben die Verfolgten gelebt? Was ist mit ihnen und ihren Familien passiert? Das Projekt Stolpersteine NRW macht ihre Schicksale digital erfahrbar.
Digitales Gedenken durch Stolpersteine NRW
Mit Stolpersteine NRW hat der WDR ein Projekt gegen das Vergessen realisiert. Per App und über den Browser kannst Du auf einer interaktiven Karte in ganz Nordrhein-Westfalen Stolpersteine suchen und Informationen zu den Lebensgeschichten der Opfer abrufen, denen die Tafeln gedenken. Jeder der bislang 15.096 hinterlegten Stolpersteine erinnert an einen Menschen, der vom NS-Regime verfolgt, ermordet oder in den Suizid getrieben wurde.
Per App von Stolperstein zu Stolperstein
Unterwegs kannst Du besonders einfach mit einer kostenfreien Android- und iOS-App Stolpersteine suchen. Dabei leiten Dich kuratierte Routen und eine integrierte GPS-Navigationsfunktion von Stolperstein zu Stolperstein. Klickst Du sie an, werden die Schicksale der Menschen mit biografischen Texten, Illustrationen, Hörspielen und historischen Fotos hör-, seh- und erlebbar. Optional kannst Du eine Datenbank durchsuchen, die Informationen zu jedem einzelnen Stolperstein in NRW liefert. Ein integriertes Glossar erklärt unbekannte Begriffe.
Analoges Mahnmal wird digital erfahrbar
Unterstützt wird das Stolpersteine-Projekt von dem Künstler Gunter Demnig, der 1992 in Köln den ersten quadratischen Gedenkstein verlegte. Drei Jahre später folgten die ersten Tafeln im heute gebräuchlichen Format von zehn mal zehn Zentimetern – damals noch ohne behördliche Genehmigung. Heute ist das Einlassen der Steine in 257 Städten NRWs mit Erlaubnis möglich. Die kleinen Messingtafeln liegen meist vor dem letzten frei gewählten Wohnort der NS-Opfer. Mit weit über 80.000 Stolpersteinen in 27 europäischen Ländern gilt das Projekt des Künstlers als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Stolpersteine NRW erweitert dieses Werk erstmals flächendeckend für ein Bundesland ins Digitale.
Mehr als 15.000 Stolpersteine: WDR recherchierte mit großer Unterstützung
Viele Daten des WDR-Projekts basieren auf bis zu 30 Jahre alten analogen Akten von Gunter Demnig, die nun digitalisiert und in die WDR-Datenbank übertragen wurden. Parallel dazu recherchierte das Team gemeinsam mit Historiker:innen in zahlreichen Archiven: Zum Beispiel in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, im Gedenkbuch des Bundesarchivs und im Arolsen Archives, dem Internationalen Zentrum über NS-Opfer. Auch private Initiativen und kommunale Archive von Tageszeitungen stellten historisches Bildmaterial zur Verfügung. Sie halfen außerdem dabei, vorhandene Informationen zu den Biografien einzelner Menschen zu ergänzen und gegebenenfalls zu korrigieren.
Die Idee, persönliche Schicksale und historische Ereignisse digital erfahrbar zu machen, ist natürlich nicht ganz neu. Auf featured haben wir Dir schon einige spannende Projekte vorgestellt, mit denen Zeitgeschichte digital und interaktiv erlebbar wird. Darunter zum Beispiel das Instagram-Profil der einstigen Widerstandskämpferin Sophie Scholl, eine AR-Zeitreise zur Berliner Mauer oder eine virtuelle Tour durch das Köln der 1920er Jahre.
Hast Du die interaktive Karte von Stolpersteine NRW schon ausprobiert? Schreib uns, ob und warum es Deiner Meinung nach mehr solcher Projekte geben sollte!
Dieser Artikel Stolpersteine NRW: Ein digitales Mahnmal gegen das Vergessen kommt von Featured!