Die neue S-Bahnlinie S4 zwischen Altona und Bad Oldesloe bekommt auf mehreren Kilometern transparente Lärmschutzwände. Der durchsichtige Schallschutz sei eine «Weltneuheit», sagte die DB-Konzernbevollmächtigte Ute Plambeck an der Baustelle in Hamburg-Marienthal. «Wir wollen die Akzeptanz der Bevölkerung für dieses Projekt gewinnen», erklärte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) mit Blick auf den Neubau der Strecke. Das sei auch gelungen. Die sechs Meter hohen Wände werfen praktisch keinen Schatten und erhalten Sichtachsen über die Gleise. Dies sei den Einwohnern von Ahrensburg sehr wichtig, sagte Bürgermeister Eckart Boege (SPD).
An der S4 werden nach Angaben der Bahn insgesamt 45 Kilometer Lärmschutzwände gebaut. Gut sechs Kilometer davon werden transparent sein. Es gebe bereits durchsichtige Schutzwände, aber nicht mit dieser hohen Lärmabsorption, erläuterte der Leiter Lärmschutzsysteme bei der DB-Bahnbaugruppe, Benno Hacker.
Der 55 Meter lange Probeabschnitt soll im November auf seine Schutzwirkung überprüft werden. Voraussichtlich werde die neue Technologie demnächst auch an Autobahnen verbaut, sagte Hacker. Nach Angaben der Gesamtprojektleiterin Amina Karam sind die Plexiglas-Module der Lärmschutzwand dreimal so teuer wie die konventionellen Elemente.
Projekt kostet 1,8 Milliarden Euro
Das Bundesverkehrsministerium kündigte unterdessen einen Fördermittelbescheid über knapp 600 Millionen Euro an. Für das S4-Projekt wurden insgesamt 1,8 Milliarden Euro veranschlagt. 75 Prozent davon will der Bund übernehmen. Ab 2027 sollen auf der neuen Strecke S-Bahnzüge bis Rahlstedt fahren, wie Tjarks sagte. Ab 2029 soll Bad Oldesloe an das Netz angeschlossen sein.
Zwischen Altona und Hasselbrook nutzt die S4 bestehende S-Bahngleise, ab Hasselbrook fährt sie über die 17 Kilometer lange neue Trasse bis Ahrensburg. Bis dorthin ist ein Zehn-Minuten-Takt vorgesehen, nach Bad Oldesloe soll jede Stunde ein Zug fahren. Mit der Inbetriebnahme werden die Regionalbahnen zwischen Hamburg und Ahrensburg eingestellt.
Entlastung für Zugverkehr zwischen Deutschland und Dänemark
Die S4 sei nicht nur für den Pendlerverkehr wichtig, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). «Wir entlasten auch unsere Fehmarnbelt-Querung.» Ab 2029 soll der neue Auto- und Eisenbahntunnel unter der Meerenge Dänemark und Deutschland verbinden. Dann wird mit erheblich mehr Personen- und Güterverkehr auf der Strecke nach Hamburg gerechnet. Die Anwohner in Ahrensburg fürchteten vor allem den Lärm der Güterzüge, darum seien ihnen die Schutzwände so wichtig, erläuterte der Bürgermeister.