Ungeachtet des jüngsten Rückschlags bei der Einbindung Mecklenburg-Vorpommerns in das bundesweite Wasserstoff-Kernnetz setzt die Landesregierung weiter auf den Energieträger der Zukunft. Dazu will sie auch die Zusammenarbeit mit der dänischen Ostseeinsel Bornholm vertiefen. «Das Projekt "Energieinsel Bornholm" ist ein wegweisendes Beispiel für die transnationale Kooperation in Energiefragen, aber auch für die sehr aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an diesen Prozessen», erklärte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) vor einem neuerlichen Treffen mit hochrangigen Vertretern der Insel, die seit Sonntag in Mecklenburg-Vorpommern weilen. Meyer hatte sich im Mai auf Bornholm persönlich über die Vorhaben dort informiert.
Bornholm als Energieknotenpunkt
Nach Plänen der dänischen Regierung soll Bornholm zu einem bedeutenden europäischen Umschlagplatz für Energie werden. Neben dem in Ostsee-Windparks erzeugten Ökostrom soll von der Insel aus auch damit gewonnener grüner Wasserstoff nach Mittel- und Westeuropa geliefert werden. Dazu sollen Untersee-Stromkabel und Gasleitungen nach Deutschland verlegt werden. So will der Netzbetreiber Gascade von 2027 an über eine 140-Kilometer lange Pipeline mittels Windstrom erzeugten Wasserstoff nach Lubmin bei Greifswald leiten und dort in das europäische Verteilnetz einspeisen.
Von Lubmin, einst Anladepunkt für die beiden russisch-deutschen Nord-Stream-Gasleitungen, zweigen leistungsfähige Leitungen nach Süden und Westen ab. Der Bau einer Wasserstoff-Fernleitung von Güstrow-Glasewitz in Richtung Brandenburg war aus dem Wasserstoff-Kernnetz wieder herausgenommen worden. In Ertüchtigung und Neubau von gut 9.000 Kilometer Gasleitungen sollen bis 2032 bundesweit fast 19 Milliarden Euro investiert werden.
Gemeinsame Bestrebungen zur Stärkung des Ostseeraums
«Für Mecklenburg-Vorpommern und die ganze Ostseeregion bringt die Energiewende gleichzeitig Herausforderungen und große Chancen. Die Bereitschaft, voneinander zu lernen und eine enge Vernetzung der Nachbarn tragen dazu bei, dass wir das wirtschaftliche Potenzial im Bereich der regenerativen Energie bestmöglich nutzen», erklärte Meyer. Bei den gemeinsamen Bestrebungen, den Ostseeraum zu stärken, gelte es auch, die Häfen in Mecklenburg-Vorpommern in den Fokus nehmen.
Ihren Besuch hatte die dänische Delegation am Sonntag in Sassnitz auf Rügen gestartet. Im Hafen von Sassnitz-Mukran hat das bislang einzige Flüssigerdgas-Terminal an der deutschen Ostseeküste vor Kurzem den Regelbetrieb aufgenommen. Allerdings legten bislang nur wenige Gastanker dort an. Am Montag stand für die dänischen Gäste ein Besuch in Lubmin auf dem Programm. Auch Rostock ist noch Ziel der Reise.