Solch ein hochkarätiges Aufgebot an nordischen Königshausvertretern und Staatsoberhäuptern sieht man sonst höchstens bei runden Thronjubiläen oder dem Staatsbegräbnis der Queen: Führende Royals der skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden sowie der Präsident von Finnland und die Präsidentin von Island werden der Hauptstadt Berlin am Montag einen Besuch abstatten. Für das dänische Königspaar Frederik X. und Mary geht es dann für einen Tag weiter in die deutsch-dänische Grenzregion.
Hauptgrund der Reisen der Nordlichter ist das 25. Jubiläum der Nordischen Botschaften am Berliner Tiergarten. Statt einzelne, über die Stadt verteilte Landesvertretungen in der Bundeshauptstadt zu errichten, hatten die fünf ohnehin eng verbundenen Länder vor einem Vierteljahrhundert einen gemeinsamen Botschaftskomplex eröffnet. «Jeder für sich und doch gemeinsam» - das war das Motto, das die damalige dänische Königin Margrethe II. bei der Einweihung der Botschaftsanlage mit ihrem alles verbindenden, fast 230 Meter langen grünen Kupferband am 20. Oktober 1999 ausgesprochen hatte.
Verbundenheit untereinander, aber auch mit Deutschland
Seitdem sind Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island noch enger zusammengewachsen. Politisch sind sie sich beispielsweise in der entschiedenen Unterstützung der Ukraine einig, wirtschaftlich treiben sie emsig Handel untereinander. Bereits vor Jahren wurde die gemeinsame Vision ausgegeben, bis 2030 zur nachhaltigsten und am meisten integrierten Region der Erde zu werden.
Viele Skandinavier fühlen sich aber auch mit Deutschland verbunden - genauso wie viele Deutsche mit ihnen. Dänemark und Deutschland pflegen eine gute Nachbarschaft zueinander, Schweden gilt spätestens seit Astrid-Lindgren-Zeiten und trotz seines anhaltenden Problems mit der Bandenkriminalität noch immer als Sehnsuchtsland, und Norwegen ist infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der daraus resultierenden deutschen Abkehr von russischem Erdgas zu Deutschlands Gaslieferanten Nummer eins geworden.
Diese engen Bünde zwischen dem Norden Europas und der Bundesrepublik werden nun mit einem großen Festakt gefeiert, bei dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Berlins Kultursenator Joe Chialo sprechen sollen. Dänemark wird in den Nordischen Botschaften von König Frederik und Königin Mary vertreten, Norwegen und Schweden jeweils von den Thronfolgern Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Victoria mitsamt ihren Partnern Kronprinzessin Mette-Marit und Prinz Daniel. Aus Finnland und Island - beides Republiken, keine Monarchien - kommen Präsident Alexander Stubb mit Gattin Suzanne Innes-Stubb und Präsidentin Halla Tómasdóttir mit Ehemann Björn Skúlason. Am Abend laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender zum Dinner im Schloss Bellevue.
Der eine trifft Merkel, die anderen die dänische Minderheit
Sowohl für das dänische Königspaar als auch für den Finnen Stubb und die Isländerin Tómasdóttir stellt die Reise den Antrittsbesuch in Deutschland dar. Frederik hat den Thron im Januar von seiner Mutter Margrethe übernommen, nachdem sich diese nach 52 Jahren im Amt zur Abdankung entschlossen hatte. Stubb steht seit März an der Spitze des neuen Nato-Mitglieds Finnland, Tómasdóttir trat ihr Amt auf der Nordatlantik-Insel Island zum 1. August an.
Frederik und Mary reisen am Dienstag weiter nach Schleswig-Holstein, um der dortigen dänischen Minderheit im Grenzgebiet einen Besuch abzustatten. Auf dem Programm stehen Termine in Kiel, am ehemaligen Grenzwall Danewerk bei Schleswig sowie in Flensburg. Dabei soll vor allem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Dänen und Deutschen im Fokus stehen, unter anderem bei der grünen Wende hin zu den erneuerbaren Energien.
Auch Stubb bleibt noch einen Tag länger in Deutschland. Am Dienstag will er Kanzler Olaf Scholz und Ex-Kanzlerin Angela Merkel treffen.
Und die charismatischen Kronprinzen- und Kronprinzessinnen-Paare aus Schweden und Norwegen? Schwedens Königstochter Victoria könnte die Anwesenden einmal mehr mit ihrem fließenden Deutsch begeistern - die Tochter von König Carl XVI. Gustaf und der in Heidelberg geborenen Königin Silvia hatte zuletzt vor knapp einem Jahr bei einer Rede zum Volkstrauertag im Berliner Bundestag gezeigt, wie gut ihre Sprachkenntnisse sind.
Auch Haakon und Mette-Marit waren erst vor knapp einem Jahr in Berlin gewesen. In ihrer norwegischen Heimat hängt seit Monaten ein Schatten über ihnen: Gegen Mette-Marits Sohn aus einer früheren Beziehung, Marius Borg Høiby, wird seit Monaten wegen Gewaltvorwürfen von Ex-Partnerinnen ermittelt. Öffentliche Kommentare gibt das Paar dazu nur sehr verhalten ab.