Nach dem Rassismus-Eklat bei einer Party auf der Insel Sylt häufen sich ähnliche Vorfälle. Auch auf Schützenfesten in Niedersachsen, auf dem Schlagermove in Hamburg, in Sachsen-Anhalt und auf einem Spitzeninternat in Schleswig-Holstein soll es rassistische Gesänge gegeben haben.
Ein kurzes Video von der Pfingstparty in einem Lokal auf Sylt hatte vor wenigen Tagen bundesweit Empörung ausgelöst, weil Gäste zur Melodie des Partyhits «L’amour toujours» von Gigi D'Agostino «Ausländer raus» und «Deutschland den Deutschen» sangen. Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei ermittelt. Mindestens zwei der Identifizierten verloren ihren Job.
Rassistische Gesänge in Niedersachsen
In Niedersachsen sollen noch danach bei einer mehrtägigen Veranstaltung in Altendorf nördlich von Wolfsburg mehrere Personen rassistische Parolen zu dem Lied gesungen haben, wie die Polizei mitteilte. Der Staatsschutz ermittelt und sucht Zeugen des Vorfalls aus der Nacht zum Sonntag. Zuvor hatte die «Braunschweiger Zeitung» berichtet. Davor war bereits ein ähnlicher Vorfall auf dem Schützenfest in Löningen (Landkreis Cloppenburg) bekanntgeworden, der sich Pfingsten ereignet hatte.
Auf dem Partyumzug Schlagermove in Hamburg sollen am Samstagabend Feierende zu «L'Amour Toujours» rassistische Parolen gerufen haben, wie die Polizei mitteilte. Einige Teilnehmer sollen den Hitlergruß gezeigt haben. Das Landeskriminalamt für Staatsschutzdelikte hat die Ermittlungen übernommen.
In Sachsen-Anhalt ermitteln mehrere Polizeidienststellen. Wie das Polizeirevier im Burgenlandkreis am Montag mitteilte, soll beim traditionellen Fest Leißlinger Eierbetteln bei Weißenfels in einem Festzelt zu dem 20 Jahre alten Partyhit «Ausländer raus» und «Deutschland den Deutschen» gegrölt worden sein. Es liefen Ermittlungen wegen Volksverhetzung, teilte eine Polizeisprecherin mit. Weitere Vorfälle gab es nach Angaben der Polizei in Magdeburg und Halle.
Rassistische Äußerungen bei Schülerparty in Internat
Am renommierten Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein sollen minderjährige Schülerinnen und Schüler am Donnerstag bei einer Feier zu der Melodie rassistische Parolen gesungen haben. Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen und Schüler ins Bett geschickt, teilte das schleswig-holsteinische Bildungsministerium am Montag mit. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht veranlasst.
Mit einigen Schülerinnen und Schülern gab es laut dem Internatsleiter Peter Rösner weitere Gespräche. Diese hätten in einem Anflug großer «Dummheit» das auf Sylt entstandene Video nachahmen wollen. Die mögliche Tragweite sei ihnen nicht bewusst gewesen. Nach Angaben Rösners werden sie für eine Woche vom Schulbetrieb suspendiert.
D'Agostino-Lied soll auf dem Oktoberfest verboten werden
Wegen der Umdichtungen mit rechtsextremen Textzeilen wollen die Veranstalter des Münchner Oktoberfests das Lied «L'amour toujours» vorsichtshalber gar nicht erst spielen. «Wir wollen es verbieten, und ich werde es verbieten», sagte Oktoberfest-Chef Clemens Baumgärtner der Deutschen Presse-Agentur am Montag. «Auf der Wiesn ist für den ganzen rechten Scheißdreck kein Platz.» Das Lied an sich sei zwar nicht rechtsradikal, aber es habe eine «ganz klare rechtsradikale Konnotation» bekommen. Zuvor hatte der «Münchner Merkur» berichtet.
Auch in der Stuttgarter Fanzone zur Fußball-Europameisterschaft und auf dem Cannstatter Volksfest im Herbst soll das Lied nicht gespielt werden. Dies teilte ein Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft mit.
Die Veranstalter der Kieler Woche (22. bis 30. Juni) sehen dagegen keine rechtliche Grundlage für ein Verbot, wie der Leiter Philipp Dornberger der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Betreiber von Party- und Musikbühnen sollen aber sensibilisiert werden.
Bereits in den vergangenen Monaten gab es in den Bundesländern immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Neonazi-Parolen gerufen wurden. Am Freitagabend grölten zwei Besucher eines Festes in Erlangen rassistische Parolen zu der Musik. Bei einem Pfingstfest in der Oberpfalz sollen Besucher ebenfalls «Ausländer raus» gerufen haben, als das Lied gespielt wurde.
Redaktionshinweis: neu: Vorfälle im 4. und 5. Absatz ergänzt, Kieler Woche im 9. Absatz ergänzt