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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die neue russische Offensive im Grenzgebiet zur Großstadt Charkiw läuft weiter. Ein Angriff trifft einen gut besuchten Baumarkt. Der Überblick.
Nach Angriff auf Baumarkt
Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw wurde nach offiziellen Angaben ein Baumarkt getroffen. © Andrii Marienko/AP/dpa

Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw ist ein Baumarkt von mindestens einer Gleitbombe getroffen worden. Zum Zeitpunkt des Angriffs hielten sich rund 200 Menschen in dem Markt auf, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X mitteilte. «Es gab Tote und Verletzte», schrieb Selenskyj zu dem «brutalen Angriff» des russischen Militärs. Nach Angaben von Bürgermeister Ihro Terechow kamen in dem Baumarkt mindestens sechs Menschen ums Leben, weitere 40 wurden verletzt. 16 Menschen gelten als vermisst.

Das russische Militär behauptete, die ukrainischen Streitkräfte hätten in dem Baumarkt ein Waffenlager versteckt. «In Charkiw wird die Taktik der menschlichen Schutzschilde angewendet - sie (die Ukrainer) haben ein Militärlager und einen Kommandoposten in einem Einkaufszentrum eingerichtet, was von unserem Geheimdienst entdeckt wurde», zitierte die Staatsagentur Tass einen namentlich nicht genannten Vertreter der russischen Führung.

Selenskyj erneuerte in seinem Post den Ruf nach mehr Flugabwehrsystemen für sein Land. «Hätte die Ukraine genügend Flugabwehrsysteme und moderne Kampfflugzeuge, wären russische Angriffe wie dieser unmöglich.» An die Unterstützer der Ukraine richtete er den Appell: «Wir brauchen eine bedeutende Verstärkung der Flugabwehr und ausreichende Möglichkeiten, die russischen Terroristen zu vernichten.»

Der jüngste russische Angriff ist nach Worten Selenskyjs «eine weitere Manifestation des russischen Wahnsinns». «Nur Wahnsinnige wie (Kremlchef Wladimir) Putin sind in der Lage, Menschen auf so abscheuliche Weise zu töten und zu terrorisieren», sagte der ukrainische Präsident am frühen Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache.

Ermittlungen gegen Offiziere

Mehreren ukrainischen Kommandeuren droht ein Strafverfahren wegen des militärischen Versagens zu Beginn der neuen russischen Offensive bei Charkiw. Das Staatliche Ermittlungsbüro der Ukraine habe Ermittlungen eingeleitet, berichteten ukrainische Medien. Den Offizieren werde vorgeworfen, die Verteidigung an der Grenze zu Russland nicht ordnungsgemäß organisiert zu haben. Nach dem Angriff am 10. Mai habe die ukrainische Armee ihre vorderen Stellungen und mehrere Dörfer räumen müssen. Es habe hohe Verluste an Soldaten und Material gegeben.

Das Verfahren wurde ins offizielle Gerichtsregister aufgenommen. Den Angaben nach wird gegen 28 Offiziere ermittelt. Betroffen sei die Kommandoebene der 125. Brigade, des 415. Schützenbataillons und der 23. mechanisierten Brigade und anderer Einheiten.

Nach dem ersten Zurückweichen vor der russischen Offensive hatte die ukrainische Armeeführung bereits den kommandierenden General in diesem Abschnitt ausgetauscht. Der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, ließ sich von Baufirmen Bericht erstatten, warum Befestigungsanlagen nicht so gebaut worden waren wie bestellt.

Der Vormarsch der russischen Truppen konnte erst nach Tagen verlangsamt werden. Die schweren Kämpfe an der neuen Front dauern an. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte gestern allerdings, die ukrainische Armee habe die Kontrolle dort zurückerlangt. Nach Einschätzung von Militärexperten soll der neue russische Angriff ukrainische Kräfte binden und die russische Artillerie in Schussweite auf die Großstadt Charkiw vorschieben.

US-Regierung kündigt weitere Militärhilfe für Ukraine an

Bei dem neuen US-Paket handelt sich um die fünfte von US-Präsident Joe Biden genehmigte Tranche, seit der US-Kongress Ende April neue Mittel im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (56,2 Milliarden Euro) für Kiew freigegeben hat. Die Hilfe voriger Pakete sei bereits an der Front angekommen, hieß es vom US-Außenministerium weiter. Die neue Unterstützung werde «so schnell wie möglich» geliefert.

Berichte über Treffer auf russisches Atom-Warnsystem

Bei einem ukrainischen Drohnenangriff soll nach inoffiziellen Berichten ein Radar des russischen Frühwarnsystems gegen anfliegende Atomraketen beschädigt worden sein. Fotos von Schäden an der Anlage nahe der Stadt Armawir in Südrussland seien in russischen und ukrainischen Kanälen aufgetaucht, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in seinem Lagebericht.

Von Moskauer Seite äußerte sich der ehemalige russische Botschafter bei der Nato, Dmitri Rogosin. Im sozialen Netzwerk X schrieb er von einem Schaden am Frühwarnsystem - «einem Schlüsselelement der militärischen Steuerung der strategischen Nuklearstreitkräfte». Rogosin, mittlerweile Senator im russischen Föderationsrat, warf den USA vor, diesen Angriff geplant oder zumindest davon gewusst zu haben. Mit solchen Aktionen rücke die Welt näher an den Abgrund eines Atomkriegs, warnte er. Der Kreml oder das russische Verteidigungsministerium äußerten sich nicht.

Den Angaben nach geschah der Angriff in der Nacht auf Donnerstag, als die Ukraine auch einen Kommunikationsknoten der russischen Armee auf der Halbinsel Krim nahe Aluschta mit Raketen beschoss. Das russische Frühwarnradar vom Typ Woronesch-DM bei Armawir kann den Berichten zufolge angreifende Atomraketen auf 6000 Kilometer Entfernung erkennen. In der Kette solcher Radarstationen überwacht es den Luftraum über der Krim und Südwesteuropa hinaus bis weit auf den Atlantik. Der Angriff erfolgte allen Darstellungen nach mit einer ukrainischen Drohne.

Berlin liefert weiteres Flugabwehrsystem Iris-T an Ukraine

Das neue Flugabwehrsystem aus Deutschland wiederum sei gestern in der Ukraine angekommen, teilte das Bundesverteidigungsministerium auf der Plattform X mit. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärte, es handele sich um eine kombinierte Einheit aus IRIS-T SLM und IRIS-T SLS - «ein hoch modernes und bestens bewährtes Luftverteidigungssystem mittlerer und kurzer Reichweite, direkt aus der Fertigung der deutschen Industrie». Deutschland hat bereits mehrere Luftverteidigungssysteme unter anderem vom Typ IRIS-T und vom Typ Patriot an Kiew geliefert.

Putin: Verhandlungen nur ausgehend von «Realitäten am Boden»

Russlands Präsident Putin hat einmal mehr seine vermeintliche Bereitschaft zu Verhandlungen betont - allerdings nicht zur Rückgabe besetzter und völkerrechtswidrig annektierter Gebiete. «Es wird wieder darüber gesprochen, dass man zu Verhandlungen zurückkehren müsste», sagte der Kremlchef bei einem Besuch im verbündeten Nachbarland Belarus. Dann fügte er hinzu: «Lasst uns zu ihnen zurückkehren. Aber nicht ausgehend davon, was eine Seite will, sondern (...) ausgehend von heutigen Realitäten, die sich am Boden entwickelt haben.»

Russland hält derzeit rund ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt. Die Ukraine betont immer wieder, dass der Abzug russischer Truppen von ihrem Staatsgebiet eine Bedingung für dauerhaften Frieden sei.

Bei seinem Besuch in Belarus behauptete Putin außerdem, Wolodymyr Selenskyj sei nicht mehr legitimer Präsident der Ukraine. Hintergrund dieser Behauptung ist, dass Selenskyjs fünfjährige Amtszeit eigentlich am vergangenen Montag ausgelaufen wäre. Doch wegen der russischen Invasion gilt in der Ukraine schon seit mehr als zwei Jahren das Kriegsrecht - und deshalb bleibt Selenskyj laut ukrainischer Verfassung so lange weiter im Amt, bis wieder neu gewählt werden kann.

Nato-Chef: Chinas Hilfe entscheidend im Ukraine-Krieg

Chinas Unterstützung für Moskau ist für den russischen Angriffskrieg nach Ansicht von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg «entscheidend». «China sagt, es wolle gute Beziehungen mit dem Westen unterhalten. Zur gleichen Zeit heizt Peking aber den Krieg in Europa an. Man kann nicht beides haben», sagte Stoltenberg der «Welt am Sonntag». Es gebe eine eindeutige Zunahme der Verkäufe von Maschinenteilen, Mikroelektronik und anderen Technologien, die Moskau nutzt, um Raketen, Panzer und Flugzeuge für den Einsatz gegen die Ukraine zu produzieren. «Chinas Unterstützung ist für den russischen Angriffskrieg entscheidend», sagte Stoltenberg.

© dpa
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