Eine Rekonstruktion, die 14 Jahre gedauert hat, eine 33 Kilogramm schwere Partitur, zusammengestellt aus 104 Werken von 48 Komponisten. Das Filmkonzert des legendären Napoleon-Epos von Abel Gance aus dem Jahr 1927 wird nun in Paris uraufgeführt - unter dem Taktstock des deutschen Dirigenten Frank Strobel.
Das Mammutwerk und fast schon Nationalheiligtum der Franzosen wird in zwei Teilen (4. und 5. Juli) in der «Seine Musicale» in Boulogne-Billancourt, einer der größten Konzertsäle Frankreichs, Weltpremiere feiern. Über 250 Musiker werden unter der Leitung von Strobel die 7-Stunden-Version des Stummfilms begleiten, dessen 4,5 Millionen teure Rekonstruktion als gigantisch gilt.
Pionier auf dem Gebiet von Filmkonzerten
Strobel ist bekannt für seine Filmkonzerte. Unter seinem Dirigat fanden unter anderem die Aufführungen der restaurierten Fassungen von «Metropolis» und «Der müde Tod» von Fritz Lang statt. Eine Herausforderung ist für den Leiter der Europäischen Filmphilharmonie und des bisherigen Chefdirigenten des WDR Funkhausorchesters in Köln das Napoleon-Epos dennoch.
«Die Partitur ist von außergewöhnlicher stilistischer Vielfalt. Sie deckt rund 300 Jahre Musikgeschichte ab und reicht von Mozart und Wagner bis Beethoven, Liszt, Haydn, Berlioz und Penderecki», erklärte er der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Strobel nennt die von Simon Cloquet-Lafollye zusammengestellte Komposition ein Kaleidoskop, das ein völlig durchdachtes System sei.
Gigantisches Projekt
Der gebürtige Münchner, der heute in Berlin und Lyon lebt, wird die Musiker des Nationalorchesters Frankreichs, des Philharmonischen Orchesters von Radio France und den Chor von Radio France leiten. Eine weitere Herausforderung, denn jedes Orchester hat seine eigene Klangkultur, wie er sagte.
Gance ist für Strobel kein Unbekannter. Von dem avantgardistischen Filmpionier hat er bereits zwei Werke musikalisch begleitet. Er kenne dessen unglaubliche Emotionalität, sagte er. Das Napoleon-Epos ist wie ein großer Spektakelfilm angelegt, der Napoleon Bonaparte als Übermenschen darstellt. Mit über 400 000 Metern Film, Tausenden von Statisten und einer Ballung von Techniken war der Film damals schon ein größenwahnsinniges Projekt.