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Stuttgarter Signale: Party mit Moral und neuen Protagonisten

Der VfB erlebt gegen Bern eine Sternstunde im Europapokal. Die bringt wichtige Erkenntnisse: Der Tank ist noch nicht leer, auf bisherige Nebendarsteller Verlass und ein «Endspiel» gegen PSG abzusehen.
VfB Stuttgart - Young Boys Bern
VfB Stuttgart - Young Boys Bern

Fabian Wohlgemuth zupfte sich noch mal kurz das schicke Sakko zurecht, ehe er diesen für den VfB Stuttgart so glorreichen Abend analysierte. «Jemand einzelnen herauszuheben, macht keinen Sinn. Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung», sagte der Sportvorstand. Und die sei «in der zweiten Halbzeit außergewöhnlich gut» gewesen. Tatsächlich brachte das furiose 5:1 (1:1) gegen die Young Boys Bern, der erste Heimsieg des VfB in der Champions League nach 15 Jahren, etliche Sieger hervor. Vor allem sendete es Signale.

Nach der starken Reaktion auf die 1:5-Pleite bei Roter Stern Belgrad ist in der Königsklasse wieder mit den Schwaben zu rechnen, die Playoff-Teilnahme greifbar. Trotz der Dauerbelastung durch drei Wettbewerbe war der VfB dank laut Trainer Sebastian Hoeneß «überragender Moral» zum wiederholten Male in der Lage, einen Rückstand zu drehen. Und die Neuzugänge Fabian Rieder und Yannik Keitel drängten sich - endlich mal - richtig ins Rampenlicht.

«Endspiel» gegen Paris zeichnet sich ab

Am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) beim 1. FC Heidenheim und eine Woche später gegen den FC St. Pauli sind die Stuttgarter noch mal in der Fußball-Bundesliga gefordert. Die anschließende Verschnaufpause können sie gut brauchen - auch, um sich für den Endspurt in der Ligaphase der Champions League zu rüsten. 

Vor den Partien beim noch punktlosen Vorletzten Slovan Bratislava und gegen das derzeit punktgleiche Paris Saint-Germain liegt der VfB einen Zähler hinter den ersten 24 Tabellenplätzen, die am Ende zum Weiterkommen berechtigen. Wohlgemuth stellt sich mit Blick Richtung Januar schon jetzt auf ein «Endspiel» gegen das schwankende Starensemble aus Frankreichs Hauptstadt ein.

Schwankend waren bislang auch die Stuttgarter Leistungen in dieser Saison. Der VfB ist in gewisser Weise unberechenbar - aber sowohl in Liga, Pokal als auch Champions League noch voll dabei. Auch, weil immer wieder einzelne Spieler aus dem Schatten treten und ihre persönlichen Glanzmomente erleben.

«Befreiung» für «besessenen» Keitel

Mittelfeldspieler Keitel etwa hatte gegen Bern so einen, Offensivmann Rieder sogar gleich drei. Der im Sommer aus Freiburg gekommene Keitel erzielte das Tor zum 5:1-Endstand. An seinem Jubel habe man erkennen können, dass es «ein Stück weit eine Befreiung für ihn war», sagte Wohlgemuth über den 24-Jährigen, der extrem schwierige erste Monate in Stuttgart hinter sich hat.

Mal angeschlagen, meistens nicht gefragt. In der Liga durfte Keitel erst ein Minütchen spielen. Es sei zuletzt «keine einfache Zeit» gewesen, meinte er selbst. Der Spieler habe aber «in jedem Training Gas gegeben» und sei «fast schon besessen», lobte Wohlgemuth. Nun, als Atakan Karazor gegen die Young Boys wegen Magenproblemen zur Pause raus musste, kam die große Chance. Geht es dem Kapitän bis Sonntag nicht besser, gibt es vielleicht die nächste.

Rieder serviert gleich dreifach

Vehement für einen erneuten Startplatz empfohlen hat sich der Schweizer Rieder, der gegen seinen Heimatclub gleich drei Tore vorbereitete. Die Erwartungen an den Leihspieler von Stade Rennes waren nach der starken EM im Sommer hoch. Der 22-Jährige spielte für Stuttgart bislang auch immer - in der Regel aber als Joker und selten so auffällig wie am Mittwochabend. 

Eine «gute Leistung» sei das von Rieder gewesen, befand auch Wohlgemuth. Der Sportchef hofft, dass die angeschlagenen Nationalspieler Deniz Undav und Jamie Leweling noch vor Weihnachten ihre Comebacks geben. Den Posten von Leweling auf der Außenbahn könnte sonst eben auch Rieder weiter besetzen. Der Offensivmann sendete wie der gesamte VfB gegen Bern wichtige Signale.

© dpa ⁄ Christoph Lother, dpa
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