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Kahn denkt an Rückkehr: «Next Step» Bordeaux?

Oliver Kahn ist TV-Experte, Unternehmer, Redner. Seinen Sachverstand will der einstige Torwart-«Titan» aber vielleicht wieder bei einem abgestürzten französischen Traditionsverein einbringen.
Oliver Kahn
Oliver Kahn

Ist das nun Oliver Kahns «Urknall»? Zumindest als «Next Step» könnte ein mögliches Engagement des früheren Weltklasse-Torhüters beim abgestürzten französischen Traditionsclub Girondins Bordeaux durchgehen. Kahn, der einstige «Titan» und gescheiterte Vorstandschef des FC Bayern München, soll Interesse an einer Übernahme des Vereins haben, in dem in den 1990ern Zinédine Zidane zum Star wurde.

Der französischen Zeitung «Sud Ouest» zufolge, die sich auf mehrere Quellen stützt, soll der frühere Präsident von Olympique Marseille, Jacques-Henri Eyraud, im Namen von Kahn erste Kontakte zu Girondins-Besitzer Gérard Lopez im Dezember geknüpft haben. Der erste Austausch sei positiv gewesen, konkret sei die Angelegenheit aber noch nicht.

Gespräche «im Anfangsstadium»

Lopez, einst Boss beim Formel-1-Team Lotus, sucht seit geraumer Zeit Investoren, um den Traditionsclub zu retten. Am 21. Januar steht ein weiterer Termin vor dem Handelsgericht in Bordeaux auf dem Programm, wo es um die Zukunft des Vereins geht. Im schlimmsten Fall droht eine gerichtliche Liquidation.

«Die Gespräche über einen möglichen Einstieg bei Girondins de Bordeaux befinden sich im Anfangsstadium. Mehr gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen», bestätigte Kahn, dreimaliger Welttorhüter, der «Bild»-Zeitung.

«Urknall»? «Schöpfungsmoment»? 

Eigentlich hat der 55-Jährige damit fast schon ein bisschen zu viel gesagt. Denn mehr als eineinhalb Jahre nach der schmerzhaften Trennung vom FC Bayern will Kahn «lieber dann über Dinge» reden, «wenn sie soweit sind», wie er zuletzt immer wieder anmerkte.

Aber im Gespräch zu bleiben, schadet ja nun auch nicht, wenn man noch einiges vorhat. Der «Spiegel» schrieb in einem Porträt über Kahn im vergangenen Jahr dann davon, dass dieser auf den Knall, der seine Entlassung war, einen «Urknall» folgen lassen wolle, ein «Schöpfungsmoment» oder eben «The Next Step».

Zoff mit Hoeneß

Seine Vorstandszeit beim deutschen Fußball-Rekordmeister hat Spuren hinterlassen. Kahn war nach seiner Fünf-Sterne-Karriere als (National-)Torwart, darunter 14 prägenden Jahren in München, zum TV-Experten, Redner und Unternehmer geworden. Die damaligen Bayern-Patrone Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge fanden dann in ihm den vermeintlich perfekten Kandidaten, um den FC Bayern in eine Zeit nach Hoeneß und Rummenigge zu führen.

Fast zwei Jahre blieb Kahn Vorstandschef in München - bis zu jenem Bayern-Beben an Pfingsten 2023. Beim hochemotionalen Meisterschaftsfinale in Köln Ende Mai war der als Spieler hochemotionale Kahn nicht mal als Tribünengast erwünscht. Er wies damals «die Behauptung» zurück, dass er ausgerastet sei, als er über seine «Abberufung informiert» wurde.

Kahns Motto: Schütteln und Aufstehen

Damals wurde eine Reihe unschöner Dinge gesagt. Von beiden Seiten. Hoeneß bezeichnete die Anstellung von Kahn vorübergehend als Fehler, monierte eine «katastrophal schlechte Stimmung» im Verein und stellte später sogar dessen Arbeitsethos infrage. Mehr Watschn für einen Titan geht nicht.

«Nach dieser sehr schwierigen Zeit musste ich mich erstmal schütteln», räumte Kahn später ein. Er tat also, was er auch zu Spielerzeiten immer gemacht hatte: Sich Schütteln und wieder Aufstehen.

«Uli hat auch gesagt, der Bitcoin fällt auf null» 

Mit etwas Abstand konnte Kahn auch entspannt auf Hoeneß' Aussagen zurückblicken. «Uli ist immer auch emotional und sagt hier und da viele Dinge. Aber Uli hat auch gesagt, der Bitcoin fällt auf null», bemerkte Kahn vor dem Jahreswechsel im «Doppelpass» süffisant. Übersetzt heißt das: Hoeneß hat nicht immer recht. Manchmal liegt er mit seiner Einschätzung sogar weit daneben.

Kahn hat in der Vergangenheit immer wieder erwähnt, dass er davon träume, einen Fußballverein zu besitzen. Denn seinen Sachverstand will er weiter einbringen. In Bordeaux müsste er aber Aufbauarbeit leisten. Der sechsmalige französische Meister, der 1996 noch mit Spielern wie Zidane und Bixente Lizarazu das UEFA-Cup-Finale gegen den FC Bayern mit Kahn im Tor verloren hatte, musste nach einer Insolvenz im Sommer den Zwangsabstieg in die viertklassige National 2 antreten.

Dort liegt der Verein, auf dem Schulden von mehr als 100 Millionen Euro lasten, auf dem vierten Platz. Vielleicht ist aber gerade das die Herausforderung, die Kahn brauchen könnte: Etwas zum Schütteln und Aufstehen.

© dpa ⁄ Martin Moravec und Stefan Tabeling, dpa
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