Vom Finale in Berlin wollten die Bielefelder Pokalhelden anders als ihre Fans noch nicht explizit sprechen. Wie groß das Vertrauen in die eigene Stärke ist, wurde nach der nächsten Fußball-Party auf der Alm trotzdem klar. «Alles ist möglich», sagte Torschütze Louis Oppie in den Katakomben des traditionsreichen Stadions.
3:1 gegen den SC Freiburg, 2:0 gegen den 1. FC Union Berlin und Hannover 96: Zwei Bundesligisten und ein Zweitliga-Topteam haben die Bielefelder bereits rausgeworfen. Bei der Auslosung des Viertelfinals am 15. Dezember sind sie der einzige Drittligist im Lostopf, haben auf jeden Fall Heimrecht. «Es ist egal, wer kommt. Solche Abende hier auf der Alm sind einfach Wahnsinn. Die muss man genießen», sagte Oppie.
Trainer Kniat: Sieg «nicht erlogen»
Angepeitscht von ihren Fans im mit 26.311 Zuschauern ausverkauften engen Stadion beeindruckten die Arminen nicht nur mit hohem Einsatz und Kampfgeist. Bielefeld spielte richtig guten Fußball, gewann hochverdient. «Was mich am meisten freut, ist, dass wir uns das nicht erlogen haben», sagte Trainer Mitch Kniat mit Blick auf den mutigen Auftritt seiner Mannschaft.
Der 39-Jährige und die Arminia - das passt. Nach Jahren der Krise und dem Absturz aus der Bundesliga in die 3. Liga in nur einem Jahr hat er die Mannschaft nicht nur stabilisiert und zum Pokalschreck gemacht. Kniat hat aus dem Club auch wieder einen Aufstiegskandidaten geformt. Als Tabellendritter tritt Bielefeld am Sonntag zum Topspiel bei Dynamo Dresden an. Die Euphorie ist riesig.
«Es macht einfach Spaß mit der Truppe. Wir kriegen jedes Mal einen super Plan vom Trainerteam», berichtete Oppie. Der Coach selbst, der von seinem schönsten Sieg auf der Alm sprach und auch für die Party «Vollgas» ankündigte, gab das Lob an die Mannschaft zurück: «Es gehört nicht nur dazu, dass du einen Plan rausgibst, sondern die Jungs vertrauen auch darauf.»
Dass der Plan gegen Freiburg aufging, lag nicht zuletzt an Torwart Jonas Kersken. Der 24-Jährige verhinderte mit seinem gehaltenen Elfmeter gegen Florent Muslija einen frühen Rückstand, feierte nach dem Spiel als Anheizer ausgelassen vor der Südtribüne mit den treuesten Fans. «Wir spüren, was in uns steckt», sagte Kersken selbstbewusst.
Dafür, dass an diesem Abend alles klappte, stand auch Verteidiger Christopher Lannert. Der 26-Jährige traf erstmals im Pokal - und das direkt per Traumtor. «Wir haben schon die ganze Woche so ein bisschen gewitzelt und gesagt: Ich bin wie eine Ketchupflasche: Wenn’s einmal kommt, dann kommt’s richtig», sagte er mit einem Lächeln. Einen besseren Zeitpunkt hätte er sich dafür kaum aussuchen können.
Die unvorhergesehenen Einnahmen aus dem DFB-Pokal können helfen, den aktuellen Höhenflug noch nachhaltiger zu gestalten. Der Einzug ins Viertelfinale spült knapp 1,7 Millionen Euro in die Kasse. In den bisherigen Runden gab es bereits rund 1,5 Millionen Euro - viel Geld für den Drittligisten, der im Pokal so gar nicht wie einer auftritt.