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Unwetter in Spanien: Schon mehr als 200 Tote

Langsam, aber stetig gehen die Bergungsarbeiten in den Katastrophengebieten voran. Immer mehr Soldaten helfen mit. Auch die Zahl freiwilliger Helfer wächst. Die Zahl der Opfer dürfte weiter steigen.
Nach den Überschwemmungen in Spanien
Nach den Überschwemmungen in Spanien
Nach den Überschwemmungen in Spanien
Nach den Überschwemmungen in Spanien
Nach den Überschwemmungen in Spanien

Noch immer stapeln sich vielerorts ineinandergeschobene Autos, ganze Orte sind mit Schlamm überzogen und von der Außenwelt abgeschnitten - die Aufräumarbeiten in Spanien werden wohl lange Zeit in Anspruch nehmen. Dafür wird das Ausmaß der Unwetterschäden vom Dienstag immer deutlicher: Nach der Bergung weiterer Leichen steigt die Zahl der Toten mittlerweile auf 205. Auch auf der beliebten Touristeninsel Mallorca werden jetzt Unwetter erwartet.

Noch immer werden Dutzende vermisst. Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte im Sender RTVE, man rechne damit, etwa in Autos möglicherweise noch weitere Leichen zu finden. Bei dem Unwetter vom Dienstag waren zahlreiche Fahrzeuge in den Fluten steckengeblieben oder ineinander gedrückt worden.

Ministerin: Hilfe für jedes betroffene Dorf 

Spaniens Regierung schickte mittlerweile zusätzliche 500 Soldaten in die betroffene Region, allen voran im Gebiet um die Mittelmeermetropole Valencia. Mehr als 1.200 Soldaten sind bereits neben Rettungskräften im Einsatz. 

Man werde versuchen, jedes betroffene Dorf zu erreichen, sagte Robles. Dafür wolle sie «so viele Soldaten wie nötig» in die Gebiete schicken. Im Großraum Valencia seien 80 Kilometer Straßen sowie die Nahverkehrsverbindungen zerstört, sagte Verkehrsminister Óscar Puente.

Viele Orte sind nach wie vor abgeschnitten, fast überall fehlen Lebensmittel, Trinkwasser und Geräte wie Schaufeln zum Entfernen der Schlammmassen. Die Stromversorgung wurde in der Provinz Valencia zwar zu 85 Prozent wieder hergestellt, wie die Zeitung «El Mundo» berichtete. Sie funktionierte aber ebenso wie die Telekommunikationsnetze noch nicht überall. 

Isolierte Dörfer organisieren Selbsthilfe

Erste Gemeinden wie Catarroja südlich von Valencia, die immer noch nicht per Straße wieder zu erreichen sind, greifen mittlerweile zur Selbsthilfe, um die Einwohner mit dem Nötigsten versorgen zu können. Es fehle an allem, sagte Bürgermeisterin Lorena Silvent, am Morgen im staatlichen Sender RTVE.  «Alles ist willkommen - Essen, Trinkwasser, Geräte zur Wiederherstellung der Wasserversorgung, Kleidung.» 

Silvent plant nun, Versorgungspunkte in dem knapp 30.000 Einwohner zählenden Ort aufzubauen, wo Spenden wie Lebensmittel und Kleidung verteilt werden sollen. Auch wolle sie eine Anlaufstelle für medizinische Versorgung rund um die Uhr einrichten. Wann sie staatlich organisierte Hilfe erwarte, etwa für die Verteilung humanitärer Hilfe oder beim Freiräumen der durch aufgetürmte Autos blockierten Straßen, sagte sie nicht. 

Auch in anderen Orten organisieren Bürgermeister mittlerweile Hilfe für die Einwohner. «Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen», sagte der Bürgermeister des Orts Alfafar, Juan Ramón Adsuara, dem Fernsehsender À Punt in der Provinz Valencia. In der Gemeinde mit 20.000 Einwohnern gebe es noch Menschen, die mit Leichen in ihren Häusern lebten. 

Medien: Betroffene kamen aus Dörfern zu Fuß in die Stadt Valencia

Auch immer mehr Freiwillige melden sich. Mehr als 13.000 Menschen hätten sich über die sozialen Medien zusammengefunden und wollten nun in 19 Dörfern rund um die Stadt Valencia helfen. Die Behörden warnten die Helfer aber mit Blick auf die verschlammten oder blockierten Straßen, bloß nicht mit dem Auto anzureisen. 

In der Stadt Valencia, wo Medienberichten zufolge mindestens 13 Menschen starben, sammeln Freiwillige Spenden, die sie in betroffenen Stadtgebieten verteilen und helfen mit Geräten ausgerüstet bei den Aufräumarbeiten. 

Auch haben sich in der Stadt erste Anlaufstellen für Menschen gebildet, die aus umliegenden Orten oft schlammbedeckt und zu Fuß über eine Brücke den Fluss Turia überquerend in die Stadt kommen - auf der Suche nach Essen, Trinkwasser oder einem Unterschlupf, wie RTVE berichtete. So habe die erste Bar, auf die die Menschen nach Überqueren des Flusses stießen, mehr als 40 Stunden ununterbrochen geöffnet gehabt, etwa damit Menschen ihre Handys aufladen und ihre Angehörigen anrufen konnten oder einfach etwas aßen. 

Das für die heftigen Regenfälle vom Dienstag verantwortliche Wetterphänomen «Kalter Tropfen» zieht derweil teilweise in Richtung Nordosten weiter. Behörden warnen vor Gewittern und heftigen Regenfällen, allen voran in der auch zur Region Valencia gehörenden Provinz Castellón. Aber auch für Teile von Andalusien im Süden Spaniens galten Unwetterwarnungen, für Huelva ganz im Südwesten der Region wurde sogar bis zum Nachmittag die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. 

Auch die Balearen erwarten Unwetter auf den beliebten Touristeninseln Mallorca und Menorca. Am Flughafen von Palma de Mallorca gab es erste Verspätungen. Bisher gilt dort die zweithöchste Warnstufe Orange.

© dpa ⁄ Angelika Engler, dpa
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