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Mehr Geld für soziale Projekte im Frankfurter Problemviertel

Drogen, Kriminalität und Unsicherheit: Das Frankfurter Bahnhofsviertel gilt als sozialer Brennpunkt und Problemviertel. Mehr als zehn Unternehmen wollen nun dagegen angehen - mit viel Geld.
Bahnhofsviertel Frankfurt am Main
Elf Unternehmen haben sich in der Initiative zur Unterstützung verschiedener Projekte zusammengeschlossen. (Archivfoto) © Boris Roessler/dpa

Mehr Geld für soziale Projekte wollen in den kommenden Jahren verschiedene Unternehmen in einer Initiative zur Verbesserung des Frankfurter Bahnhofsviertels zur Verfügung stellen. 

«Wir haben uns zu der branchenübergreifenden Initiative zusammengeschlossen, um die Situation im Bahnhofsviertel für die Menschen zu verbessern, die sich dort aus ganz verschiedenen Gründen aufhalten», sagte Stephan Bredt von der Deutschen Bundesbank. 

Frankfurts Oberbürgermeister Mike Joseph (SPD) ergänzte: «Bei all den Herausforderungen, die wir in diesem Stadtteil eigentlich schon seit Jahrzehnten haben und hatten, ist in den letzten Jahren ein gewisser Punkt erreicht worden, wo wir deutlich machen mussten, dass es so nicht weitergehen kann.» Das sei auch der Grund, weswegen diese Konstellation zustande gekommen sei. 

Brücke ins normale Leben

Ziel der Initiative BHV (Bahnhofsviertel) ist es den Angaben zufolge, «im konstruktiven Dialog mit der Stadt einen positiven Beitrag für das Viertel zu leisten und ausgewählte soziale Projekte zu unterstützen». Man wolle weiter mit Hochdruck an Lösungen für die Probleme im Bahnhofsviertel arbeiten, erklärten die Vertreter der beteiligten Unternehmen. Insgesamt investierten die Unternehmen zu Beginn der Initiative 400.000 Euro, teilten sie mit.

«Wir wollen etwas tun, was den Menschen konkret hilft, die hier vor Ort die Hilfe brauchen und die durch Abhängigkeit und darunterliegende Kriminalität, ihrer guten Lebenschancen beraubt werden», erklärte Bredt von der Bundesbank. Man wolle diesen Menschen auch eine Brücke zurück «ins normale Leben» bauen. 

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing erklärte: «Wir wollen wirklich versuchen, die Lebensqualität dieser Menschen und die Lebensqualität unserer Stadt wieder zu sichern und auch damit zu steigern.» Das Unterfangen sei allerdings auch nicht ganz uneigennützig, ergänzte er. Es gehe auch um die eigenen Beschäftigten, die zum Teil versuchten, das Bahnhofsviertel zu meiden - «und das müssen wir ändern». Es gehöre einfach dazu, dass der sichere und problemlose Weg zur Arbeit gewährleistet sei. Auch für Menschen im Ausland, Investoren, Kunden und Besucher solle der erste Eindruck von Frankfurt verbessert werden. 

Elf Unternehmen bilden Initiative

Die Initiative BHV besteht zum Start aus elf Firmen und Institutionen. Die Unternehmen repräsentieren etwa 26.000 Beschäftigte, die hier im Bahnhofsviertel arbeiten, sagte Bredt. «Und daran sieht man auch, wie lebendig und auch wirtschaftsstark das Viertel ist, auch wenn es jetzt von außen manchmal erst mal nicht so den Eindruck macht.» Teilnehmer der Initiative seien unter anderem die Deutsche Bundesbank, Bank of America, Deutsche Bank, Merz Pharma oder Nestlé Deutschland. 

«Das Bahnhofsviertel hat als Tor zur Stadt großes wirtschaftliches, kulturelles und gesellschaftliches Potenzial. Um dieses zu nutzen, müssen die aktuellen Probleme nachhaltig bewältigt werden», sagte Deutsche Bank-Chef Sewing. 

Die Unternehmen hätten sich zu einem mehrjährigen Engagement im Viertel bekannt, hieß es. Konkrete Ausblicke wollte jedoch keiner der Verantwortlichen wagen. Die Initiative sei keine «einmalige Aktion», sagte Sewing. Man müsse allerdings auch abwarten, was für Fortschritte gemacht würden. 

In einem ersten Schritt sollen vier Einrichtungen im Viertel mit jeweils rund 100.000 Euro unterstützt werden. Dazu zählen: das Aktivcenter K9, das sich mit der Wiedereingliederung drogenkranker Menschen in den Arbeitsmarkt beschäftigt, das Drogenhilfezentrum La Strada, das Nachtcafé in der Moselstraße, das Drogenkranke mit warmen Mahlzeiten versorgt, und die Malteser Werke. 

Das Drogenhilfezentrum La Strada will einen großen Teil des Betrags dafür nutzen, um neue Möbel anzuschaffen. Generell will das Zentrum mehr Kapazitäten schaffen und an Details wie Schallisolation, Möblierung und Platz arbeiten, um die Aufenthaltsdauer von Klienten verlängern zu können, wie Sophie Hanack von La Strada sagte. 

Pull-Faktoren sollen minimiert werden

Frankfurts OB Joseph will auch an grundsätzlichen Dingen im Viertel arbeiten. So sollen etwa die sogenannten Pull-Faktoren verringert werden: Menschen aus München, Aschaffenburg oder anderen nah und weit entfernten Orten würden nach Frankfurt und ins Bahnhofsviertel kommen, um Drogen zu konsumieren, aber auch die Hilfseinrichtungen zu nutzen. Vonseiten der Stadt könne man das nicht alleine bewerkstelligen, sagte er. «Hier müssen wir klare Grenzen schaffen und diese Pull-Faktoren minimieren.» 

Laut einer aktuellen Auswertung des Frankfurter Sozialdezernats kommen die meisten auswärtigen Drogenkranken aus Offenbach (67) und Darmstadt (44) in die Frankfurter Konsumräume. Dicht dahinter folgen mit Aschaffenburg (38) und München (37) zwei bayerische Städte. Auf Platz fünf liegt die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz (35). Insgesamt sind auf der Liste der 20 häufigsten Herkunftsorte fünf Städte aus Bayern und zwei aus Baden-Württemberg zu finden. Aus Frankfurt selbst stammten im vergangenen Jahr 1.251 hilfesuchende Menschen und damit 44,3 Prozent der Drogenkranken. 2022 waren es 44,4 Prozent (1414 Menschen).

© dpa
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