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Mangel an Organspenden - acht Jahre Wartezeit für eine Niere

Der Bedarf an Spenderorganen ist hoch, doch zu selten dürfen Ärzte nach dem Tod Spenderorgane entnehmen. Auch Baden-Württemberg profitiert von Spenden aus dem Ausland.
Organspenden
In Baden-Württemberg warten weiterhin rund 950 Menschen auf ein Spenderorgan - die Zahlen der Organspender stagnieren auf einem niedrigen Niveau. (Symbolbild) © Hendrik Schmidt/dpa

Die Zahl der Organspender stagniert auf einem niedrigen Niveau: 946 Menschen haben zuletzt allein in Baden-Württemberg auf ein Spenderorgan gewartet. Das teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mit. Allein 735 davon benötigen demnach eine Niere. Dem gegenüber gab es in diesem Jahr bis Ende August nur 83 Organspender im Südwesten, denen nach ihrem Tod Organe für eine Transplantation entnommen wurden. Im Vorjahreszeitraum waren es mit 99 Spendern zwar rund 19 Prozent mehr, in den ersten acht Monaten 2022 mit 87 allerdings ähnlich wenige.

«Laut Umfragen ist in Deutschland eine deutliche Mehrheit der Menschen, nämlich 73 Prozent, der Organspende gegenüber positiv eingestellt», sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). «Trotzdem stagniert seit über zehn Jahren die Zahl der Organspenderinnen und -spender auf einem, wie ich meine, beschämend niedrigen Niveau.» Täglich würden bundesweit drei Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan sterben. Laut DSO warten Menschen im Schnitt acht Jahre auf eine neue Niere.

Baden-Württemberg wirbt für Widerspruchslösung

Aktuell müssen Menschen in Deutschland ihren Willen bezüglich einer Organspende nach ihrem Tod schriftlich festgehalten haben. Sonst müssen die Angehörigen entscheiden. Geht es unter anderem nach der Landesregierung Baden-Württemberg, sollen Menschen künftig generell als Organspender gelten - es sei denn, sie widersprechen ausdrücklich. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf für die sogenannte Widerspruchslösung hat der Bundesrat in den Bundestag eingebracht. 

Trotz der hohen Zustimmungsrate zur Organspende liegt laut DSO nur bei 15 Prozent der möglichen Organspender ein schriftlicher Wille in Form eines Organspendeausweises oder einer Patientenverfügung vor. Die Angehörigen wiederum tun sich demnach oft schwer, die Entscheidung für ihre Liebsten zu fällen - in acht von zehn Fällen würden sie letztlich keine Zustimmung zur Organspende geben.

Die DSO zeigt sich dennoch zurückhaltend in Bezug auf die diskutierte Widerspruchslösung: «Internationale Erfahrungen zeigen zwar, dass sich durch die Einführung einer Widerspruchsregelung die Organspendezahlen nicht sprunghaft erhöhen», sagte eine Sprecherin. «Sie könnte aber dazu beitragen, der Organspende mehr Selbstverständlichkeit zu verleihen und damit auch das daran Denken in den Kliniken zu fördern.»

Deutschland erhält mehr Organspenden aus dem Ausland, als es gibt

Minister Lucha verweist auch auf den Verbund mit anderen europäischen Ländern über Eurotransplant: «Als Mitglied im Eurotransplant-Verbund profitiert Deutschland jedoch von der deutlich höheren Spendenbereitschaft im europäischen Ausland und damit indirekt von der dort vorherrschenden Widerspruchslösung.» Laut DSO gilt Deutschland seit Jahren als «Importland» bei Organspenden - erhält also mehr Organspenden, als es gibt. So stammten etwa in Baden-Württemberg 2023 von 393 transplantierten Organen 58 aus dem Ausland.

Seit März gibt es in Deutschland auch ein Online-Portal, um sich für oder gegen eine Organspende nach dem Tod zu registrieren: Auf dem Portal www.organspende-register.de kann man ab dem Alter von 16 Jahren seinen Willen dokumentieren. Die Angaben sind freiwillig, kostenlos und können geändert und gelöscht werden. Erklärungen auf Papier, etwa Organspendeausweise, sind weiter möglich. Das Online-Register ist Kernstück eines 2020 vom Bundestag beschlossenen Gesetzes, das Erklärungen zur Spendenbereitschaft erleichtern soll.

© dpa
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