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Dressur-Skandal kurz vor Olympia: 24 Schläge auf Pferdebeine

Fälle von Tierquälerei beschäftigen die Dressur seit Monaten. Jetzt kommt vor den Spielen in Paris ein besonders prominenter Vorfall hinzu. Das deutsche Team ist erschrocken - und könnte profitieren.
Charlotte Dujardin
Paris 2024 - Charlotte Dujardin
FN-Sportchef Dennis Peiler

Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris sorgt ein neuer Dressur-Skandal für Aufregung. Auch im Trainingslager des deutschen Teams gab es Diskussionen über den Fall der nun gesperrten britischen Olympiasiegerin Charlotte Dujardin wegen eines tierschutz-relevanten Trainings-Videos. «Das ist nicht gut für den Dressursport», sagte Equipe-Chef Klaus Roeser. Die Mannschaft wolle sich derzeit nicht weiter zu dem Thema äußern.

Heimlich aufgenommene Videos

Fälle von Tierquälerei in den USA und in Dänemark beschäftigen die Dressurszene seit einigen Monaten. Heimlich aufgenommene Videos hatten für Entsetzen gesorgt - und so lief es auch jetzt. Der niederländische Anwalt Stephan Wensing hatte den Vorfall im Auftrag einer Mandantin beim Weltverband angezeigt und sagte im «Guardian» zu dem Video: «Charlotte Dujardin war mitten in der Arena. Sie sagte der Schülerin: "Dein Pferd muss im Galopp die Beine mehr heben." Sie nahm die lange Peitsche und schlug das Pferd mehr als 24 Mal in einer Minute. Es war wie ein Elefant im Zirkus.»

Das Video soll vier Jahre alt sein. Seine Klientin habe damals gedacht, das müsse normal sein, weil Dujardin ja Olympiasiegerin sei, sagte Anwalt Wensing. Doch dann habe es andere Fälle gegeben. «Und dieses Wochenende hat sie schließlich beschlossen, dass ich die Beschwerde bei der FEI einreichen darf», erläuterte der Niederländer. 

«Vorwürfe sind schwerwiegend»

Der Weltverband FEI begann daraufhin mit Untersuchungen und teilte am Dienstagabend mit, dass Dujardin bis auf weiteres suspendiert worden sei. Die 39-Jährige habe bis zum Abschluss von Untersuchungen wegen des Videos auch selbst darum gebeten. Auf dem Video sei zu sehen, wie Dujardin gegen das Wohlergehen eines Pferdes handele. Sie selbst habe zugegeben, dass sie die Person auf dem Video sei und ihr Verhalten unangemessen gewesen sei.

«Wir sind zutiefst enttäuscht über diesen Fall, insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele», sagte FEI-Präsident Ingmar De Vos. «Es liegt jedoch in unserer Verantwortung und ist von entscheidender Bedeutung, dass wir uns mit allen Missbrauchsfällen befassen, da das Wohlergehen der Pferde nicht gefährdet werden darf.»

Nach Angaben des britischen Verbandes BEF wird im Fall Dujardin «Fehlverhalten im Tierschutz» untersucht. «Die erhobenen Vorwürfe sind schwerwiegend und die Konsequenzen weitreichend», hieß es weiter. Dujardin selber hatte sich in einer Stellungnahme entschuldigt, ohne im Detail auf das Video mit dem Training einer Schülerin einzugehen. «Ich schäme mich zutiefst und hätte in dem Moment ein besseres Beispiel abgeben sollen», schrieb sie in einer Stellungnahme.

Sportliche Auswirkungen

Das deutsche Olympia-Team war von dem erneuten Fall überrascht worden. «Wir haben das zunächst aus den Medien erfahren», sagte Delegationsleiter Dennis Peiler der Deutschen Presse-Agentur. «Aber solche Nachrichten sind immer schlecht für den Sport.» Zum Video sagte er: «Hier sind die Grenzen der pferdegerechten Ausbildung eindeutig überschritten.» Die Person auf dem Video «schlägt sehr kräftig und nahezu andauernd, sodass das Pferd panisch und verängstigt reagiert und keine Chance hat, den Sinn dieses heftigen Einsatzes zu verstehen».

Die britische Mannschaft, die bisher als Gold-Favorit galt, ist durch das Fehlen von Dujardin deutlich geschwächt. Beim Mannschafts-Sieg der britischen Equipe bei der EM im Vorjahr erwies sie sich erneut als sichere Reiterin mit höchsten Bewertungen. Durch die Suspendierung wird in Paris eine der größten Konkurrentinnen des deutschen Dressur-Teams um Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl fehlen.

Die sportlichen Auswirkungen wollte Peiler nicht kommentieren. «Wir konzentrieren uns auf uns und schauen nicht auf die möglichen Ergebnisse anderer Teams», sagte der Sport-Geschäftsführer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. «Wir müssen unsere Leistung bringen.»

© dpa ⁄ Michael Rossmann, dpa
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