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Verwirrend, manchmal teuer: ADAC checkt Nachtzug-Angebot

In Hamburg, Berlin oder Stuttgart einsteigen und morgens in Budapest oder Paris aufwachen? Nachtzugfahren kann schön sein - doch eine Stichprobe des ADAC zeigt noch Probleme auf. Wo hakt's?
Ein Schlafabteil in einem Nachtzug
Beim Nachtzug-Angebot gibt es laut ADAC noch einiges zu verbessern. Vor allem bei den Buchungen, Verbindungen und den teils stark schwankenden Preisen. © Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Für längere Strecken auf der Schiene ist der Nachtzug eine naheliegende Option – abends einsteigen, morgens am Ziel aufwachen. Zumindest im besten Fall. Dass bei den Angeboten für diese vergleichsweise umweltfreundliche Art des Reisens Luft nach oben ist, sagen selbst Nachtzug-Befürworter und Branchenkenner. Ein nun veröffentlichter Check des ADAC kommt zu einem ähnlichen Fazit.

Der Verkehrsclub hat nach eigenen Angaben im Mai dieses Jahres 21 beispielhaft ausgewählte Städteverbindungen über verschiedene Onlineportale geplant und gebucht. Und zwar aus sieben deutschen Städten mit einem – laut ADAC – «benutzerfreundlichem Nachtzug-Angebot»: Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Dresden und Hannover. 

Ziele waren ein Dutzend touristisch attraktive europäische Städte vor allem in Mittel- und Westeuropa wie Paris, London, Barcelona, Rom, Stockholm und Amsterdam. Geschaut wurde nach Angeboten mit Liegemöglichkeit für die Hinfahrt zu einem Termin im Frühsommer.

Stichprobe mit durchwachsenem Fazit

Dabei zeigte sich: Neben einigen guten Direktverbindungen, etwa von Berlin nach Wien in gut 11 Stunden oder von Stuttgart nach Budapest in knapp 13 Stunden, gab es durchaus komfortable Verbindungen mit einem Umstieg – also solche definierte der ADAC Fahrten mit langem Nachtzuganteil und einem Umstieg in einen weiteren Zug nicht vor 6.30 Uhr morgens. Meist seien die Umstiege sogar erst nach 8.00 Uhr gewesen, sodass man nicht superfrüh raus musste. Dazu zählte etwa eine Verbindung von München nach London mit knappen zehn Stunden Nachtzug-Anteil bei knapp zwölf Stunden Gesamtfahrzeit. 

Unter dem Strich befand der ADAC zwei Drittel der gefundenen Verbindungen für gut beziehungsweise attraktiv unter zeitlichen Gesichtspunkten. Die Preise lagen zwischen rund 55 und 250 Euro. Dennoch zieht der Club aus der Stichprobe ein durchwachsenes Fazit: zu wenige Direktverbindungen aus Deutschland, einige Züge vergleichsweise teuer und, vor allem, eine unkomfortable Verbindungssuche im Internet.

Je nach Portal unterschiedliche Ergebnisse

Als großes Problem sieht der Verkehrsclub, dass es keine einheitliche Buchungsplattform für länderübergreifende Tickets gibt. Die Online-Recherche und der Vergleich von Fahrzeiten, Preisen oder Komfortkategorien seien oft verwirrend und sehr zeitintensiv. «Wir sind noch lange nicht da, dass man ein europaweites Buchungsportal hätte, wo man einfach easy alles machen könnte», hatte auch der Bahn-Fachmann Sebastian Wilken kürzlich gesagt. Die Plattformen hätten nicht alle großen Bahngesellschaften integriert. 

Für seinen Check nutzte der ADAC das Buchungsportal der Deutschen Bahn (DB) sowie die Plattformen Trainline und Rail Europe. Erkenntnis: 

  • Die drei Anlaufstellen lieferten für eine Strecke von Stadt A zu Stadt B teils unterschiedliche oder viel zu umständliche Verbindungen. 
  • Und eine erfolgreiche Suche garantiere zudem noch keine Buchung, denn oft sei für eine ausgesuchte Verbindung dann kein Ticket erhältlich - entweder seien die Züge bereits ausgebucht oder sie würden nicht mehr angezeigt.

Ein weiterer Kritikpunkt: die Preisangaben bei den Portalen, die auch variierten. Lichtblick: Bei der DB seien bei drei Viertel der Anfragen auch die günstigsten Angebote angezeigt worden, bei Rail Europe immerhin bei der Hälfte. Das zeigt: Vergleichen lohnt sich.

Orientierungshilfe zum Angebot von Nachtzügen in Europa bietet eine interaktive Karte der Initiative Back-on-track.eu, die ähnlich eines ÖPNV-Streckenplans bestehende Verbindungen zwischen Städten anzeigt. Mit einem Klick auf die jeweilige Strecke gibt es Details zu der Verbindung: Taktung, Haltepunkte, Zugnummer, durchführendes Bahnunternehmen.

Viele können sich Nachtzugreise vorstellen

Die Bereitschaft zum Nachtzugfahren ist laut einer vom ADAC beauftragten Umfrage durchaus vorhanden: 42 Prozent der gut 2.000 Befragten ab 18 Jahren gaben an, noch nicht mit einem Nachtzug gereist zu sein, sich das aber grundsätzlich vorstellen zu können. Bei Jüngeren zwischen 18 und 39 Jahren war der Anteil mit 52 Prozent besonders hoch.

Gut drei von zehn Befragten (29 Prozent) sind demnach vor längerer Zeit einmal mit dem Nachtzug gereist - hier war der Anteil bei den Personen ab 40 Jahren deutlich höher. Eine Erklärung könnte sein, dass die DB einst auch selbst Nachtzüge betrieb, das jedoch 2016 einstellte. Heute fahren in Deutschland vor allem Nachtzüge von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Dazu kommen Anbieter wie European Sleeper, Snälltåget und Autoreisezüge wie Urlaubs-Express.

In den vergangenen zwölf Monaten sind laut der Umfrage von Nordlight Research knapp vier Prozent der Befragten mit dem Nachtzug gereist, hauptsächlich Jüngere. Die Befragung war zwischen Ende März und Anfang April online durchgeführt worden.

ADAC fordert mehr Nachtzüge

Bleibt noch die Frage: Warum checkt ein Automobil-Club wie der ADAC eigentlich Bahn-Verbindungen? Man unterstütze seine Mitglieder in ihrer ganzheitlichen Mobilität – und die gehe heute weit übers Autofahren hinaus, teilte ein Sprecher dazu mit.

Eine Forderung des ADAC: Das europäische Nachtzug-Angebot sollte «mit mehr zusätzlichen und direkten Verbindungen ausgebaut und mit mehr bezahlbaren Liegemöglichkeiten ausgestattet werden».

© dpa
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