Der Wind peitscht, es ist kalt und schlimmstenfalls auch nass: Wenn sich der Oktober mal nicht von seiner goldenen Seite zeigt, braucht es Alternativen für die Feriengestaltung. Wie wäre es mit einem Tag im Museum? Sie gähnen - und Ihre Kinder erst recht? Keine Sorge, diese Museen lassen garantiert keine Langweile aufkommen!
Rosinenbomber auf dem Dach: Deutsches Technikmuseum in Berlin
Ein Eisenbahn-Depot samt imposanter Modellbahnanlage, ein maritimer Bereich mit großen und kleinen Schiffsmodellen aller Epochen, in den oberen Stockwerken Luftfahrtgeschichte mit Nachbauten von Fluggeräten wie sie einst Pionier Otto Lilienthal benutzt hat: Im Deutschen Technikmuseum gibt es das alles.
Über der Außenterrasse hängt eine Douglas C-47 – das Erkennungszeichen des Hauses ist eine Erinnerung an die Luftbrücke 1948/49, als mit solchen Rosinenbombern die Westberliner Bevölkerung von den Alliierten mit Lebensmitteln versorgt wurde.
Das Museum in Berlin-Kreuzberg widmet sich in Ausstellungen unter anderem auch der Nachrichtentechnik und der Schmuckproduktion. Wer herkommt, bringt am besten einen ganzen Tag Zeit mit. Spielt das Wetter dann doch auch noch mit, gibt es in dem dazugehörigen Park viel zu entdecken.
So war das unter Tage: Deutsches Bergbau-Museum in Bochum
Bergbau hat viel mit Technik zu tun: Und genau das lässt in dem Museum in Bochum nacherleben. Auch wenn am Standort des Museums nie eine Zeche war, gibt es hier ein Anschauungsbergwerk, das einem realen Bergwerk nachgebildet wurde. Ungefähr 1,2 Kilometer lang sei das Streckennetz, auf dem man den Arbeitsalltag der Bergleute nachvollziehen soll, so das Museum.
Zur Anlage gehört auch das Fördergerüst einer ehemaligen Zeche. Von dort kann man den Blick übers Ruhrgebiet schweifen lassen. Das Gerüst ist allerdings noch bis voraussichtlich Dezember 2024 wegen Sanierungsarbeiten nicht zugänglich.
In seiner Dauerausstellung bietet das Museum vier Rundgänge mit den Schwerpunkten Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst – es gibt auch eine Kinderspur mit Exponaten auf Augenhöhe der jüngsten Besucher, wie es auf der Website heißt.
Einmal in einer Concorde sein: Technik Museum Sinsheim
Zugegeben, der Rosinenbomber auf dem Berliner Museumsdach ist beeindruckend – in Sinsheim zwischen Heilbronn und Heidelberg setzt man aber noch einen drauf: Auf dem Dach des Technik Museums steht eine Concorde. Der berühmte Überschall-Passagierjet ist schon von der nahen Autobahn 6 zu sehen. Ebenso wie die Tupolew Tu-144, die davor auf dem Dach thront und fast wie eine Doppelgängerin der Concorde wirkt. «Ein einzigartiges Exponate-Paar», schreibt das Museum. Wer würde dem widersprechen? Zumal beide Flugzeuge komplett begehbar sind.
Und sie sind nur die Spitze des technischen Eisbergs: Historische Rennwagen, Militärtechnik, Lokomotiven und vieles mehr bietet das Museum. Ab 2025 kommt noch ein U-Boot dazu.
Wer danach noch nicht genug hat, steigt ins Auto und fährt in einer knappen Stunde nach Speyer in Rheinland-Pfalz. Dort befindet sich das Schwestermuseum des Sinsheimer Hauses mit einer nicht minder beeindruckenden Ausstellung samt russischem Spaceshuttle Buran und einer komplett begehbaren Boeing 747. Natürlich über den Dächern des Museums, wo sonst?
Aus den Spuren des Computervisionärs: Zuse-Museum in Hoyerswerda
Der Ingenieur Konrad Zuse gilt als einer der Väter heutiger Computertechnologie. 1941 stellte er die Rechenanlage Z3 vor, die 30 bis 50 arithmetische Operationen pro Minute ausführen konnte. Sie wird oft als erster Computer der Welt bezeichnet.
Warum wird ausgerechnet in Hoyerswerda im Nordosten Sachsens ein Museum nach ihm benannt? Nun, Zuse – in Berlin geboren – verbrachte Teile seiner Jugend in der Stadt, machte dort sein Abitur. Die Bergbau-Technik im Umland soll ihn inspiriert haben.
In dem Museum, das im Erdgeschoss eines elfgeschossigen Plattenbaus untergebracht ist, gibt es gleich mehrere der von Zuse entwickelte Rechenmaschinen zu sehen, ergänzt von originalen Schriften und Kunstwerken. Es geht um die Entwicklung der Informationstechnologie im 20. Jahrhundert, speziell auch in der BRD und DDR, und damit um eine Basis der digitalisierten Welt, in der wir heute so selbstverständlich leben.
Überwältigend groß: Deutsches Museum in München
Auf einer Insel in der Isar gelegen, kann einen das Deutsche Museum schon mit seinen schieren Ausmaßen überwältigen: Auf 20.000 Quadratmetern Fläche beleuchten gleich 20 Dauerausstellungen naturwissenschaftliche und technische Themen von Atomphysik bis Robotik. Es gilt als eines der größten Museen dieser Art auf der Welt.
Uff, mögen Sie sagen: Wo fängt man da denn an? Am besten schaut man vorher, welche Themen einen interessieren – so gibt es in den einzelnen Bereichen kostenlose Vorführungen etwa mit Piloten oder Instrumentenbauern, so das Stadtportal Münchens. Wer einmal alles sehen möchte, dem empfiehlt das Museum eine Highlight-Tour mit seiner kostenlosen hauseigenen App – sie dauert zwei Stunden und führt zu ausgewählten Objekten in verschiedenen Ausstellungen. Die App hilft generell, um den Überblick zu behalten.
Für alle Familien interessant: In der Luftfahrthalle gibt es ein «Kinderreich» für Nachwuchs zwischen drei und acht Jahren mit Kugelbahn, Wasserbereich und mehr.
Bahngeschichte von A(nfang) bis Z(ugtoilette): DB-Museum in Nürnberg
Die Bahn ärgert viele Menschen, die mit ihr fahren, aber sie fasziniert auch. Wer in die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland eintauchen will, ist in Nürnberg richtig – im DB-Museum. Der Name verrät schon: Das Haus wird von der Deutsche Bahn Stiftung betrieben.
Der Ort ist bewusst gewählt, denn auf einer sechs Kilometer langen Strecke zwischen Nürnberg und Fürth fuhr 1835 die erste Eisenbahn auf deutschem Boden. Ein Nachbau dieser Dampflok ist im Museum ebenso ausgestellt wie ein historischer Bahnhofs-Wartesaal aus dem Jahr 1864. Neben diversen großen Loks und Wagen gibt es auch rund 2.000 Modelleisenbahnen im Maßstab 1:5 bis 1:700 zu sehen.
Eine aktuelle Sonderausstellung widmet sich noch bis Mai 2025 einem delikaten Thema: der Geschichte der Zugtoilette. Dabei erfährt man auch: Erst ab den 1980er Jahren wurden laut Museum die Plumpsklos in den Zügen durch geschlossene WCs ersetzt. Zuvor landete das, was man herunterspülte, auf den Gleisen. Weshalb die Nutzung der Klos untersagt war, solange der Zug im Bahnhof stand.
Luftschiffe, Kunst und Escape-Room: Zeppelin-Museum in Friedrichshafen
Der Name sagt schon, womit das Museum am Bodensee aufwartet. Wo einst Graf Zeppelin die nach ihm benannten Luftschiffe entwickelte, erfährt man alles über diese gasgefüllten Wunderwerke, von denen heute nur noch wenige am Himmel unterwegs sind – unter anderem hier in Friedrichshafen, wo man Zeppelin-Rundflüge buchen kann.
Das Highlight der technischen Ausstellung des Museums ist eine Teil-Rekonstruktion der Hindenburg, 33 Meter lang und begehbar. Die echte Hindenburg war 1937 bei der Landung in Lakehurst bei New York in Flammen aufgegangen – die verwackelten Originalbilder dieser Katastrophe gehören zum kollektiven Gedächtnis und waren ein schwerer Schlag für die Verkehrsluftschifffahrt.
Bis Ende Oktober hat das Museum auch einen Escape-Room: Bei dem Rätselspiel geht es, Sie ahnen es, um Zeppelin. Genauer gesagt, um die Jagd nach Zeppelin-Plänen des Grafen. Ehe die Zeit abläuft, muss ein Tresor geknackt sein. Kostenpunkt: 20 Euro, bis zu sechs Personen können mitmachen. Neben Technik widmet sich das Museum noch anderen Themen: Eine Dauerausstellung dreht sich um Raubkunst.
Die Geschichte der Information: Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn
Das nach eigenen Angaben größte Computermuseum der Welt steht nicht im Silicon Valley, sondern in: Ostwestfalen. Doch auch wenn man bei diesem Thema nicht gleich an Paderborn gedacht hat (bei Hoyerswerda dürfte es ähnlich sein): Der Standort ist logisch. Heinz Nixdorf wurde in Paderborn geboren, der von ihm gegründete Computerkonzern hatte hier lange seinen Sitz, das Nachfolgeunternehmen Wincor Nixdorf ist immer noch hier ansässig.
Wo früher die Verwaltungszentrale der einstigen Nixdorf Computer AG war, ist heute das Museum. Der Geschichte der Informationstechnik geht die Ausstellung zu ihren Ursprüngen auf den Grund: bis zur ältesten bekannten Schrift aus Mesopotamien vor rund 5.000 Jahren und den ebenso alten Anfängen der Rechenkunst. Und sie endet in unserer globalisierten vernetzten Welt, mit Smartphones und Künstlicher Intelligenz.
Wie facettenreich die Schau ist, zeigt sich an Ausstellungsstücken wie dem ersten per Webcam überwachten Objekt: einer Kaffeemaschine. In einem CodeLab genannten Bereich können sich Besucher in den Grundlagen der Programmierung ausprobieren.
Alle an Deck: Internationales Maritimes Museum in Hamburg
Worum es in diesem Museum geht, wird schon an daran deutlich, dass die Stockwerke hier Decks genannt werden. Und gleich auf Deck 1 des Maritimen Museums in Hamburg kann man sich selbst als Kapitän ausprobieren: Im Schiffsführungssimulator gilt es, einen Containerriesen zu navigieren, wie sie täglich im Hamburger Hafen einfahren.
Die Geschichte der Seefahrt gibt es im Museum ebenso zu entdecken wie maritime Kunstwerke. Selbst seltene Tiefseefische sind Teil der Ausstellung, deren Aushängeschild eine Schau mit 50.000 Miniatur-Schiffsmodellen auf Deck 9 ist.
Die Lage des Museums könnte besser kaum gewählt sein: Es liegt in der Speicherstadt in der Hafencity, direkt am Wasser. Nach dem Bestaunen der Modelle muss man also nicht weit laufen, um echte Schiffe zu sehen.