Auch neun Jahre nach dem Tod des kurdischen Menschenrechtsanwalts Tahir Elci in der Türkei gibt es keine juristische Aufklärung des Falls. Ein Gericht in der südöstlichen Provinz Diyarbakir sprach am Mittwoch drei Polizisten frei, denen in dem Verfahren fahrlässige Tötung vorgeworfen worden war, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Das Urteil zog scharfe Kritik von Menschenrechtlern nach sich.
Elci war am 28. November 2015 in Diyarbakir getötet worden. Der Friedensaktivist hatte dort eine Pressekonferenz gehalten, als Polizisten das Feuer auf zwei flüchtende Angehörige der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK eröffneten. Diese hatten kurz zuvor in der Nähe zwei Polizisten erschossen.
Elci wurde durch einen Kopfschuss getötet. Er war damals Chef der Anwaltskammer der Stadt. Die türkische Regierung behauptete, Elci sei von den Flüchtenden erschossen worden. Eine Untersuchung der Recherchegruppe «Forensic Architecture» von der Goldsmiths-Universität in London Anfang 2019 ergab hingegen, dass vermutlich Polizisten Elci erschossen hatten.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte das Urteil einen «schweren Schlag gegen die Gerechtigkeit», die Entscheidung habe das «gravierende Versagen der Behörden, eine umfassende, schnelle, unabhängige und unparteiische Untersuchung des Mordes an Elçi durchzuführen, noch deutlicher gemacht.»