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Die Welt steht ein bisschen still

Olympioniken, die nicht nach Paris kommen, Menschen, die auf Böden schlafen, Geldautomaten, die kein Geld geben: Ein IT-Fehler bringt alltägliche Abläufe weltweit ins Ruckeln.
Weltweite IT-Ausfälle - Flughafen Hamburg
Betroffene Reisende tummeln sich am Flughafen Hamburg © Bodo Marks/dpa

Von Los Angeles bis Hamburg, von Sydney bis Dortmund - weltweit steht an Flughäfen, in Krankenhäusern, auf Nachrichtenportalen plötzlich alles still. Ausgerechnet an den Orten, wo die Ströme sonst unermüdlich fließen, ein Rädchen ins andere greift, geht plötzlich nichts mehr. «Gerade passiert etwas total Seltsames», schreibt Troy Hunt beim Kurznachrichtendienst X. Er ist der australische Regionaldirektor von Microsoft und Cyberexperte. In den vergangenen Minuten hätten ihn völlig verschiedene Medien angerufen - alle sahen plötzlich nur noch einen Bluescreen auf ihren Rechnern. Eher Rot sehen die Reisenden an Airports weltweit. Flüge sind gestrichen, verspätet, niemand weiß, wie es weitergeht. In Los Angeles liegen die Menschen auf dem Boden in Gängen. Für einige Stunden steht die Welt ein bisschen still.

Wasser in Tetrapaks - nie ein gutes Zeichen für die Reise

Zu all den Fragen - Wie komme ich heim? Kommen wir in den Urlaub? Kann die Operation stattfinden? - mischt sich die Sorge: Was ist passiert? Waren es Hacker? Wie geht es weiter? Doch schnell stellt sich heraus: Ein einziges Update einer Software der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike ist die Ursache. Kleiner Fehler, unfassbare Auswirkungen. Geschlossene Arztpraxen, gestrichene Flüge, gescheiterte Kartenzahlungen. Überall.

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Ratlos, aber gelassen, so lässt sich die Stimmung bei vielen Reisenden am Hauptstadtflughafen BER zusammenfassen. Was eigentlich los ist? Das haben sich die Passagiere nur ergoogelt oder privat erfahren. Durchsagen zur Ursache habe es am Airport kaum gegeben, erzählen sie. Ein Mitarbeiter verteilt kleine Tetrapaks mit Wasser. Viele kennen die silbernen Päckchen von Bahnfahrten - und wenn es die gibt, ist das für die Reise nie ein gutes Zeichen. 

Reise der Olympia-Sportler gerät ins Stocken 

Saskia Oettinghaus ist Wasserspringerin und eigentlich auf dem Weg zu den Olympischen Spielen nach Paris. Doch die große Reise gerät ins Stocken, gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Teams steht die Sportlerin am Flughafen in Berlin. «Mal schauen, für uns ist es nicht so schlimm, es ist erstmal ein bisschen verspätet, aber ich denke, dass es nachher noch weitergehen wird», sagt sie. 

Hektischer wird es für diejenigen, die umsteigen und Anschlussflüge erreichen müssen. «Im Moment sind wir ziemlich aufgeregt, weil wir nach New York fliegen wollen, aber keinen Direktflug haben und in Lissabon umsteigen müssen», sagt Melanie Gotthard, die ebenfalls am BER wartet. «Leider hat unser Flug jetzt Verspätung und kommt erst nach dem Abflug in Lissabon an.»

Auch die Pläne der Familie Baghdasaryan liegen auf Eis. Sie wollten von Berlin nach Rom fliegen - und von dort weiter nach Armenien zu zwei Hochzeiten. Die würden für sie wahrscheinlich erstmal ausfallen. Überall auf der Welt geht es Menschen ähnlich. In Los Angeles liegen gestrandete Passagiere auf dem Boden einer Fluggastbrücke, am internationalen Flughafen in Hongkong warten Passagiere in langen Schlangen auf ihre Abreise, auch in London stranden mehr und mehr Menschen. 

«Es ist wirklich absolutes Chaos.»

Den Hamburger Flughafen habe er noch nie so voll gesehen, sagt Matteo Starnick, der nach Mallorca will. «Es ist wirklich absolutes Chaos.» Hoffentlich wird es noch, sagt er. Aber die können ja auch nichts dazu vom Flughafen. Wenn ein IT-System zusammenbricht, kann man nichts machen.» Die Laune sei aber gut. So sehen es auch andere. Noch sei die Stimmung ok, «die Hoffnung stirbt zuletzt», sagt auch Maria Lugge. Sie hoffe noch auf Verschiebung statt Absage ihres Flugs. 

«Mir tun die Kinder leid, die jetzt auf die Ferien gehofft haben, sagt eine andere Passagierin. Sie hofft, noch rechtzeitig zu einer Silberhochzeit nach Mallorca zu kommen. Auch die App der Fluggesellschaft Eurowings zeige nur eine technische Störung an, aktuelle Informationen seien deshalb rar. 

Es bleibt ein mulmiges Gefühl

Aber auch in ganz anderen, oft völlig alltäglichen Situationen bekommen die Menschen die Folgen der IT-Panne zu spüren: Geldautomaten geben kein Geld. Kommunalverwaltungen, Krankenhäuser, Supermärkte, Energieversorger - sie alle waren auch in Deutschland zeitweise betroffen. Die massiven Auswirkungen eines einzigen Problems lassen viele mit einem mulmigen Gefühl zurück. Der FDP-Digitalpolitiker Maximilian Funke-Kaiser sagt, die weltweiten IT-Ausfälle verdeutlichten, «dass die Monopolisierung weniger IT-Dienste ein ernstzunehmendes Problem darstellt».

© dpa ⁄ Christoph Soeder, Bodo Marks und Sophia Weimer, dpa
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