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IG Metall will Lohnplus von 7 Prozent

Die Inflation verliert zwar an Tempo. Doch die finanzielle Belastung der Beschäftigten ist hoch, argumentiert die IG Metall. Die Arbeitgeber sehen dagegen keinen Spielraum für große Gehaltssprünge.
Christiane Benner
IG-Metall-Chefin Christiane Benner informiert über die Forderungsempfehlung für die anstehende Tarifrunde. © Andreas Arnold/dpa

In der Metall- und Elektroindustrie droht eine harte Tarifrunde. Der IG-Metall-Vorstand empfiehlt 7 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten. Die finanzielle Belastung der Beschäftigten sei hoch, begründete IG-Metall-Chefin Christiane Benner die Forderungsempfehlung des Gewerkschaftsvorstandes. Auch wenn die Inflationsrate sinke, bleibe der Preissockel an den Kassen hoch.

Die Arbeitgeber sehen dagegen keinen großen finanziellen Spielraum. «Die Metall- und Elektroindustrie befindet sich weiterhin in der Rezession. Die genannten Vorstellungen klingen aber, als ob wir uns in einem wirtschaftlichen Boom befinden», kritisierte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf. 

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Benner sprach auch mit Blick auf die im kommenden Jahr aufgehellten Konjunkturperspektiven von einer vernünftigen und verantwortungsvollen Empfehlung. Es gehe auch darum, den Beschäftigten für ihre Leistung und Situation den nötigen Respekt entgegenzubringen. «Wer dann aber noch vor der ersten Verhandlung eine Nullrunde fordert, der heizt wirklich diese Debatten auf», sagte Benner. «Das fanden wir respektlos, so mit den Erwartungen und der Situation der Beschäftigten umzugehen.»

Die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie argumentieren, die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland lasse keine großen Lohn- und Gehaltserhöhungen zu. Die Arbeitgeber in Baden-Württemberg machten jüngst deutlich, dass sie eigentlich nur eine Nullrunde bei den Löhnen für angemessen halten. «Eine Forderung über der Zahl Null können wir nur als reine Mitgliederwerbung verstehen, alles andere wäre angesichts der rezessiven Lage völlig unangebracht», zitierte kürzlich die «Stuttgarter Zeitung» den Verhandlungsführer von Südwestmetall, Harald Marquardt. 

«Bei allem Verständnis für die Anliegen unserer Beschäftigten kommt es gerade jetzt darauf an, den Standort zu stärken», sagte Gesamtmetall-Präsident Wolf. «Ich hoffe, die Gremien der IG Metall nutzen die weiteren Beratungen, um zu einer realistischeren Einschätzung der Lage zu kommen». Der Arbeitgeberverband rechnet im laufenden Jahr mit einem Produktionsrückgang von mehr als 3 Prozent in der Metall- und Elektroindustrie.

Warnstreiks ab 29. Oktober möglich

Die Empfehlung ist noch nicht die endgültige Forderung. Darüber will der IG Metall-Vorstand nach den Diskussionen in den regionalen Tarifkommissionen am 9. Juli entscheiden. Die Entgelttarifverträge für die Beschäftigten in den Kernbranchen der deutschen Industrie, zu denen unter anderem der Fahrzeugbau und der Maschinenbau zählen, laufen zum 30. September des laufenden Jahres aus. Die ersten Verhandlungen finden nach IG-Metall-Angaben bis spätestens 16. September statt, also bis spätestens sechs Wochen vor Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober. Warnstreiks wären dann ab dem 29. Oktober möglich.

Nach Daten der gewerkschaftliche Hans-Böckler-Stiftung sind die Reallöhne der Tarifbeschäftigten insgesamt in Deutschland wegen der starken Inflation in den vergangenen Jahren auf den Stand von 2016 zurückgefallen. Vor allem in den Jahren 2021 und 2022 habe es drastische Reallohnverluste gegeben. Im vergangenen Jahr sei die Kaufkraft der Beschäftigten zwar weitgehend gesichert worden, stellte der Leiter des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung, Thorsten Schulten, Anfang des Jahres fest. «Um jedoch auch die massiven Reallohnverluste der beiden Vorjahre ausgleichen zu können, sind in den kommenden Tarifrunden kräftige Reallohnsteigerungen notwendig.»

Bei einer Umfrage der IG Metall, an der sich etwa 318.000 Beschäftigten beteiligten, gab eine Mehrheit von 59 Prozent an, es sei ihnen besonders wichtig, ihre gestiegenen Kosten auszugleichen. Weiteren 15 Prozent war die Stärkung der Kaufkraft besonders wichtig.

Ausbildungsvergütungen sollen überproportional steigen

Der IG Metall zufolge hat die Inflation die steuerfreien Einmalzahlungen vom letzten Tarifabschluss 2022 aufgefressen. «Die Beschäftigten haben einen monatlichen Dauerausgleich und eine Anerkennung ihres Einsatzes verdient», sagte Tarif-Vorständin Nadine Boguslawski. Die Konjunktur brauche zudem eine stärkere Binnennachfrage als Stütze. Haben die Menschen mehr Geld zur Verfügung, kann das den Privatkonsum in Deutschland ankurbeln. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 170 Euro überproportional angehoben werden. 

Bei dem Tarifergebnis möchte die IG Metall die Entgelte der unteren Einkommensgruppen mit einer sozialen Komponente besser stellen. Sprechen möchte die IG Metall mit den Arbeitgebern auch über eine Ausweitung der tariflichen Freistellungszeit. Beschäftigte mit Kindern, Pflegeaufgaben oder in Schichtarbeit in der Metall- und Elektroindustrie können statt tariflichem Zusatzgeld bis zu acht zusätzliche freie Tage beantragen. Die IG Metall möchte dies auf weitere Beschäftigte ausweiten. «Die Ausweitung der bestehenden Wahloption auch hin zu einer Demokratie- und Ehrenamtszeit oder eine Verbesserung der bestehenden Regelungen wäre ein wertvoller Beitrag der Unternehmen, gesellschaftliches Engagement aktiv zu unterstützen», sagte Tarif-Vorständin Boguslawski. 

Redaktionshinweis: Im siebten und achten Absatz wurde präzisiert, dass Südwestmetall keine Nullrunde gefordert hat. Die Arbeitgeber haben einen Abschluss «über der Zahl Null» als unangebracht bezeichnet (17.06., 15.34 Uhr).

© dpa ⁄ Friederike Marx und Fabian Nitschmann, dpa
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