Die französische Post sieht den Straßburger Pilotversuch für die Paketauslieferung per Straßenbahn als erfolgversprechend an. «Das läuft sehr gut», sagte der regionale Projektleiter für Briefe und Pakete der Groupe La Poste, Mathieu Serurier, der Deutschen Presse-Agentur. «Die Bilanz ist zurzeit positiv.» Der Versuch in der elsässischen Metropole laufe noch rund eine Woche - erst danach werde mit allen Partnern ein endgültiges Fazit gezogen.
Um Auslieferungen mit dem Lieferwagen und den Ausstoß von Schadstoffen zu vermindern, werden Postpakete ein- bis zweimal pro Tag in einer regulären Straßenbahn vom nördlichen Stadtrand ins Zentrum gebracht. An der Tramhaltestelle vor dem Alten Rathaus warten dann Mitarbeiter. Sie laden große Transportboxen mit den Sendungen um und stellen diese per Lastenfahrrad in den engen Innenstadtstraßen zu. Der Versuch begann Anfang September und läuft am Samstag kommender Woche (26. Oktober) aus.
«Für uns ist es eine Möglichkeit, Kohlendioxid einzusparen. Zugleich wollen wir existierende Straßenbahnwagen nutzen», sagte Serurier. Beim Transport wird ein Bereich direkt hinter der Fahrerkabine abgesperrt, Fahrgäste dürfen ihn nicht betreten. Sitzplätze fallen dabei nicht weg.
Zwischenfälle gab es bei der Beförderung bisher nicht, resümierte der in der Großregion Grand Est verantwortliche Manager des öffentlichen Postunternehmens. Ob auch andere Städte des Landes zum Zuge kommen, ist bisher offen. Mit dabei sind der Bahnhersteller Alstom, die Eurometropole Straßburg und die lokale Nahverkehrsgesellschaft CTS.
Auch Versuche in Deutschland
Auch in Deutschland wird experimentiert, aber unter etwas anderen Vorzeichen. In Frankfurt gab es unlängst einen vierwöchigen Test. Anders als im Elsass fuhr eine spezielle Gütertram Pakete aus dem Versandhandel durch die Bankenstadt - Fahrgäste waren nicht dabei. Bei dem Versuch wurde deutlich, dass es Handlungsdruck gibt: Wegen des wachsenden Onlinehandels nimmt das Paketvolumen seit Jahren stetig zu, immer mehr Dieseltransporter verstopfen die Straßen.
In Deutschland tendiere man unter anderem aus rechtlichen Gründen dazu, Güter nicht zusammen mit Passagieren zu befördern, sagte der Frankfurter Logistikprofessor Kai-Oliver Schocke auf Anfrage. Dabei spiele etwa die Unfallgefahr eine Rolle. In einer umgebauten Straßenbahn könnten zudem mehr Güter befördert werden.
Hohe Erwartungen in Schwerin unerfüllt
In Schwerin endete bereits Ende vergangenen Jahres ein längerer Versuch von Deutscher Post und der örtlichen Nahverkehrsgesellschaft für eine Pakettram. Hohe Erwartungen blieben dabei unerfüllt. Der spezielle Transport sei zurzeit im größeren Umfang nicht praktikabel, hieß es damals.
Gut ein Jahr lang wurden täglich einmal mit einer Sonderfahrt ohne Passagiere Paketsendungen zu Paketstationen an drei Haltestellen transportiert. «Wir verfolgen keine neuen Projekte», sagte nun ein Sprecher des Postkonzerns DHL auf Anfrage. Die DHL Group hieß früher Deutsche Post DHL, im vergangenen Jahr benannte das Unternehmen sich um. Im nationalen Briefgeschäft tritt es noch als Deutsche Post auf.