Bei der Kranich-Herbstrast haben freiwillige Vogelzähler am Wochenende allein an den 19 Schlafplätzen an der Darß-Zingster Boddenkette und auf Rügen rund 35.000 Kraniche gezählt. Das sei schon eine ganze Menge, sagte Günter Nowald, Leiter des Nabu-Kranichzentrums in Groß Mohrdorf bei Stralsund. Aus Südschweden dürften seiner Einschätzung nach nicht mehr viele Kraniche kommen, denn der Rastplatz Hornborga See sei fast leer. Unklar sei, wie viele Vögel noch aus Polen kämen.
Die vorpommersche Ostseeküste ist eines der größten Rastgebiete der Kraniche in Europa. Die Tiere fressen sich dort ihre Energiereserven für den Weiterflug an. Auf ihrer Reise geht es zunächst weiter nach Niedersachsen und dort überwiegend in die Diepholzer Moorniederung, dann nach Nordostfrankreich in ein Gebiet zwischen Metz und Nancy, weiter in den Südwesten und über die Pyrenäen bis hin zur Region Extremadura in Westspanien.
Auch Gänse und Seeadler sind vom «Kranorama» zu sehen
Täglich seien derzeit rund 1.000 Kraniche vor der Beobachtungsstation «Kranorama» zwischen Günz und Buschenhagen (Landkreis Vorpommern-Rügen) zu sehen, so Nowald. Hinzu kämen viele Gänse und auch der Seeadler, der nach kranken Tieren Ausschau halte.
Allerdings machen sich nicht alle Kraniche auf den Weg gen Süden. 10.000 bis 30.000 Tiere verbringen den Winter in Deutschland. Ein Grund: Auch in hiesigen Rastregionen gibt es im Winter kaum länger geschlossene Schneedecken und die Vögel finden auch hier Nahrung. Sollte sich im Laufe des Winters die Schneedecke dennoch über längere Zeit schließen, treten die Kraniche kurzfristig die «Winterflucht» an und ziehen weiter in Regionen, wo sie freie Äcker finden.