Klassisch gut

In kurzer Zeit hat Premiumklassen-Newcomer Genesis ein eindrucksvolles Pkw-Portfolio nach Deutschland gebracht. Den Einstieg markiert eine im guten Sinne klassische Mittelklasselimousine.
Test: Genesis G70 - Klassisch gut
Bei der Innenausstattung setzt Genesis auf klassisch-moderne Premium-Materialien wie Leder und gebürstetes Metall
Der Kofferraum fällt mit 330 Liter Fassungsvermögen etwas klein aus
Die eigenständige Front mit Vier-Augen-Gesicht und wappenförmigem Kühlergrill bietet genug Unterscheidungs-Substanz, um sich nicht nur von den Deutschen, sondern auch von Jaguar, Lexus und Cadillac-Restbeständen abzuheben
Das Design des G70 setzt eigene Akzente und Wiedererkennungswert, ohne aber effekthascherisch oder gar polarisierend zu sein
Der zweite Grund für das große Aufsehen, das der G70 erzeugt, ist sein rares Auftreten
Die lange Motorhaube, eine nach hinten versetztes Passagierabteil, die fließende Dachlinie und das knackige Heck besorgen einen dynamischen Auftritt
Während Audi A4, BMW 3er oder Mercedes C-Klasse meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle über die Straßen der Republik gleiten, sorgt ein G70 durchaus für Aufsehen
Beim Anblick des G70 hat man keine Zweifel daran, dass Genesis das Premium-Segment anpeilt
Die Bedienelemente für Klima und Lautstärke sowie Schnellzugriffs-Taster für Navi und Bordcomputer sind als physische Schalter und Drehknöpfe ausgeführt, was die Bedienung während der Fahrt leicht macht

SP-X/Köln. In keinem anderen Marktsegment sind die deutschen Premiumhersteller in ihrer Heimat so dominant wie bei edlen Limousinen. Trotzdem greift genau dort mit dem Genesis G70 nun ein koreanischer Newcomer an. Und mit gelungenem Design, sportlichem Fahrverhalten und vergleichsweise fairen Preisen hat der Herausforderer der Hyundai-Tochter mindestens eine Außenseiter-Chance.

Während Audi A4, BMW 3er oder Mercedes C-Klasse meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle über die Straßen der Republik gleiten, sorgt ein G70 durchaus für Aufsehen unter mindestens mild autointeressierten Zeitgenossen. Das liegt einerseits an seinem gelungenen Design, das eigene Akzente setzt und Wiedererkennungswert bietet, ohne aber effekthascherisch oder gar polarisierend zu sein. Die lange Motorhaube, eine nach hinten versetztes Passagierabteil, die fließende Dachlinie und das knackige Heck besorgen einen dynamischen Auftritt, die eigenständige Front mit Vier-Augen-Gesicht und wappenförmigem Kühlergrill bietet genug Unterscheidungs-Substanz, um sich nicht nur von den Deutschen, sondern auch von Jaguar, Lexus und Cadillac-Restbeständen abzuheben.

Der zweite Grund für das große Aufsehen, das der G70 erzeugt, ist sein rares Auftreten. Eine Seltenheit, die für die ganze Marke gilt, die in Deutschland auf Autohäuser verzichtet und ihre Fahrzeuge seit dem Europa-Start 2021 komplett über das Internet verkauft.  Für die Kundenbetreuung ist kein niedergelassener Händler zuständig, sondern ein sogenannte „Personal Assistant“, der das Auto auch abholt und wiederbringt, sollte es mal in die Werkstatt müssen. Exklusivität steckt bei den Koreanern also schon im Markenkern. Der G70 nimmt im Programm der Koreaner die Rolle des Einstiegsmodells ein.

Während die Limousine beim Karosseriedesign in die Vollen geht, ist der Innenraum vergleichsweise konventionell gestaltet. Statt riesiger Bildschirmlandschaften im Tablet-Format gibt es nur ein Smartphone-großes Display auf dem Armaturenbrett und die digital ausgeführten Instrumente. An dieser Stelle merkt man am ehesten, dass der G70 in Südkorea bereits seit sechs Jahren auf dem Markt ist. Doch das klassische Layout kann durchaus auch als Vorteil durchgehen: Die Bedienelemente für Klima und Lautstärke sowie Schnellzugriffs-Taster für Navi und Bordcomputer sind als physische Schalter und Drehknöpfe ausgeführt, was die Bedienung während der Fahrt leicht macht.

Bei der Innenausstattung setzt Genesis auf klassisch-moderne Premium-Materialien wie Leder und gebürstetes Metall, verzichtet auf betuliches Wurzelholz und unterstreicht so das sportliche Äußere. Stoffe und Verarbeitung sind sehr gut, am Ende fehlt aber insgesamt im Cockpit ein wenig die Distanzierung von den höheren Ausstattungslinien der Konzerngeschwister von Kia und Hyundai, die teilweise gleiche und ähnliche Bauteile, Designs und Technik-Extras bieten.

Der sportliche Zuschnitt des G70 schlägt nicht nur beim Styling durch, sondern auch beim Platzangebot. Während man sich vorne zwar gut ins Auto integriert, aber keineswegs beengt fühlt, ist der Raum im Fond in mehrerlei Hinsicht begrenzt. Langbeinige Passagiere finden nicht genug Platz für die Knie, Hochgewachsenen droht Kontakt von Kopf und Dach. Auch der Kofferraum ist allenfalls durchschnittlich groß. Transportieren ist aber eh nicht die Kernkompetenz einer Mittelklasselimousine. Stattdessen muss sie schnell und einigermaßen bequem auf Langstrecke unterwegs sein. Bonuspunkte gibt es für Fahrspaß auf kurvigem Geläuf. Die zumindest sackt der Genesis problemlos ein: Das straffe Fahrwerk hält die Karosserie im Lot, während die verbindliche Lenkung die gesamte Fuhre handlich um die Ecke zirkelt. Der 2,0-Liter-Turbo schiebt dabei kraftvoll und ohne großen Verzug voran, verteilt seine 180 kW/245 PS und 353 Nm Drehmoment leicht hecklastig an beide Achsen. Das Achtgangautomatikgetriebe hält die Drehzahl tendenziell hoch, was den Benziner spontan auf Beschleunigungsforderungen reagieren lässt, im Gegenzug aber auch den Verbrauch hochtreibt. Gut 8,5 Liter genehmigt sich der Vierzylinder bereits bei gemäßigtem Tempo im Durchschnitt. Bei höherer Geschwindigkeit auf der Autobahn zeigt der Bordcomputer zweistelliger Werte an. Auf elektrische Unterstützung zur Verbrauchssenkung verzichtet der Hersteller bislang – auch hier dürfte das Fahrzeugalter von mittlerweile sechs Jahren eine Rolle spielen.

Mehr Langstreckentauglichkeit bietet das Triebwerk hinsichtlich des Sounds, der jederzeit kultiviert und meistens zurückhaltend ist – passend für ein Auto in diesem Segment. Insgesamt überzeugt der Reisekomfort daher, auch wenn es sicherlich besser gefederte Modelle gibt.

Beim Preis hingegen hat Genesis die Nase im Vergleich mit der deutschen Konkurrenz vorn. Zwar startet das Angebot erst bei gut 40.000 Euro für den 145 kW/197 PS starken Einstiegsbenziner mit Hinterradantrieb, dafür ist die Ausstattung bereits recht füllig – vor allem im Vergleich mit den in dieser Beziehung traditionell kniepigen deutschen Marken. Dazu kommt eine fünfjährige Garantiezeit, während der auch alle Inspektionskosten übernommen werden. Das kräftigere Allradmodell gibt es ab knapp 50.000 Euro inklusive ein paar Extras mehr, so dass unter anderem Ledersitze, 18-Zoll-Felgen und ein adaptives Fahrwerk an Bord sind.

So exotisch der G70 hierzulande auch ist, so sehr strahlt er Solidität und Kompetenz aus. Hier merkt man die Verwandtschaft mit Hyundai- und Kia-Modellen, von denen sich der Genesis im Innenraum aber an der ein oder anderen Stelle etwas stärker emanzipieren könnte. Charakterlich orientiert sich die koreanische Premiumlimousine mit ihrem Dynamik-Fokus stärker an BMW als an Mercedes, verzichtet aber auf die optische Aggressivität der Münchner. Im Verbund mit dem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis ergibt das eine interessante Nische. Gerade Kunden, die ein weniger gewöhnliches Auto suchen, können einen Blick riskieren.

Genesis G70 2.0 T – Technische Daten:

Viertürige, fünfsitzige Limousine der Mittelklasse; Länge: 4,69 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,40 Meter, Radstand: 2,84 Meter, Kofferraumvolumen: 330 Liter

2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, 8-Gang-Automatik, Allradantrieb, 180 kW/245 PS, maximales Drehmoment: 353 Nm, 0-100 km/h: 6,6 s, Vmax: 240 km/h, Normverbrauch: 9,1 - 9,6 Liter/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 206 - 217 g/km (WLTP), Testverbrauch: 8,5 Liter/100 Kilometer, Abgasnorm: Euro 6d

Preis: ab 49.670 Euro.

Genesis G70 2.0 T – Kurzcharakteristik:

Warum: schickes Design, agiles Fahrverhalten, gute Ausstattung

Warum nicht: durstiger Motor, mäßiges Platzangebot im Fond

Was sonst: BMW 3er, Jaguar XE, Alfa Romeo Giulia

© Spot Press Services GmbH
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