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Viele Lerneffekte bei Wücks Startbilanz

Ein wildes Spiel gegen Italien vermasselt den DFB-Frauen den Jahresabschluss. Der neue Bundestrainer beendet die Experimentierphase und will sein EM-Team einspielen lassen.
Deutschland - Italien
Deutschland - Italien
Deutschland - Italien

Bundestrainer Christian Wück sieht den Neuanfang der deutschen Fußballerinnen unter seiner Regie als «definitiv geglückt». Die Spielerinnen sind von seiner Forderung nach mutigem Fußball überzeugt - aus dem überaus ärgerlichen 1:2 gegen Italien in Bochum müssen beim Olympia-Dritten aber Lehren gezogen werden.

Die Erkenntnisse aus den ersten vier Länderspielen von Wück vor dem EM-Jahr:

«Lerneffekt» statt Rückschlag 

«Diese Niederlage gehört zu einer Entwicklung dazu. Ich würde es nicht mal als Rückschlag bezeichnen, sondern nur als Lerneffekt. Lerneffekt für Fehler, die wir einfach nicht machen dürfen», sagte der 51-Jährige. Es war seine zweite Niederlage nach dem 1:2 gegen Australien. Das 4:3 in Wembley gegen England hatte Wück ein tolles Debüt beschert, beim 6:0 in der Schweiz schwächelte der Gegner. «Ich möchte diesen Weg weitergehen. Ich wusste, dass wir im Detail arbeiten müssen. Aber wir haben noch ein bisschen Zeit bis zur EM.» 

Böcke in der Abwehr - und wenig Alternativen

Dicke Patzer von Abwehrspielerin Sarai Linder und Torhüterin Ena Mahmutovic bei ihrem Debüt ermöglichten Agnese Bonfantini und Sofia Cantore die Gegentore. In der Defensive muss Wück mangels nachrückender Talente weiter auf Routiniers wie Felicitas Rauch, Sara Doorsoun und Kathrin Hendrich setzen. Kapitänin Giulia Gwinn ist auf Rechts ohnehin gesetzt. 

Mächtig Konkurrenz zwischen den Pfosten 

Gegen die Schweiz gab Sophia Winkler (21) von der SGS Essen ihren Einstand im Tor, jetzt die ein Jahr jüngere Mahmutovic vom FC Bayern. Olympia-Keeperin Ann-Katrin Berger pausiert derzeit. Für die 34-Jährige spricht ihre Klasse und Erfahrung - gegen Deutschlands «Fußballerin des Jahres» ihr Alter. Wück plant perspektivisch: Nach der EM im Juli in der Schweiz steht 2027 in Brasilien die nächste WM an. 

Zeit der Experimente endet 

In den beiden vergangenen Spielen bescherte der Bundestrainer neben den zwei Torhüterinnen auch Stürmerin Cora Zikai (20) vom SC Freiburg und Alara Sehitler (18) vom FC Bayern das erste Länderspiel. Auch die Leipzigerin Giovanna Hoffmann und Frankfurts Lisanne Gräwe durften wieder ran. 

Der Umbruch nach dem Abschied von Routiniers wie Alexandra Popp und Marina Hegering schreitet voran. «Wir wollen natürlich einen Kern haben. Wir wollen mit diesem Kern in die Nations League gehen, um uns da einzuspielen», sagte Wück mit Blick auf das nächste Jahr mit dem Auftakt im Februar in den Niederlanden. 

Offensive wieder einmal mit Chancenwucher

Im Angriff hat der Nachfolger von Horst Hrubesch viele Optionen, zumal zuletzt die Wolfsburgerin Jule Brand fehlte und Eintracht-Spielmacherin Laura Freigang sich immer mehr aufdrängt. Vor 15.125 Zuschauern im Ruhrstadion traf aber nur Abwehrspielerin Rauch. Wück ärgerte sich mächtig darüber, «dass wir nicht in der Lage waren, mehrere hundertprozentige Chancen ins Tor zu bringen. Von daher gehen wir alle relativ schlecht gelaunt zurück ins Hotel.»

Spielerinnen mit Begeisterung dabei 

Mit dem neuen Trainer und dem «sehr, sehr mutigen Fußball» sei es «wahnsinnig erfrischend», lobte Rauch. «Er gibt uns sehr viel Verantwortung auf den Positionen und ich habe das Gefühl, dass wir dabei aufblühen», meinte Freigang. Bei Gwinn überwog erst mal der Frust über das Ergebnis. Die Münchnerin verwies aber auch auf das «sehr, sehr dominante Spiel» und die «super vielen Chancen».

Wück lernt auch für sich dazu

In Bochum sah der frühere Bundesliga-Stürmer - von Frankreichs Star-Schiedsrichterin Stéphanie Frappart - bereits seine zweite Gelbe Karte im vierten Spiel. Das sei natürlich zu viel, räumte er ein. «Ich muss mich so ein bisschen an die weiblichen Schiris gewöhnen.» Zuvor hatte Wück nur im Männerbereich gearbeitet und die deutsche U17 zum EM- und WM-Triumph geführt. Zweifel daran, dass die DFB-Frauen schnell ihre Lehren ziehen, hat er nicht: «Sie adaptieren ziemlich schnell. Der größte Unterschied ist wirklich, dass sie sehr lernwillig sind und hinter dieser neuen Marschroute stehen.»

© dpa ⁄ Ulrike John, dpa
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