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«Unrealistisch»: Dortmunder Verballerer und das Europa-Aus

An Chancen mangelt es keineswegs. Mit einer Mischung aus Pech und Unvermögen verliert Dortmund in Leipzig und die Europapokal-Plätze aus den Augen. Zudem gibt es Unruhe um den Trainer.
RB Leipzig - Borussia Dortmund
RB Leipzig - Borussia Dortmund
RB Leipzig - Borussia Dortmund

Einmal Pfosten, zweimal Latte, zig Hochkaräter - doch am Ende blieben Borussia Dortmund null Punkte und ganz viel Ernüchterung. Dem BVB droht nach der vor allem vom eigenen Chancenwucher verursachten Niederlage bei RB Leipzig mehr denn je eine Saison ohne internationalen Wettbewerb. Platz elf und sieben Punkte Rückstand zum Sechsten lautet acht Spieltage vor dem Ende der Fußball-Bundesliga die fürchterliche Zwischenbilanz.

«In unserer Situation müssen wir kleine Brötchen backen. Es sind immer weniger Spiele, deshalb wird es langsam unrealistisch», sagte Pascal Groß bei Sky über eine erneute Qualifikation für die Champions League. Dabei reihte sich der Nationalspieler in das Dortmunder Unvermögen beim 0:2 ein, drosch den Ball in der 76. Minute weit über das fast leere Leipziger Tor.

Keine Freude über Europa League

Sich vielleicht doch noch für die Europa League zu qualifizieren, wäre für Groß keineswegs ein Erfolg. «Wo wir Stand jetzt stehen, wäre es aber positiv, weil wir auf Platz elf stehen. Ich bin mit anderen Erwartungen hergekommen», sagte der 33-Jährige. Dass der Champions-League-Viertelfinalist Dortmund das Team der zwei Gesichter bleibt, ist der Mannschaft selbst ein kleines Rätsel.

«Es war ein ähnliches Spiel wie in Lille», sagte Nico Schlotterbeck und meinte den Rückstand durch Gegentore von Xavi Simons und Loïs Openda. «In Lille haben wir das Tor gemacht.» In Leipzig dagegen nicht, trotz 26 Torschüssen. «Wir hatten in der zweiten Halbzeit sechs, sieben Hochkaräter, das muss reichen, um ein Spiel zu gewinnen», befand Groß. Zudem verlor man Mittelfeld-Antreiber Marcel Sabitzer mit einer Knieverletzung.

Kovac und die Klausel

An Selbstkritik fehlt es den Borussen keineswegs, allen voran dem seit Februar verantwortlichen Trainer Niko Kovac. «Seitdem ich da bin, haben wir nur zwei von sechs Spielen gewonnen. Das ist sehr, sehr, sehr ernüchternd», sagte der 53-Jährige. Die Spiele nach der Länderspielpause werden bereits wegweisend sein. Dortmund trifft auf Mainz, Freiburg und den FC Bayern München. «Wir müssen die Spiele gegen Mainz und Freiburg ziehen.»

Wichtiger dürfte sein, dass es trotz der alles andere als zufriedenstellenden Situation ruhig bleibt. Unter der Woche waren bereits Spekulationen aufgekommen, dass sich der BVB bereits im Sommer vom bis 2026 gebundenen Kovac trennen könnte, sollte die Champions League verpasst werden. Der Coach würde dann eine millionenschwere Abfindung erhalten.

Dieser Trennungsklausel widersprach Kovac vehement. «Sie spekulieren viel», sagte der Trainer im ZDF. «Vielleicht sollte ich den Vertrag mal zeigen, da steht nix drin.» Die Realität dürfte sich dann spätestens im Sommer zeigen.

Kehl braucht keine Pause

Zumindest bleibt den Dortmundern die Erkenntnis, zwar ein ertragloses, aber durchaus gutes Spiel gemacht zu haben. «Wenn wir öfter so spielen wie in der zweiten Halbzeit, gewinnen wir noch ein paar Spiele», sagte Schlotterbeck. Sportdirektor Sebastian Kehl wählte Worte wie «Wahnsinn» und «unfassbar», als er mehr als eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff aus der Kabine kam: «Die Mannschaft hat Leipzig an die Wand gespielt, wir haben uns gerade nochmal alle Torchancen angeguckt.»

Deshalb kommt die Länderspielpause dem BVB alles andere als gelegen. Nicht nur, weil ein normaler Trainingsbetrieb bei der Vielzahl von abgestellten Nationalspielern ohnehin nicht möglich ist. «Mir wäre es ehrlich gesagt lieber, wir würden weiterspielen, weil ich das Gefühl habe, dass wir uns in vielen Dingen auch weiter verbessern», urteilte Kehl.

Den Schlüssel zum Torerfolg sollte die Mannschaft schleunigst finden. Direkt nach der Pause kann in den Duellen mit Mainz und Freiburg viel Boden auf die internationalen Plätze gut gemacht - oder eben auch alles verloren werden.

© dpa ⁄ Tom Bachmann, dpa
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