Bundesliga-Rekordschiedsrichter Felix Brych (49) beendet im Sommer seine Laufbahn. «Ich merke einfach, dass ich mittlerweile über Grenzen gehen muss und dass der Aufwand, den ich für ein Spiel betreibe, nicht mehr im Verhältnis zu dem steht, was ich raushole», begründete der Jurist aus München seine Entscheidung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Zuvor hatte er seinen Entschluss bei Welt TV öffentlich gemacht.
Der zweimalige Weltschiedsrichter des Jahres (2017, 2021) und sechsmalige DFB-Schiedsrichter des Jahres (2013, 2015, 2016, 2018, 2021, 2023) will «den Schlusspunkt selbst» setzen. «Ich bin mit dem Erreichten sehr zufrieden und als Sportler spürt man, wenn es zu Ende geht», sagte der Unparteiische, der körperlich immer öfter an Grenzen stößt.
Kerber ist Brychs Inspiration
Brych hat sich bei seinem Abschied eine Ausnahmeathletin als Vorbild genommen: Angelique Kerber. Auch die ehemalige Weltranglistenerste im Tennis hatte ihren Rücktritt bei Olympia 2024 mit Vorlauf angekündigt. «Kerber ist eine Inspiration», sagte Brych.
Mit 352 Bundesligaspielen ist Brych deutscher Rekordschiedsrichter. Außerdem pfiff er in seiner Zeit als DFB-Referee seit 1999 - seit 2004 in der deutschen Eliteklasse - auch noch 138 Zweitligaspiele. Brych hatte sich ausgerechnet in seinem 344. Bundesliga-Einsatz beim 2:1 des VfB Stuttgart bei Eintracht Frankfurt Ende November 2023, womit er die Bestmarke von Wolfgang Stark egalisierte, einen Kreuzbandriss zugezogen.
Brych und das Phantomtor
Nach zehn Monaten Pause pfiff Brych wieder in der Bundesliga. Beim 1:3 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem VfB Stuttgart Mitte September 2024 stieg er zum alleinigen Rekordhalter auf. «Eine Saison mit angezogener Handbremse – das kann und möchte ich nicht», hatte Brych schon im Sommer 2024 der Deutschen Presse-Agentur gesagt.
Unvergessen ist der folgenschwere Moment des Phantomtores von Stefan Kießling, der im Oktober 2013 gegen Hoffenheim als Leverkusener Stürmer einen Kopfballtreffer durch ein Loch im Außennetz erzielte. «Es gab kein Anzeichen, dass es ein irreguläres Tor sein könnte», erläuterte Brych damals seine Entscheidung, den Treffer anzuerkennen.
Brych will würdevoll abtreten
Seine internationale Karriere hatte der frühere WM- und EM-Referee, der mit 69 Einsätzen mit weitem Abstand auch Rekordhalter in der Champions League ist, schon Ende 2021 beendet.
«Ich habe immer Ziele gebraucht in meiner Laufbahn. Die 350 Bundesliga-Spiele zu knacken, war eine große Marke, die ich mir für diese Saison vorgenommen habe. Jetzt ist es das letzte Ziel, mich würdevoll und in guter Verfassung zu verabschieden», sagte Brych.
Der Unparteiische musste in der Bundesliga zuletzt Mitte Januar im Spiel zwischen Holstein Kiel und der TSG 1899 Hoffenheim (1:3) wegen einer Wadenverletzung vorzeitig ausgewechselt werden.
Eine «prägende Persönlichkeit» geht
«Die Größten des Sports zeichnen sich immer dadurch aus, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um das Ende ihrer glanzvollen Weltkarriere, wie in diesem Fall, eigenständig zu bestimmen und dabei riesige Fußstapfen zu hinterlassen», sagte DFB-Schiedsrichterchef Knut Kircher. «Das zeichnet den Sportsmann Felix Brych aus, jedoch auch den Menschen, der er bei all seinen Erfolgen immer geblieben ist.»
Für den Präsidenten des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), Christoph Kern, endet im Sommer eine «fantastische Karriere». Der Fußball verliere eine «prägende Persönlichkeit auf dem Platz» und ein «Vorbild insbesondere für unseren Nachwuchs. Felix hinterlässt große Fußstapfen, seine Rekordmarken aber dürften unerreichbar bleiben».