Lionel Messi applaudierte seiner geliebten Albiceleste für den berauschenden Auftritt im Estadio Monumental vorm Fernseher. In seiner Heimat überboten sich Jubel und Stolz über die WM-Qualifikation und die 4:1-Demütigung des Erzrivalen Brasilien in Buenos Aires. Und eine Frage stellt sich nun konkret: Macht Messi weiter?
«443 Tage vor dem Start der Weltmeisterschaft (11. Juni 2026) ist es nun an der Zeit, über etwas nachzudenken, das keine Utopie mehr ist. Es ist nun Realität und jeder träumt davon, dass der Kapitän die Delegation anführt, um mitten in der WM seinen 39. Geburtstag zu feiern», schrieb das argentinische Sportblatt «Olé». Es wäre die sechste WM des Superstars, der vor der Endrunde in Katar 2022 immer gesagt hatte, diese wäre seine letzte WM.
Doch der Titeltriumph und die Wohlfühlatmosphäre haben Messi danach schon nicht mehr zu so klaren Aussage hinreißen lassen. Sein Vertrag bei Inter Miami läuft noch bis Ende dieses Jahres, die Bosse wollen unbedingt mit Messi verlängern. Schließlich findet die WM 2026 in den USA sowie Kanada und Mexiko statt. «Wir werden sehen, was passiert», betonte Argentiniens Erfolgstrainer Lionel Scaloni nach dem Sieg über Brasilien ohne den verletzten Kapitän: «Wie kann ich nicht auf ihn warten? Er wird sich in seiner eigenen Zeit entscheiden.»
Trainer ruft Eltern und Frau an
Was Messi im TV zu sehen bekam, dürfte auch ihn verzückt haben, umgehend klatschte er per Emoji symbolisch seiner Albiceleste via Instagram. «Fußball total vom Weltmeister», schwärmte auch die Zeitung «La Nacion» und roch «das Parfüm des Glücks» nach der Gala der Argentinier. Siege über den Rekordweltmeister tun Argentinien besonders gut, und diesmal war es einer, der erst recht in Erinnerung bleiben wird.
«Ich bin schnell in die Kabine, habe mein Telefon genommen und meine Eltern, meine Frau und meine Kinder angerufen», sagte Scaloni: «Es ist emotional. Aber es ist der Abend der Spieler, sie haben sich das verdient.»
Schon nach vier Minuten führten die Gastgeber durch Julián Álvarez, Scaloni holte tief Luft. In der zwölften Minute stand es bereits 2:0. Torschütze diesmal Enzo Fernández. Mit schnellen flachen Pässen überforderten die Argentinier die Gäste-Abwehr komplett, deren Superstar Vinícius Júnior schüttelte nur noch den Kopf.
Nach dem Anschlusstreffer durch den ehemaligen Bundesliga-Profi Matheus Cunha (26.) stellte Alexis Mac Allister (37.) noch vor der Pause wieder den Zwei-Tore-Vorsprung her. Für den Schlusspunkt sorgte Guliano Simeone, Sohn von Trainer-Star Diego Simeone (beide Atlético Madrid). «Die Fans haben einen unvergesslichen Abend im Monumental erlebt», meinte «Olé».
Kampfansage geht nach hinten los
Dass Brasiliens Raphina vor dem Spiel die Atmosphäre zusätzlich angeheizt hatte, bekamen die Gäste danach mit einer Interpretation einer Schweigeminute für die Brasilianer durch die Fans der Argentinier auch noch mal zu spüren. Der Brasilianer hatte getönt: «Wir schlagen sie, da bin ich mir sicher. Auf dem Platz und neben dem Platz, wenn das nötig ist.»
Die Worte hatten auch in einer WhatsApp-Gruppe der Argentinier die Runde gemacht. «Wir haben auf dem Platz gesprochen», betonte Leandro Paredes nach dem Spektakelsieg. «Wir haben niemanden respektlos behandelt, und wir sind im Laufe der Jahre oft respektlos behandelt worden», sagte Rodrigo de Paul: «Wir sind seit fünf oder sechs Jahren die beste Mannschaft der Welt.»
Im Gegensatz zu Brasiliens eigentlichem Fußball-Stolz. «Die erste Halbzeit gegen Argentinien war die schlechteste der Geschichte», urteilte das Sportblatt «Lancé». Platz vier belegt die Seleção noch in der Qualifikation, die ersten sechs kommen direkt weiter. Bei sechs Punkten Vorsprung auf den siebten Platz, der immerhin noch für die Playoffs reichen würde, sollte es klappen.
Aber das kann nicht der Anspruch des Rekordweltmeisters sein, bei dem ein Comeback von Neymar jüngst auch geplatzt war. «Ob mit oder ohne Dorival Junior, die Zukunft der Nationalmannschaft ist ungewiss», schrieb «O Globo»: «Das Problem ist, dass eine Lösung für die Mannschaft weit über einen Wechsel des Cheftrainers hinausgeht.» Seit 16 Jahren warten die Brasilianer nun schon auf einen Sieg in Argentinien.