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Letzte Rettung Königsklasse? BVB im Krisenmodus nach Lille

Im Pokal längst raus, in der Bundesliga im Niemandsland: Will der BVB in dieser Saison noch etwas erreichen, muss er in der Champions League liefern. Die Ausgangslage könnte besser sein.
Training Borussia Dortmund
Nico Schlotterbeck
Waldemar Anton

Die Reise nach Lille ist für Borussia Dortmund wie die Reise zu einem Endspiel um die ganze Saison. Nur Erfolge in der Champions League können die Spielzeit des krisengeschüttelten Revierclubs noch retten.

«Es ist ein Finale, wir wollen eine Runde weiter, wir müssen eine bessere Leistung zeigen, aber vor allem müssen wir uns wehren», forderte Sportdirektor Sebastian Kehl vor dem Abflug nach Nordfrankreich. «Wir müssen körperlich da sein, wir müssen Mut entgegenbringen, aber wir müssen am Ende auch eine gewisse Art von Optimismus zeigen.» Das mit dem Optimismus könnte schwierig werden.

Dortmund ist längst keine Spitzenmannschaft mehr

In der Fußball-Bundesliga versinkt der BVB im Mittelmaß, aus dem DFB-Pokal hat er sich längst verabschiedet. Und vor dem Rückspiel im Achtelfinale der Königsklasse an diesem Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) ist die Ausgangslage auch nicht besonders gut.

Beim 1:1 im ersten Duell mit dem OSC Lille versäumte es das Team von Trainer Niko Kovac, nach einer zwischenzeitlichen Führung nachzulegen, schenkte den Vorsprung vor heimischer Kulisse noch her. Noch besorgniserregender ist allerdings das mehr als ernüchternde 0:1 am vergangenen Samstag in der Bundesliga gegen den FC Augsburg. Was macht also Mut?

Formschwankungen kaum zu erklären

«Bis Mittwoch kann so viel passieren im Leben eines Menschen und auch einer Mannschaft. Das macht mir Hoffnung», sagte Kovac nach der bitteren Generalprobe im Dortmunder Fußball-Tempel. Das klingt nach Durchhalteparole.

Tatsächlich ist beim BVB seit Monaten kein nachhaltiger Fortschritt zu erkennen. Im Gegenteil. Die Formschwankungen des teuren Kaders sind kaum zu erklären. Selbst das Torfestival beim 6:0 gegen den 1. FC Union Berlin vor zweieinhalb Wochen hat nicht für anhaltendes Selbstvertrauen und Sicherheit auf dem Platz gesorgt.

«Das ist schon sehr fragil. Für mich ist das ein Riesen-Kopfthema», sagte Innenverteidiger und Nationalspieler Nico Schlotterbeck. Von acht Partien unter Kovac hat der BVB nur drei gewonnen - bei drei Niederlagen und zwei Unentschieden. Für einen Verein, der eigentlich Tabellenführer Bayern München und Doublesieger Bayer Leverkusen herausfordern will, ist das eine erschreckende Bilanz. Ein wirklicher Effekt des Trainerwechsels ist kaum zu erkennen.

«Fehlende Konstanz heißt immer fehlende Qualität»

Scheidet Dortmund nun auch noch aus der Champions League aus, drohen massive Motivationsprobleme. «Das Ziel in der Liga kann ja nicht sein, dass wir auf Platz zehn herumdümpeln», sagte Schlotterbeck. Sein Ziel sei nicht Siebter, Sechster oder Fünfter zu werden.

Dass der BVB sein Liga-Minimalziel Platz vier und damit die erneute Qualifikation für die Champions League noch schafft, glaubt im Dortmunder Umfeld kaum noch jemand. Der aktuelle Rückstand von sieben Punkten auf die viertplatzierte Frankfurter Eintracht wäre bei neun ausstehenden Spielen zwar durchaus noch aufholbar. Die Probleme liegen jedoch so tief, dass eine dafür notwendige Serie nicht realistisch erscheint.

«Wir haben gar keine Konstanz in der Mannschaft. Fehlende Konstanz heißt immer fehlende Qualität», stellte Schlotterbeck schonungslos fest. Der 25-Jährige hofft auf einen Königsklassen-Effekt. «Irgendwie können wir uns da vielleicht durch die Champions League rausziehen», sagte er.

Fans pfiffen die Mannschaft zuletzt aus

Unmöglich ist das gegen Lille nicht. Der Fünfte der Ligue 1 ist keine Übermannschaft. Auch, wenn die Nordfranzosen in dieser Champions-League-Saison zu Hause noch unbesiegt sind und unter anderem Titelverteidiger Real Madrid geschlagen haben: Unter normalen Umständen wären die Dortmunder gegen die Mannschaft um Ethan Mbappé, den jüngeren Bruder von Weltstar Kylian Mbappé, wohl klarer Favorit. Doch was ist schon normal in diesen Zeiten beim BVB?

Selbst die treuen Fans pfiffen die eigene Mannschaft zuletzt aus, klatschten bei misslungenen Aktionen teils höhnisch Beifall. Auch für viele Anhänger ist das einzig verbliebene Highlight die Champions League. Nur mit einem Sieg in Lille kann der BVB verloren gegangenen Kredit zurückholen.

© dpa ⁄ Thomas Eßer und Carsten Lappe, dpa
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