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Wirtschaft schrumpft Ende 2024 stärker - Exporte schwach

Für die deutsche Wirtschaft ist keine Trendwende in Sicht. Im Schlussquartal 2024 schrumpft sie stärker als erwartet. Während Verbraucher mehr Geld ausgeben, geht es beim Export deutlich bergab.
Export
Deutsche Wirtschaft
Baustelle

Die deutsche Wirtschaft findet auch zum Jahreswechsel keinen Weg aus ihrer Krise - und der Blick auf das neue Jahr gibt wenig Hoffnung. Im vierten Quartal 2024 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent zum Vorquartal und damit etwas stärker als zunächst angenommen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nach einer ersten Schätzung mitteilte. Noch vor Kurzem war die Behörde von einem Minus von 0,1 Prozent ausgegangen. 

Während zum Jahresende die Konsumausgaben der privaten Verbraucher stiegen und auch der Staat mehr ausgab, waren die Exporte «deutlich niedriger» als im Vorquartal, schrieben die Statistiker. 

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«Die Wirtschaft ist in einer hartnäckigen Stagnation gefangen», schrieb Ökonom Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Die aggressive Industriepolitik Chinas setze dem Export zu, und die Drohungen von US-Präsident Donald Trump mit neuen Zöllen verunsicherten Unternehmen. 

«Allenfalls blutleere Aufwärtsbewegung»

Auch im Gesamtjahr 2024 sank das Bruttoinlandsprodukt, und zwar um 0,2 Prozent zum Vorjahr, wie die Statistiker berichteten und damit eine frühere Schätzung bestätigten. Damit ist die deutsche Wirtschaft das zweite Jahr in Folge geschrumpft. Es handelt sich um die längste Rezession seit mehr als 20 Jahren: Zuletzt war die deutsche Wirtschaftsleistung 2002/2003 zwei Jahre in Folge zurückgegangen. 

Im neuen Jahr ist kein Ende der Schwächephase in Sicht. «Für das erste Quartal signalisieren die Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima oder die Auftragseingänge leider noch keine Besserung», schrieb Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. «Ab dem Frühjahr zeichnet sich allenfalls eine blutleere Aufwärtsbewegung ab.»

Deutsche Wirtschaft auch 2025 unter Druck

Erst am Mittwoch hatte die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2025 auf 0,3 Prozent eingedampft, nachdem sie noch im Herbst ein Plus von 1,1 Prozent erwartet hatte. Auch die Bundesbank und der Sachverständigenrat («Wirtschaftsweise») prognostizieren nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent beziehungsweise 0,4 Prozent. Erst für 2026 erwartet die Bundesregierung ein stärkeres Wirtschaftswachstum von dann 1,1 Prozent.

Auch die Konsumausgaben der Verbraucher sind keine ausreichende Stütze für die Wirtschaft. Trübe Aussichten am Arbeitsmarkt verunsicherten die Verbraucher, erklärte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «In einem solchen Umfeld werden die Geldbörsen nicht weit geöffnet.» Frühindikatoren deuteten zumindest auf eine Bodenbodenbildung hin. «In den Frühjahrsmonaten könnten dann wieder positive Wachstumsraten anstehen.» Allerdings würden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. 

Hoffen auf Politikwechsel, Sorgen wegen Trump 

Schub für die Wirtschaft könnten weiter sinkende Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) geben, denn damit werden Kredite für Unternehmen und Privatleute günstiger - etwa für Hausbauer. 

Doch die Unsicherheit bleibt groß, nicht nur wegen Trumps Zolldrohungen Wirtschaftsverbände hoffen auf einen Politikwechsel nach der Wahl am 23. Februar. Wirtschaftliche Impulse einer neuen Bundesregierung würden aber wohl frühestens 2026 voll zum Tragen kommen, schätzt das Kiel Institut für Weltwirtschaft. Und Ökonom Dullien sieht das Risiko, dass nach der Bundestagswahl keine zügige Bildung einer handlungsfähigen Regierung gelingt oder diese die Wirtschaftspolitik vernachlässigt - zugunsten von Migrationsthemen.

Längste Stagnationsphase der Nachkriegsgeschichte

Die deutsche Wirtschaft wächst schon seit Jahren kaum und hinkt im internationalen Vergleich hinterher. Nach Angaben des Ifo-Instituts lag das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt 2024 nur wenig höher als 2019 vor der Corona-Pandemie. Deutschland durchlaufe damit «die mit Abstand längste Stagnationsphase der Nachkriegsgeschichte».

Die Krise kommt zunehmend am Arbeitsmarkt an. Nahezu alle Industriezweige wollten mit weniger Beschäftigten auskommen, schrieb das Ifo-Institut. Vor allem in der Industrie und im Handel neigten Betriebe dazu, Jobs abzubauen.

Im vergangenen Jahr produzierten wichtige Industriebranchen wie Auto- und Maschinenbau weniger, die Exporte schrumpften, die Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge sanken kräftig, und das Baugewerbe litt unter der Krise im Wohnungsbau. Die Konsumausgaben der Verbraucher wuchsen nur leicht. Viele Menschen halten angesichts gestiegener Preise und Sorgen um ihren Job ihr Geld zusammen. Zugleich leidet der Standort Deutschland unter hohen Energiepreisen und großer Bürokratie.

© dpa ⁄ Alexander Sturm und Christine Schultze, dpa
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