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Warum DeepSeek die KI-Welt so aufrüttelt

Ein junges KI-Modell aus China kann wie aus dem Nichts plötzlich mit ChatGPT und Google Gemini in einer Liga spielen. Aber welche Innovationen bietet DeepSeek wirklich?
DeepSeek im App-Store von Apple
Rückt ein neuer Player aus China an die Spitze der KI-Unternehmen? © Christoph Dernbach/dpa

Die chinesische KI-Anwendung DeepSeek hat die Spitze der App-Charts erklommen und ganz nebenbei ein Börsenbeben ausgelöst. Doch worin unterscheidet sich DeepSeek von der Konkurrenz - und wie schlägt sie sich in der Praxis?

Erfolgreich trotz US-Sanktionen

Allein die Tatsache, dass die App des erst ein Jahr alten Start-ups DeepSeek in einem Atemzug mit den KI-Modellen von OpenAI, Google und Meta genannt wird, ist bemerkenswert. China ist nach Sanktionen, die US-Präsident Donald Trump noch während seiner ersten Amtszeit verhängt hat, von der Zufuhr von Hochleistungs-Chips wie dem H100 von Nvidia abgeschnitten und muss sich mit älteren und weniger leistungsstarken Chips begnügen.

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DeepSeek hat nach eigenen Angaben nur knapp sechs Millionen US-Dollar in die Hand genommen, um sein KI-Sprachmodell zu trainieren. Bei ChatGPT hat dagegen OpenAI über 100 Millionen investiert. Microsoft und OpenAI äußern unterdessen den Verdacht, dass sich die Chinesen unrechtmäßig bei den US-Konkurrenten bedient haben. Ein möglicher Datenklau wird allerdings nicht die einzige Ursache sein, warum DeepSeek mit weniger Aufwand zum Ziel kommt als etablierte KI-Anwendungen.

In einer Liga mit ChatGPT

Fakt ist: DeepSeek kann komplexe Fragen beantworten und komplizierte Probleme lösen. Und das offenbar ebenso gut wie der US-amerikanische Marktführer OpenAI mit ChatGPT oder Google mit seinem KI-System Gemini. Das chinesische Start-up greift aber nicht nur KI-Chatbots an, die Texte erzeugen oder Programmcode erstellen: DeepSeek kann auch mit KI-Bildgeneratoren wie Dall-E und Stable Diffusion mithalten.

Zu den Innovationen, die DeepSeek in seinem KI-Modell R1 umgesetzt hat, gehört das Konzept, Aufgaben in einzelne Argumentationsschritte herunterzubrechen. Der Algorithmus von DeepSeek arbeitet dabei mit mehreren kleinen KI-Systemen, die nur bei Bedarf aktiviert werden. Das bekommen auch die Anwenderinnen und Anwender zu spüren, weil sich DeepSeek mit diesem mehrstufigen Konzept für die Antworten mehr Zeit lässt als ChatGPT oder Google Gemini.

Transparenz durch Open Source - aber auch Zensur

DeepSeek setzt bei seinem System auf eine quelloffene Lizenz («Open Source») und hat den Code für seine KI-Modelle für alle Interessierten öffentlich einsehbar auf der Programmier-Plattform Github veröffentlicht. Die großen US-Player wie OpenAI, Google, Microsoft oder Anthropic behandeln ihren KI-Code dagegen als streng gehütetes Betriebsgeheimnis. Unter den großen US-Tech-Unternehmen hat nur der Facebook-Konzern Meta sein KI-Modell Llama als Open Source veröffentlicht.

Der Open-Source-Ansatz soll Transparenz und Flexibilität fördern. Entwickler können das Modell frei nutzen, modifizieren und in ihre Anwendungen integrieren. Allerdings gibt es bei DeepSeek in Hinblick auf Transparenz große Defizite, weil das Start-up der Zensur in China unterliegt. So werden Informationen, die der chinesischen Regierung nicht genehm sind, vom Chatbot unterschlagen - etwa Angaben zum Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989.

Inkompatibel mit europäischem Datenschutz

Problematisch ist auch die Tatsache, dass bei DeepSeek die Daten auf Servern in China liegen. Die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), erlaubt nur den Datenaustausch mit Staaten, deren Datenschutz sich auf dem Niveau in der Europäischen Union befindet. Für China fehlt es an einem Abkommen mit der EU, damit der Datenaustausch auf einer rechtlich sicheren Basis stattfinden kann.

«Frei» wie in «Freibier»

Unterschiede gibt es auch bei den Geschäftsmodellen. Bei DeepSeek sind alle Angebote für Endanwender bislang kostenlos. Im übertragenen Sinne lockt DeepSeek mit «frei» wie in «Freibier», nicht wie in «freier Rede».

Bei OpenAI und Google können dagegen die leistungsstärksten KI-Modelle nicht «frei», sondern nur mit einem Bezahlabo genutzt werden. Für «ChatGPT Plus» verlangt etwa OpenAI derzeit 20 Dollar pro Monat und bietet schnellere Antwortzeiten sowie bevorzugten Zugang, auch während hoher Auslastung. Beim Abo «ChatGPT Pro» werden sogar 200 Dollar pro Monat fällig. Dafür erhalten Nutzer Zugriff auf die leistungsfähigsten Modelle und können längere Videos mit der KI «Sora» generieren lassen.

© dpa ⁄ Christoph Dernbach, dpa
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