Die US-Notenbank Federal Reserve senkt angesichts der abflauenden Inflation zum zweiten Mal in Folge ihren Leitzins. Die Fed teilte mit, der Leitzins werde nun um 0,25 Prozentpunkte auf einen Korridor von 4,5 bis 4,75 Prozent verringert. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Im September hatte die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt das erste Mal seit Ausbruch der Coronapandemie den Leitzins verringert. Offen ist, welche Auswirkungen die Rückkehr des Republikaners Donald Trump auf die Zinspolitik der Fed haben wird. Der designierte Präsident Trump ist ein scharfer Kritiker von Fed-Chef Powell - der will sich aber nicht aus dem Amt jagen lassen.
Inflation sinkt in den USA
Die klassische Aufgabe der Fed ist es, die Inflation im Zaum zu halten. Die Teuerungsrate ist im September weiter gesunken - allerdings weniger als erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent Die Inflationsrate ist die niedrigste seit Februar 2021. Im August hatte sie noch bei 2,5 Prozent gelegen. Die Notenbank strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an.
Die Fed hatte im September bereits weitere Zinssenkungen in diesem Jahr signalisiert. Für das kommende Jahr geht die Fed im Mittel von einem Leitzins von 3,4 Prozent aus. Erst im Dezember veröffentlicht die Notenbank neue Prognosen - und dürfte dann auch die neue Präsidentschaft Trumps berücksichtigen.
In ihrem aktuellen Statement zur Zinssenkung strich die Notenbank den Satz, dass sie «mehr Vertrauen gewonnen» habe, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 Prozent bewege. Fed-Chef Powell erklärte das damit, dass das nichts damit zu tun habe, dass die Fed dieses Vertrauen verloren habe. Man gehe davon aus, dass sich die Inflationsrate bei 2 Prozent einpendeln wäre. Mit Blick auf künftige Zinssenkungen betonte Powell, dass in den Wirtschaftsdaten nichts darauf hindeute, dass man sich «beeilen» müsse.
Trump will niedrige Zinsen
Die Fed arbeitet zwar unabhängig von der US-Regierung. Der Republikaner Trump hatte sich aber während seiner Zeit im Weißen Haus wiederholt mit der Fed angelegt, Zinssenkungen vorgeschlagen und Fed-Chef Powell heftig kritisiert. Es gibt die Befürchtung, dass er versuchen wird, sich nach seinem erneuten Einzug ins Weiße Haus im Januar wieder in die geldpolitischen Entscheidungen einzumischen.
Hinzu kommt, dass Trumps hohe Zölle und Steuersenkungen plant. Es wird erwartet, dass diese Politik die Inflation wieder ansteigen lassen dürfte. Offen ist, ob die Fed angesichts dieser Aussichten daran festhalten wird, die Zinsen weiter deutlich zu senken - oder länger auf Hochzinspolitik setzt. Hohe Zinsen bremsen die Nachfrage. Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate.
Wenig überraschend äußerte sich Powell in der Pressekonferenz zur Fed-Entscheidung ausweichend zu den Auswirkungen von Trumps Sieg. «Auf kurze Sicht wird die Wahl keine Auswirkungen auf unsere politischen Entscheidungen haben», sagte er. Man wisse nicht, wie und in welchem Umfang sich die Wirtschaftspolitik langfristig verändern werde, sagte Powell. «Daher wissen wir auch nicht, wie sich diese auf die Wirtschaft auswirken wird.»
Powell noch bis 2026 im Amt
Trump dürfte in seiner zweiten Amtszeit zumindest versuchen, die Fed zu Zinssenkungen zu drängen. Auch das Personal der Notenbank dürften sich auf lange Sicht verändern. Trump hatte in seiner Zeit als US-Präsident Powell für die erste Amtszeit als Fed-Chef nominiert, ihn danach aber wegen Zinserhöhungen kritisiert. Zwar sagte er jüngst, dass er Powell nicht feuern würde. Das wäre wohl rechtlich auch gar nicht ohne weiteres möglich.
Auf die Frage, ob Powell gehen würde, sollte Trump ihn fragen, antwortete der Fed-Chef mit einem Wort: «Nein.» Powells Amtszeit endet 2026 - dann kann Trump einen neuen Fed-Chef nominieren. Er hatte bereits erklärt, dass er Powell nicht erneut nominieren werde.