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Siemens-Aktionäre meutern gegen Online-Hauptversammlung

Der Vorstand des Technologiekonzerns erleidet auf seiner Hauptversammlung eine Niederlage. Eine Minderheit der Aktionäre setzt die Rückkehr zu Präsenztreffen durch.
Siemens
Der Technologiekonzern Siemens hat seine Tochter Innomotics verkauft. © Sven Hoppe/dpa

Nach erfolgreichem Widerstand einer erklecklichen Zahl von Aktionären muss Siemens seine jährliche Hauptversammlung 2026 wieder als Präsenzveranstaltung abhalten und nicht mehr nur als virtuelles Treffen per Onlineschalte. Knapp 29 Prozent der Anteilseigner des Industrie- und Softwarekonzerns lehnten bei dem diesjährigen - virtuellen - Aktionärstreffen den Vorschlag der Konzernspitze ab, auch in den nächsten beiden Jahren auf Präsenzveranstaltungen zu verzichten, so dass die notwendige drei-Viertel-Mehrheit nicht zustande kam. Damit folgt Siemens dem Beispiel des Touristikkonzerns Tui, bei dem widerspenstige Aktionäre am Dienstag eine Wiedereinführung von Präsenzveranstaltungen durchgesetzt hatten.

Für den Vorschlag der Siemens-Spitze stimmten gut 71 Prozent, für die qualifizierte Mehrheit wären aber 75 Prozent erforderlich gewesen. Siemens-Vorstandschef Roland Busch und Kollegen wollten sich nach «positiven Erfahrungen» von den Aktionären eigentlich die Ermächtigung einholen, für zwei Jahre weitere virtuelle Hauptversammlungen abzuhalten. 

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Der von den Aktionären für zwei Jahre wiedergewählte Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe deutete an, dass die Siemens-Chefetage das Thema künftig wieder auf die Tagesordnung setzen wird. «Auch wenn die erforderliche Dreiviertelmehrheit für die Möglichkeit zur Abhaltung einer virtuellen Hauptversammlung heute nicht erreicht wurde, möchten wir die Debatte um Format und Funktionsweise der Hauptversammlung in Deutschland weiterführen», sagte der Manager. 

Viele börsennotierte Konzerne halten seit der Corona-Pandemie virtuelle Hauptversammlungen ab, bei denen Vorstände und Aufsichtsräte ihren Aktionären nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen müssen. Die Veranstaltungen sind sehr teuer, außerdem können Anteilseigner mit spontanen kritischen Fragen, langwierigen Redebeiträgen oder Störaktionen unangenehm werden. So zählten früher wütende Kleinaktionäre zur Hauptversammlungs-Folklore, teilweise unterbrachen Klimaschützer oder Menschenrechtsgruppen die Aktionärstreffen.

Seit der Corona-Pandemie gibt es die gesetzliche Möglichkeit, Hauptversammlungen virtuell abzuhalten. Konzerne argumentieren mit Vorteilen für internationale Investoren, manche Aktionärsvertreter hingegen sehen ihre Rechte eingeschränkt.

Die Hauptversammlung - kurz HV - ist neben Vorstand und Aufsichtsrat das wichtigste Entscheidungsgremium einer Aktiengesellschaft. Einmal im Jahr haben Aktionäre die Gelegenheit, der Führung ihres Unternehmens persönlich die Meinung zu sagen. Zudem trifft die Hauptversammlung wichtige Entscheidungen: Die Anteilseigner müssen den Vorstand entlasten - in der Regel Formsache - und stimmen über die Ausschüttung der Dividende und die Besetzung des Aufsichtsrats ab.

© dpa
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