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Mehr Fleisch aus besserer Haltung in den Supermärkten

Wenn sie Schnitzel oder Steaks kaufen, interessieren sich viele inzwischen auch für die Bedingungen der Tiere in den Ställen. Auf Packungen gibt es dazu ein Logo. Verändert sich das Sortiment?
Fleischkennzeichnung
Cem Özdemir

Am Kühlregal im Supermarkt schauen die meisten natürlich auf den Preis. Auf vielen Fleischpackungen gibt es aber längst auch Etiketten zu den Haltungsbedingungen der Tiere. Das soll Klarheit schaffen, wenn Kunden auf mehr Tierwohl achten wollen. Und nach der Kennzeichnung des Handels ging der Anteil von Fleisch jetzt weiter zurück, das aus Ställen nur mit den gesetzlichen Mindestanforderungen stammt. Im Sommer kommt noch ein verpflichtendes staatliches Logo dazu, die nächsten Schritte sind aber offen.

Bei Kasseler, Koteletts und Co. setzt sich eine Bewegung in Richtung bessere Tierhaltungsbedingungen fort, wie die Trägergesellschaft des Handelssystems zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin mitteilte. Bei Schweinefleisch aus dem SB-Regal kamen nach neuen Daten für 2023 noch 1,5 Prozent aus der untersten Stufe 1 - nach 7,1 Prozent 2022 und 22 Prozent 2021. Von Puten und Hähnchen gab es im Kühlregal nun gar kein Fleisch der untersten Haltungsform mehr.

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Noch viel Rindfleisch aus unterster Haltungsform

Bei Rindfleisch aus dem Kühlregal stammen allerdings noch mehr als drei Viertel aus Stufe 1. Der Anteil sank von 77 Prozent 2022 auf 75,6 Prozent 2023. Die Angaben beziehen sich auf Frischfleisch und Zubereitungen wie Hackfleisch der Eigenmarken des Handels, die einen Großteil des Angebots ausmachen.

Die Einstufung gehört zu der 2019 gestarteten «Haltungsform»-Kennzeichnung der Supermarktketten für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Sie hat auf den Etiketten bisher die Zahlen 1 bis 4 für vier Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Tierhaltung. Das freiwillige System wird gerade auf fünf Stufen umgestellt, um sich an das staatliche Logo anzugleichen.

Aufschläge für die Bauern für mehr Tierwohl

Hintergrund der Verschiebungen bei den Haltungsform-Stufen sei eine zunehmende Umstellung auf das Programm der «Initiative Tierwohl», erläuterte die Trägergesellschaft. Die von Landwirtschaft, Fleischbranche und Handel getragene Initiative besteht seit zehn Jahren und organisiert für jetzt 14.000 teilnehmende Betriebe Preisaufschläge für zusätzliche Tierwohlanforderungen. Abgedeckt werden bei Rindern 20 Prozent des Marktes, bei Schweinen gut 60 Prozent, bei Geflügel 90 Prozent. Geschäftsführer Alexander Hinrichs sagte, die Initiative setze seit Beginn auf Breitenwirksamkeit, das mache sie unverzichtbar.

In den SB-Regalen dominiert demnach nun - außer bei Rindfleisch - die Stufe 2 mit etwas höheren Anforderungen an Platz und Beschäftigungsmaterial. Bei Schweinefleisch stieg ihr Anteil binnen Jahresfrist von 84,9 Prozent auf 90,5 Prozent. Die höheren Stufen 3 und 4 legten auf 2,6 Prozent und 5,1 Prozent zu. Bei Hähnchenfleisch sind 89,8 Prozent in Stufe 2 und jeweils rund 5 Prozent in den Stufen 3 und 4. Bei Rindfleisch stieg der Anteil der Stufe 3 von 1,2 Prozent auf 5,6 Prozent. Zudem stammen nun 14,4 Prozent aus der höchsten Stufe 4.

Staatliches Logo in Sicht

Zusätzlich soll bald das staatliche Logo auf Packungen zu sehen sein, jedoch zunächst nur für Schweinefleisch. Nach einem Gesetz der Ampel-Koalition wird die Kennzeichnung ab August für inländische Erzeugnisse Pflicht. Sie hat ein System mit fünf Kategorien, wenn Ferkel in die Mast kommen - beginnend mit der Haltungsform «Stall» mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. Die Stufe «Stall+Platz» gibt 12,5 Prozent mehr Platz vor, «Frischluftstall» Kontakt zu Außenklima. Dazu kommen noch die Stufen «Auslauf/Weide» und «Bio».

Nach dem Ampel-Aus ist die von Bundesagrarminister Cem Özdemir eigentlich angestrebte Ausweitung auf andere Tierarten und auch noch auf Restaurants und Kantinen aber ungewiss. Wer immer sein Amt nach der Bundestagswahl übernehme, sei gut beraten, diesen Weg fortzusetzen, warb der Grünen-Politiker bei einem Vorabbesuch auf dem Messegelände. Die Vorarbeiten seien gemacht. Ob die künftige Regierung sie aufgreift, muss sich aber erst zeigen. 

Özdemir sagte, das Logo stärke die «Verbrauchermacht», weil diese durch ihr Einkaufsverhalten Einfluss auf die Tierhaltung nehmen könnten. Es stärke auch die Landwirte, wenn man sehe, was sie für eine artgerechtere Haltung tun. Die Außer-Haus-Verpflegung mit großer Nachfrage wäre da «ein Game-Changer». Offen ist aber auch noch eine breite und langfristig sichere Finanzierung für den Umbau von Ställen, damit Höfe nicht allein auf Milliardenkosten sitzen bleiben.

© dpa ⁄ Sascha Meyer, dpa
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