Bei deutschen Unternehmen in den USA gibt es nach einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer mit Blick auf die Präsidentschaftswahl Anzeichen einer gewissen Zurückhaltung bei Investitionen. Die Unternehmen seien abwartend, bis mehr Klarheit über die zukünftige Wirtschaftspolitik bestehe, teilte die DIHK mit.
Mit dem Wahlausgang in den USA könnten die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen komplizierter werden, was die internationalen Handelsbeziehungen belasten würde, so DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Ein besonderes Risiko für deutsche Unternehmen seien die im Wahlkampf immer wieder thematisierten Zollpläne, sagte er mit Blick auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und die Wahl am Dienstag. «Die Aussicht auf eine verschärfte Handelspolitik, insbesondere unter einer möglichen Trump-Regierung, könnte die Sorge vor Lieferkettenstörungen und Handelsbarrieren weiter zuspitzen.»
Furcht vor Folgen für deutsche Schlüsselindustrien
Auch der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, warnt vor Trumps Ankündigungen, Importzölle einzuführen, und den Kosten eines Handelskrieges mit den USA: «Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft, die ohnehin in einer tiefgreifenden, strukturellen Krise steckt, wäre das eine teure Katastrophe.» Die USA seien zuletzt Deutschlands wichtigster Exportpartner gewesen. «Maschinenbauer, Autobauer und Pharmaunternehmen sind besonders auf den Handel mit den Staaten angewiesen», führte Hüther aus.
Bundesbank-Präsident in Sorge
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnte vor den US-Wahlen vor Strafzöllen. «Sind Zölle ein guter Weg, um die Nachteile der Globalisierung aus Sicht eines Landes zu begrenzen und von den Vorteilen des Handels bestmöglich zu profitieren? Grundsätzlich nein, mit Zollerhöhungen machen wir Konsum teurer und fachen die Inflation an», sagte Nagel laut Redetext bei einer Veranstaltung in Hamburg. «Das macht uns alle ärmer.»
Es erscheine ihm nicht ganz unpassend, am Vorabend einer wichtigen Wahl auf die Bereitschaft zu setzen, offen aufeinander zuzugehen, sagte Nagel. Trump hat einen Zollsatz von 60 Prozent auf US-Importe aus China und von 20 Prozent auf Importe aus der restlichen Welt angekündigt. Das würde deutsche Produkte in den USA erheblich teurer machen.
Insgesamt erwarteten deutsche Unternehmen weiterhin stabile Geschäfte, wie die DIHK unter Berufung auf eine Sonderauswertung zu den USA im Rahmen einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen der Deutschen Auslandshandelskammern mitteilte. Demnach rechneten 38 Prozent in den nächsten 12 Monaten mit einer besseren Konjunkturentwicklung vor Ort. Besonders in den Bereichen Automobil, Maschinenbau und erneuerbare Energien profitierten deutsche Firmen von der nach wie vor hohen Innovationskraft und der anhaltenden Nachfrage auf dem US-Markt, so Treier.