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Elektroschrott am Wegesrand: Telefonzellen-Abbau dauert noch

Ältere Semester kennen das noch: Wenn man unterwegs ist und eine Telefonzelle sucht für einen Anruf. Das ist lange her, die Telefonzellen sind Geschichte - aber warum stehen sie immer noch herum?
Öffentliche Telefone
Zwei abgeschaltete öffentliche Telefone
Abtransport von zwei Telefonzellen
Öffentliche Telefone

Die Deutsche Telekom ist mit dem Abbau von 12.000 Telefonzellen und anderen öffentlichen Telefonen, die im Januar 2023 außer Betrieb genommen wurden, noch immer nicht fertig. Man gehe davon aus, den Abbau im Laufe dieses Jahres abschließen zu können, teilte der Konzern mit. 

Vor zwei Jahren hatte die Telekom die Fernsprecher ausgeschaltet und dies mit einem stark rückläufigen Bedarf begründet - im Handyzeitalter ist keine Telefonzelle mehr nötig, um unterwegs jemanden anzurufen. Ihr Betrieb sei nicht wirtschaftlich, sie seien veraltet und verbrauchten große Mengen an Energie, so die Telekom.

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Einst hatte es in Deutschland sogar 160.000 öffentliche Telefone gegeben, diese Zahl sank mit den Jahren. Die letzten gelben Häuschen, die noch aus Bundespost-Zeiten stammten, verschwanden 2018. In vielen Städten sind die magentafarbenen Stelen, Telefonhäuschen und anderen Apparate noch immer zu sehen, obwohl sie keine Funktion mehr haben. 

Manche Passanten sind verwundert

Am Bochumer Hauptbahnhof etwa hängen zwei solcher Fernsprecher nebeneinander an einer Wand. Das führt zu kuriosen Alltagsszenen: Ein junger Mann geht vorbei, bleibt stehen und schaut ratlos auf die Anzeige. Er nimmt den Telefonhörer ab, liest einen Erklär-Text, schüttelt den Kopf und hakt den Hörer wieder ein. Für den jungen Mann ist das wohl eine Art Blick in die Vergangenheit. Im Weggehen zückt er sein Handy.

Auf dem Erklär-Text am Wandtelefon steht, wie Telefonieren möglich sei: «Hörer abnehmen - Zahlungsmittel zuführen - Rufnummer wählen und Gespräch führen - Nach Ende des Gesprächs Hörer auflegen - Zahlungsmittel entnehmen». Die Inlandsauskunft sei unter 11 8 33 erreichbar. All das sind fast schon museale Relikte: Das Telefon ist deaktiviert und die Auskunft eingestellt. Strom gibt es noch an dem Telefon, auf dem digitalen Display steht: «Entschuldigung, zur Zeit gestört».

Im Stadtbild noch präsent

Anderswo sieht es ähnlich aus - etwa in der Innenstadt von Rottweil, wo eine Magenta-Stele zumindest im Sommer 2024 noch stand. «Sag ihr, dass Du sie liebst», hatte ein Scherzkeks auf Englisch auf den Telefonhörer geschrieben. Von diesem Telefon aus würde es aber nicht mehr klappen mit der Liebeserklärung, auch das ist ausgeschaltet.

In der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf und im niedersächsischen Lüneburg sowie zahlreichen anderen Städten steht die außer Betrieb genommene Telekom-Technik ebenfalls noch herum. Der Zustand ist mitunter desolat - mancherorts ist der Telefonhörer abgerissen, Glasscheiben sind kaputt. Immerhin muss die Telekom das nicht mehr reparieren.

Warum der Abbau so lange dauert 

Aber warum sind die deaktivierten Telefonanlagen überhaupt noch da? Nach Darstellung der Telekom liegt das auch an der Bürokratie. «Die Standorte werden Schritt für Schritt zurückgebaut», sagt eine Firmensprecherin. Hierbei könne die Firma nicht allein vorgehen, sondern sie sei auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Behörden angewiesen. «Vom regionalen Energieversorger über die Bauämter, Baufirmen und Recycling-Unternehmen sind viele Menschen, Firmen und Ämter am Rückbau beteiligt.» 

Die Koordination sei aufwendig und werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. So könne es Monate dauern, bis der Energieversorger einen Auftrag zur Stromabstellung umsetze. «Bauämter müssen für jeden Tiefbau eine eigene verkehrsrechtliche Anordnung erstellen, und Baufirmen müssen sowohl die Stromlos-Schaltung als auch die erforderlichen Genehmigungen abwarten.»

Beim Abbau geht es auch um Tiefbau, da Betonfundamente in den Boden eingelassen sind. Die müssen ausgegraben werden. Dafür benötige man «Aufgrabe- und Absperr-Genehmigungen». Beim Tiefbau seien lokale und regionale Besonderheiten zu beachten, in manchen Städten brauche man etwa eine «Bescheinigung zur Kampfmittelfreiheit» - also den Nachweis, dass keine Fliegerbombe im Untergrund ist. In anderen Städten dürften die notwendigen Pflasterarbeiten nur von einem Unternehmen durchgeführt werden, das die Stadt vorgegeben habe. Alles in allem sei der Abbau der 12.000 Telestationen «sehr komplex». Es dauere leider noch «einige Zeit».

Fortschritte beim Abbau - zumindest etwas

In den Stadtverwaltungen ist das Thema bekannt. Ein Sprecher der Stadt Bochum etwa berichtet, dass die Telekom bei den Stadtwerken im August 2024 die Stromabschaltung von 43 öffentlichen Telefonen beantragt habe. An knapp der Hälfte dieser Standorte sei das inzwischen erfolgt, bei der anderen Hälfte werde dies bis Ende des ersten Quartals geschehen. Von der Stadt Düsseldorf heißt es, die Telekom sei zuständig. Man unterstütze aber den Abbau. 

Fortschritte beim Abbau lassen sich am Düsseldorfer Hauptbahnhof erkennen. Dort befinden sich vier Metall-Stelen, an denen die Telefone hingen. Die Telekom hat die Telefone inzwischen abgeschraubt, die Metall-Stelen sind aber noch da - ihre Öffnungen oben und in der Mitte wurden mit Klebeband abgedichtet. Es wirkt wie Schrott, den niemand weggeräumt hat.

© dpa ⁄ Wolf von Dewitz, dpa
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