Ob durch künstliche Intelligenz, Social-Media-Hypes oder eine neue Generation von Leser:innen, eines zeigt sich klar: Die Literaturwelt steht an einem Wendepunkt. Was früher allein auf Papier stattfand, entfaltet sich heute in digitalen Räumen, auf Streaming-Plattformen und in den sozialen Medien. Buchmesse: Künstliche Intelligenz prägt die Debatte Ein zentrales Thema der diesjährigen Messe ist die künstliche Intelligenz (KI). Während generative KI-Modelle längst Texte, Bilder oder Musik produzieren, bleibt die Frage nach dem Urheberrecht brisant. Autor:innen und Verlage diskutieren in Frankfurt über mögliche Lizenzmodelle – also darüber, wie KI-Systeme legal mit geschützten Werken trainiert werden können. Die Debatte spiegelt die zunehmende Sorge wider, dass technologische Innovation ohne rechtliche Grenzen den literarischen Schaffensprozess untergraben könnte. Gesellschaftliche Spannungen und kulturelle Vielfalt Neben den technologischen Fragen ist die Buchmesse auch Schauplatz politischer und kultureller Diskussionen. Das Programm Frankfurt Calling – Perspectives on Culture and Politics widmet sich Themen wie Meinungsfreiheit, Menschenrechten und globalen Konflikten. Das Gastland Philippinen sorgt derweil für Aufmerksamkeit mit einem kulturell eindrucksvollen Auftritt: Ein Pavillon aus Bambus und Ananasgewebe, Performances in indigenen Sprachen und sogenannte "Fliptop Battles" machen die literarische Vielfalt des Inselstaats erlebbar. "BookTok": Die Jugend rettet den Buchmarkt Während die Buchbranche insgesamt mit sinkenden Käuferzahlen kämpft, erlebt ein Segment einen regelrechten Boom: Young Adult- und Romantasy-Literatur. Besonders junge Zielgruppen zwischen 13 und 19 Jahren entdecken Bücher neu – als Sammlerstücke, Lifestyle-Objekte und Ausdruck persönlicher Identität. Plattformen wie TikTok treiben diesen Trend an. Unter dem Hashtag #BookTok wurden allein 2024 über 25 Millionen Bücher verkauft. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr, meldet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Die Frankfurter Buchmesse würdigt dieses Phänomen: In Halle 1.2 gibt es eigene Bühnen für Romantasy-Stars, Signierstunden und Pop-up-Events. Buch trifft auf Bildschirm Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der zunehmenden Verschmelzung von Literatur und Film. Buchverfilmungen, Serienadaptionen und Games nach Romanvorlagen prägen die kreative Landschaft. Die US-Autorin SenLinYu etwa verkaufte die Filmrechte an ihrem Roman "Alchemised" für eine siebenstellige Summe, während Amazons Verfilmung von Mercedes Rons Mea Culpa derzeit für Schlagzeilen sorgt. Auf der Messe findet dazu erstmals ein eigener Book-to-Screen-Day statt. Besucher:innen können sich dort über Produktionsprozesse informieren, an Panels mit Drehbuchautor:innen teilnehmen oder in der neuen Silent-Hörbuch-Disco in immersive Audio-Welten eintauchen. Lesen wird zum Erlebnis Auch jenseits der großen Themen ist spürbar: Die Buchmesse will mehr als nur ein Branchentreffen sein. Verlängerte Verkaufszeiten, interaktive Workshops, das Frankfurt Kids Festival und virtuelle Erlebnisse wie der SpaceBuzz-One machen den Messebesuch attraktiver für Familien und jüngere Zielgruppen. Selbst Nischenbereiche wie Manga, Comics und Cosplay sind längst nicht mehr Randerscheinungen, sondern fester Bestandteil der Messekultur. Ein Zeichen dafür, dass Literatur heute vielfältiger und visuell präsenter ist denn je.