Nur wenige Stunden nach den tödlichen Schüssen auf einer Hochzeitsfeier im mittelfränkischen Fürth hat sich der mutmaßliche Täter der Polizei in Frankreich gestellt. Die Ermittler müssen nun eigenen Angaben nach klären, ob es sich um den gesuchten Franzosen handelt.
Wieso dieser am Sonntag auf einen 47-jährigen Gast geschossen haben könnte, war am Tag nach der Feier noch unklar. «Wir stehen erst am Beginn der Ermittlungsarbeit», sagte Polizeisprecher Michael Petzold. Der Verdacht lautet: Mord. Was bisher bekannt ist und welche Fragen noch offen sind:
Die Tat
Zum genauen Ablauf der Tat schweigt die Polizei zurzeit aus ermittlungstaktischen Gründen. Die Details seien Täterwissen, erläuterte Petzold. Den Ermittlungen zufolge fielen am Sonntagnachmittag mehrere Schüsse in der Eventlocation in einem abgelegenen Industriegebiet in Fürth.
Ein 47 Jahre alter Rumäne wurde lebensgefährlich verletzt und starb später im Krankenhaus. Nach der Tat flüchteten laut Polizei mehrere Menschen in zwei Fahrzeugen mit französischem Kennzeichen.
Eine Verbindung zu einer Bluttat auf einem kurdischen Kulturfest am selben Tag in Parsberg in der Oberpfalz gibt es den bisherigen Erkenntnissen zufolge nicht. Dort waren laut Polizei zwei Männer in Streit geraten. Einer hatte daraufhin den anderen mit einem Messer tödlich verletzt.
«Wir ziehen das zumindest informativ in die Ermittlungen mit ein», sagte Petzold. «Wir sehen aktuell aber keine Hinweise, dass es Zusammenhänge geben könnte.»
Der Täter
Hinweise auf die Identität des mutmaßlichen Täters gab es laut Polizei bereits am Sonntag. Ein Ermittlungsrichter habe einen europäischen Haftbefehl erlassen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, Heike Klotzbücher.
Noch in der Nacht stellte sich ein Verdächtiger der Polizei in Frankreich. Wo genau, wollten die Ermittler zunächst nicht bekanntgeben. Dieser komme nun in Auslieferungshaft, sagte Klotzbücher. «Wir hoffen, dass er innerhalb weniger Wochen hier ist.»
Ob der Verdächtige auch Gast auf der Hochzeitsfeier war oder diese möglicherweise nur für die Tat aufgesucht hatte, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Wegen der zwei Fluchtautos gehen die Ermittler davon aus, dass es Mittäter gab - «zumindest einen», sagte Petzold.
Das Motiv
Auf der Hochzeitsfeier waren mehrere Hundert Gäste. «Wir gehen davon aus, dass das Opfer nicht zufällig ausgewählt wurde», sagte Petzold. Die Schüsse sollten also gezielt den 47-Jährigen treffen. Das Motiv sei aber noch unklar, sagte Petzold. Unbekannt sei auch, welche Verbindung das Opfer zum Brautpaar hatte. Feststehe jedenfalls: «Es war nicht der Bräutigam.»
Die Ermittlungen
Die Ermittlungen seien sehr umfangreich, sagte Petzold. «Das ist ein Riesenberg an Arbeit.» Die Mordkommission habe die ganze Nacht durchgearbeitet und zahlreiche unmittelbare Zeuginnen und Zeugen befragt. «Damit ist sie aber noch nicht durch.»
Am Tatort hätten Fachleute viele Spuren sichergestellt, die nun ausgewertet werden müssten. Das abgesperrte Areal ist inzwischen wieder freigegeben. Die Obduktion der Leiche war nach Angaben der Polizei im Laufe des Nachmittags angesetzt.