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Kampf der Keybox: Florenz verbietet Schlüsselkästen

Sie hängen überall: in Amsterdam, London oder Rom. Aber nicht mehr in der Hauptstadt der Toskana. Dort kosten Schlüsselkästen für Wohnungen jetzt 400 Euro Strafe. Hilft das gegen den Massentourismus?
Schlüsselkästen an Hauswand
Florenz verbietet Schlüsselkästen für Ferienwohnungen. (Foto: Archiv) © Christoph Sator/dpa

Als erste große Stadt im Urlaubsland Italien hat Florenz die viel genutzten Schlüsselkästen zum Einchecken in Ferienwohnungen verboten. Der Gemeinderat verabschiedete die neue Regelung mit großer Mehrheit. Damit soll verhindert werden, dass in der Hauptstadt der Toskana mit ihren 360.000 Einwohnern weitere Mietwohnungen dem Massentourismus zum Opfer fallen. Andere Städte erwägen, dem Beispiel zu folgen - auch anderswo in Europa.

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Im historischen Zentrum von Florenz mit dem Dom, den prächtigen Häusern und den vielen Museen wie den Uffizien ist es heute nahezu unmöglich, an eine bezahlbare Wohnung zu kommen. Viele Eigentümer vermieten lieber für wenige Tage über Internet-Portale wie Airbnb. Das bringt erheblich mehr Geld. Zum Symbol dafür sind die Schlüsselkästen geworden, die überall hängen.

Anwohner: «Wir sind eine aussterbende Art»

In manchen Häusern gibt es kaum noch Mieter, die dort auf Dauer leben. Der Ingenieur Leonardo Lani zum Beispiel ist inmitten von Airbnb-Wohnungen in seinem Haus allein. «Wir sind eine aussterbende Art», sagte er der Tageszeitung «La Repubblica». Aus Protest gegen die Kurzzeit-Vermietungen klebte eine Bürgerinitiative namens «Salviamo Firenze» («Retten wir Florenz») kürzlich Hunderte Kästen mit rotem Klebeband zu.

Das Verbot tritt nun mit sofortiger Wirkung in Kraft. Die Besitzer von Ferienwohnungen in Florenz haben aber noch zehn Tage Zeit, um die Schlüsselkästen abzunehmen. Dann werden, wenn immer noch eine Keybox in der Nähe der Wohnungstür hängt, 400 Euro fällig. Die Kästen kosten in der Regel nur etwa 35 Euro.

Schlüsselkästen auch in vielen deutschen Städten

In den vergangenen Jahren haben sich Schlüsselkästen auch in vielen anderen Ländern für Kurzzeit-Vermietungen durchgesetzt, auch in deutschen Städten. Das Prinzip ist einfach: Die Übernachtungsgäste buchen übers Internet und bekommen dann einen Code zugeschickt, mit dem sie das Zahlenschloss öffnen und die Schlüssel herausnehmen können. Beim Verlassen legen sie die Schlüssel wieder hinein.

Italien geht bereits gegen solche Kästen vor. Inzwischen ist landesweit vorgeschrieben, dass es auch bei Kurzzeit-Vermietungen zu einem Treffen von Besitzer und Urlauber kommen muss. Eigentlich müssen die Personalien der Gäste dann innerhalb von 24 Stunden nach der Ankunft der Polizei gemeldet werden - woran sich längst nicht alle halten. Auch ein allgemeines Verbot von Keyboxes in Italien gibt es bislang nicht. 

Auch Paris geht gegen Schlüsselkästen vor

Allerdings steht Florenz mit dem Verbot der Schlüsselboxen nicht allein da. Auch Paris verhängte Ende Januar ein Verbot von Schlüsselkästen, insofern sie im öffentlichen Raum angebracht sind und etwa an einen öffentlichen Fahrradständer oder eine Bank gehängt werden. Zunächst wird die Box mit einem Warnaufkleber versehen - wenn der Vermieter sie nicht entfernt, tut dies die Stadtverwaltung. Das Bußgeld beläuft sich auf bis zu 1.500 Euro.

Um den Massentourismus einzuschränken und mit Blick auf den angespannten Wohnungsmarkt in der französischen Hauptstadt verkürzte Paris zu Jahresbeginn auch die Dauer, während der eine Privatwohnung touristisch vermietet werden darf. Statt bislang 120 Tage jährlich sind dies nun nur noch 90 Tage pro Jahr. 

Eigentümer kritisieren staatlichen Zwang

Die Mitte-Links-Bürgermeisterin von Florenz, Sara Funaro, nannte den Beschluss den «Beginn eines Weges der Aufmerksamkeit für mehr Lebensqualität, Anstand und Sicherheit». Die Behörden begründen das Verbot auch damit, dass Kriminelle keinen anonymen Unterschlupf finden dürften. Der Eigentümerverband Aigad kritisierte es als staatlichen Zwang. Verbandschef Marco Celani verwies auf etwa 15 Prozent Leerstand in den historischen Zentren von Italiens Städten. 

Abgesehen von den gestiegenen Mieten kritisieren Einwohner auch nächtlichen Lärm, dauernden Krach durch Rollkoffer in den Straßen und Abnutzungen in den Treppenhäusern durch das ständige Kommen und Gehen. In der italienischen Kleinstadt Camogli an der Riviera sowie in französischen Städten wie Marseille sind die Kästen bereits verboten.

Mehr als 4,5 Millionen Besucher pro Jahr

Nach Angaben der Stadt kommen jedes Jahr mehr als 4,5 Millionen Touristen nach Florenz. Viele bleiben mehrere Tage. Im historischen Zentrum leben noch 60.000 Menschen. Italien gehört insgesamt zu den meistbesuchten Ländern der Welt: Vergangenes Jahr wurden 450 Millionen Übernachtungen von ausländischen Gästen gezählt. Auch andere Städte wie Rom oder Venedig versuchen inzwischen, die Kurzzeit-Vermietungen zu reglementieren. 

Als erste Stadt der Welt verlangt die Lagunenstadt an der Adria seit vergangenem Jahr Eintritt von Kurzbesuchern. Dieses Jahr werden von Ostern an zu bestimmten Terminen bis zu zehn Euro fällig, um ein paar Stunden an den Kanälen Venedigs entlangspazieren zu dürfen. Die vom Vulkan verschüttete Stadt Pompeji bei Neapel hat sogar ein Besucherlimit verhängt: Mehr als 20.000 Touristen dürfen nicht mehr zugleich hinein.

© dpa ⁄ Christoph Sator, dpa
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